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Großschweidnitzer Weihnachtsduell

Links und rechts überall geschmückte Häuser. Manche sind wahre Weihnachtshäuser. Wer wohnt dort? Die SZ hat Klingeln geputzt.

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© Matthias Weber

Großschweidnitz. Man kann es nicht verfehlen, hat der Kollege in der Redaktion gesagt. Einfach die Hauptstraße in Großschweidnitz entlangfahren, dann siehst du sie. Stimmt, man kann sie nicht übersehen, die beiden Häuser in der Nähe vom Gemeindeamt in Großschweidnitz. „Ich glaube, die beiden liefern sich ein Duell“, hat der Kollege vermutet. Auch das stimmt, bestätigt Jens Beddies. Er wohnt mit seiner Freundin Lisa Döcke im vorderen, kleineren Haus an der Hauptstraße. Sein Nachbar ist Günther Rost. Auf beiden Grundstücken und an beiden Häusern gibt es eigentlich nichts, was nicht funkelt. Auf Jens Beddies Dach ist zum Beispiel ein leuchtender Hirsch mit Schlitten gelandet und hier haben selbst Schuppen und Zäune eine Beleuchtung bekommen. Beim Nachbarn Günther Rost ist das Bild nicht weniger bunt, fantasievoll und teils ganz schön ausgeklügelt.

Zur Geschichte: Blickfang für Autofahrer
Zur Geschichte: Blickfang für Autofahrer © Matthias Weber
Zur Geschichte: Vom Fachwerkhaus zum Märchenhaus
Zur Geschichte: Vom Fachwerkhaus zum Märchenhaus © Matthias Weber

Mit unzähligen Lichterketten, Leuchtschläuchen, Figuren, Sternen und vor allem viel Mühe haben die zwei Familien ein kleines Weihnachtsfantasieland gebastelt. Wie konnte es nur so weit kommen? An die Anfänge jedenfalls können sich die Nachbarn gut erinnern. Vor drei Jahren zogen Jens Beddies und Lisa Döcke nach Großschweidnitz. Bis dahin hatte Günther Rost nebenan noch im üblichen Maße geschmückt, erzählt er. „Dann hatte der Jens aber zu Weihnachten mit ein paar Sachen geschmückt, die fand ich auch gut“, erzählt Günther Rost. Beddies hatte damals zum Beispiel schon den Hirsch aufs Dach gesetzt und LED-Schläuche angebracht. „Ich dachte mir: Was der kann, das kann ich auch“, sagt Günther Rost und lacht. „Nein, mir hat das einfach gefallen.“ Denn eigentlich ist der Zusammenhalt der Nachbarn ganz gut. 2014 nutzte Rost die Gelegenheit: Als er damals sein Haus frisch verputzte, brachte er gleich eine Lichterkette am Giebel an – die seitdem zu Weihnachten die Konturen vom Haus in Szene setzt. Und so kamen bei den Nachbarn immer neue Ideen dazu. „Wir machen jedes Jahr etwas anderes“, sagt Günther Rost. „Das will ich mir jetzt auch nicht mehr nehmen lassen.“

Ein bisschen verrückt sei das wohl schon, sagt Jens Beddies. „Aber es ist kein Ernst dahinter, es macht einfach Spaß“, erzählt er. „Für mich bedeutet Weihnachten viel. Ich mag das Gemütliche.“ Und beide freuen sich, wenn die Autos ganz langsam vorbeifahren oder gar anhalten.

Die Weihnachtsbeleuchtung bringen die Nachbarn nicht auf einen Schlag an, sondern über mehrere Wochen. „Immer, wenn mal Zeit ist“, sagt Beddies. Das liebste Element? „Der Herrnhuter Stern im Vorraum“, sagt er. Den sieht man von der Straße aus nicht, „aber er gehört hier in der Region einfach dazu.“ Und das schwierigste Element? „Das ist der Kirschbaum“, erzählt Beddies. Dessen Wuchs ist mit Leuchtschläuchen nachgezeichnet, jeder Ast hat eine Beleuchtung bekommen. Bei Günther Rost war die Lichterkette auf dem First in luftigen Höhen die größte Herausforderung. „Dafür musste auch das Wetter stimmen“, sagt er. Wer nun den Weihnachts-Wettkampf gewonnen hat, ist schwer zusagen. Jens Beddies zuckt die Achseln. „Das entscheidet jeder für sich.“ Es dürfte also unentschieden stehen. (SZ/sdn)

Blickfang für Autofahrer im Dunkeln

Hannelore und Dieter Förster haben aus der Not eine Tugend gemacht. Sie wohnen in Niedercunnersdorf zwar ziemlich abseits, übersehen kann man ihr Haus in der Weihnachtszeit trotzdem nicht. Fährt man auf der Löbauer Straße vom Oberland in Richtung Löbau sieht man es rechter Hand strahlen: Die Umrisse des Hauses hat Dieter Förster mit Leuchtschläuchen nachgezeichnet. Am Vordach hängen Eiszapfen, egal, wie kalt oder warm es ist. Die Hecke vorm Haus ist übersät mit Hunderten kleinen Leuchten, die Bäume im Garten sowieso. Schwibbögen und Sterne in den Fenstern dürfen nicht fehlen – Försters mögen gerne den klassischen Weihnachtsstil. Mit Schwibbögen hat auch alles angefangen, erzählt Hannelore Förster. Vor vielen Jahren haben die beiden bei einem Besuch im Erzgebirge gesehen, wie dort in der Weihnachtszeit nahezu jedes Fenster mit Schwibbögen geschmückt war. „Das hat mir so gut gefallen“, sagt Hannelore Förster. „So ging es los.“ Vorteil: Dieter Förster ist Elektriker und auch sonst ein großer Bastler. Vieles in und um das Haus herum hat er selbst gemacht, auch die Neuerung dieses Jahres: eine große Krippe mit Figuren. Das Einzige was nicht aus Försters Bastler-Hand stammt, sind die Herrnhuter Sterne am Krippendach. Morgens, wenn es noch dunkel ist, sitzen die beiden zum Frühstück in ihrem Wintergarten mit Blick auf ihre Weihnachtslichter. „Wir haben unsere Freude dran“, sagt Hannelore Förster. Und andere auch. Das Ehepaar hat zum Beispiel schon aus Dresden Post bekommen, von einer Familie, die zu Weihnachten immer nach Eibau fährt – und sich auf der Fahrt stets über den Blickfang freut.

Vom Fachwerkhaus zum Märchenhaus

Märchenhaft, das ist der richtige Begriff für das kleine Fachwerk-Häuschen an der Dittersbacher Hauptstraße. Hier wohnt Gabriele Feurich. Öfter, erzählt sie, kommen Kinder vorbei, um zu schauen. Für die Kinder, nämlich ihre eigenen, hat sie einst auch begonnen, das Haus innen und außen besonders zu schmücken. Erst nur im Obergeschoss, nach und nach bekam das ganze Haus Weihnachtsschmuck. Und der sieht dieses Jahr so aus: Die typischen Fachwerkbögen strahlen, eingerahmt von Lichtschläuchen, jedes Fenster ist erleuchtet und mit Baststernen und Herrnhutern geschmückt. Im Vorgarten steht ein kleiner leuchtender Hirsch, ein Tannenbaum – und noch einer. Eine der Giebelseiten wird von einer Lasermaschine abwechselnd in grünes, blaues und rotes Licht getaucht. Die Kinder von Gabriele Feurich sind schon längst ausgezogen, aber die Freude am Schmücken haben sie mitbekommen. Jedes Jahr am Montag nach Totensonntag um fünf Uhr morgens geht die Beleuchtung des kleinen Häuschens an. „Mein Sohn fragt dann am Telefon immer: Na, hast du schon die Stadtwerke informiert?“ Nicht, dass die sich wegen des plötzlichen Verbrauchs wundern. Aber so schlimm ist es nicht, das allermeiste der Beleuchtung ist LED-Licht. Mittlerweile lebt Gabriele Feurich alleine in dem Haus, ihr Mann starb 2016. Gabriele Feurich hatte ihn viele Jahre gepflegt. Das Schmücken, das macht sie trotzdem weiter. Denn auch ihrem Mann hatte die Beleuchtung gefallen. „Erst hat er immer gemeckert“, erzählt sie „Und als die Weihnachtszeit langsam ran war, hat er gefragt: ‚Wann fängst du denn jetzt an zu schmücken?‘“