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Großröhrsdorf gegen Sprengversuche

Ein Unternehmer will im alten NVA-Bunker Werkstoffe testen. Doch die Stadt sorgt sich um das benachbarte Massenei-Bad.

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© Reiner Hanke

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Sprengungen im Bunker erlaubt: Die Nachricht schlug am Freitag wie eine Bombe im Großröhrsdorfer Rathaus ein. Seit einem halben Jahr sorgt das Vorhaben eines Unternehmers in einem früheren Bunker in der Massenei für Unruhe in Großröhrsdorf. Der Unternehmer Andreas Wichor will in dem ehemaligen Raketenbunker Werkstoffe testen und dabei Sprengungen durchführen.

Der Bunker befindet sich zwar auf Seeligstädter Flur, aber eben gerade in der Nähe des Großröhrsdorfer Massenei-Bades. Früher war hier auch jahrelang ein Asylbewerberheim. Das beliebte Erlebnisbad ist nur einen Steinwurf entfernt. Deshalb lehnt die Nachbarstadt das Vorhaben ab. Jetzt kam die überraschende Nachricht aus dem Großharthauer Gemeinderat, das Gremium habe keine Bedenken mehr und stimmte dem Vorhaben zu. Die anfängliche Skepsis einiger Räte habe nach einer Probesprengung im November ausgeräumt werden können. Geltende Immissions-Grenzwerte seien bei Messungen von Mitarbeitern des Umweltamtes weit unterschritten worden, hieß es. Die Gemeinde habe damit die erste Hürde für das geplante Testlabor genommen. Der Investor will nun mit dem Beschluss in der Hand die Baugenehmigung vorantreiben.

Großröhrsdorf fühlt sich von dem Beschluss überrollt und ist einer ganz anderen Ansicht. Die Stadt will den Beschluss nicht unwidersprochen hinnehmen. Noch am Freitag setzte Bürgermeisterin Kerstin Ternes ein Schreiben ans Landratsamt auf. Es sei eine zweite Probesprengung mit den entsprechenden Messungen zugesagt worden. Auf der bestehe die Stadt nicht ohne Grund. Bei der ersten Probesprengung sei nach dem Großröhrsdorfer Kenntnisstand mit geringeren Mengen an Sprengstoff gearbeitet worden. Deshalb wird die Aussagekraft bezweifelt. Die Stadt appelliert an die Kreisbehörde, den ursprünglichen Plan durchzusetzen. Schon im Herbst habe die Stadt ihren Standpunkt sehr deutlich gemacht und auch in einer Stellungnahme formuliert. Dieses Testlabor würde sich dann mitten in einem Landschaftsschutzgebiet befinden, unweit vom Freibad. Die Stadt lehnt das Vorhaben aus mehreren Gründen ab. Da ist zum einen die große Sorge, dass am Baugrund und dem Edelstahlbecken im Erlebnisbad Schäden entstehen. Das sei ein hohes Risiko. An dem Erlebnisbad hänge viel für die Stadt – als Freizeiteinrichtung für die Bürger und als touristischer Magnet. Jedes Jahr fließt viel Geld in die Einrichtung.

Für die Stadt sei nur schwer vorstellbar, dass die Sprengungen folgenlos bleiben sollen. Dazu kommt: Die Stadt fürchtet einen Image-Schaden für das Massenei-Bad und damit einen Besucherrückgang mit einem Sprengstoffversuchslabor nebenan. Das könnte die Badegäste schon verunsichern: „Es ist ein Thema, das uns derzeit sehr bewegt“, sagt die Bürgermeisterin. Gegen den Ratsbeschluss in Großharthau könne die Stadt aber nichts unternehmen. Das wäre dann erst juristisch möglich, wenn es tatsächlich zu einer Baugenehmigung kommen würde. Gegen die kann die Stadt klagen. Ein solcher Schritt müsste freilich zuerst mit dem Rat besprochen werden.

Großharthau sieht offenbar in der momentan angestrebten Nutzung die einzige Möglichkeit, das ehemalige Militär- und Asylgelände gewerblich zu nutzen. In Großröhrsdorf denkt man ganz anders darüber: Sie könne ja verstehen, dass der Eigentümer des Geländes nach einer wirtschaftlichen Nutzung strebt, schätzt die Rathauschefin ein. Doch gerade ein solches Projekt sollte sehr, sehr genau geprüft werden.

Das Gelände liege im Landschaftsschutzgebiet (LSG), in einem Naherholungsgebiet. Ziel sollte es aus Sicht der Stadt sein, das Areal dort mit ins LSG einzugliedern und der Natur zurückzugeben.