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Großputz im Bramschtunnel

Abwasser-Spezialisten kümmern sich darum, dass die Röhren nicht zur Falle für Autofahrer werden.

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© Peter Hilbert

Von Peter Hilbert

Seit Freitagnachmittag können Kraftfahrer wieder ungehindert durch den Bramschtunnel rollen. Für sie war es dort in der vergangenen Woche besonders im Berufsverkehr eng geworden. Ab Montag blieb jeweils eine Röhre gesperrt. „Für die Tunnelsicherheit ist das jedoch enorm wichtig“, erklärt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Bei einer Wartung haben Dutzende Spezialisten die Sicherheitstechnik überprüft. Als Beispiel führt Koettnitz Brandmelder, Notrufeinrichtungen, Videokameras und Ventilatoren an.

Dabei haben Pumpwerksmeister Norbert Straßburg und weitere Fachleute der Stadtentwässerung eine besondere Aufgabe. Sie kümmern sich darum, dass die tiefsten Stellen der beiden Röhren nicht zur bösen Falle für Kraftfahrer werden können. „Das könnte geschehen, wenn bei Starkregen das Wasser nicht ordentlich abfließt und sich aufstaut“, erläutert Straßburg. Der Meister rückt mit bis zu zehn Fachleuten bei der planmäßigen Wartung im Halbjahresrhythmus an.

Am Fahrbahnrand sind Rinnen, durch die das Wasser in den größeren Kanal läuft, der direkt unter der Straße liegt. Mit ihrem Saug- und Spülfahrzeug haben Mario Möckel und sein Kollege Matthias Weber die Abflüsse zuerst mit dem Hochdruckschlauch gereinigt. Dann folgte der dickere Saugschlauch. Sand, Schlamm, Kies & Co. landen, vom Vakuum beflügelt, in der Schmutzkammer des Fahrzeugs. Am Freitagmorgen arbeiten sie am letzten Stück.

„Wir sind zweimal im Jahr hier“, sagt Spezialtechniker Weber. Da sind die Arbeiten im Ende 2002 eröffneten Tunnel mittlerweile Routine. „Hier haben wir aber enormen Zeitdruck“, berichtet er. Denn für jede Röhre hat das Spülteam nur gut zwei Tage Zeit. Am Freitagnachmittag muss der Tunnel wieder öffnen. Zudem dürfen die Kanalarbeiter nicht anderen Spezialisten in die Quere kommen, die beispielsweise mit ihrer Technik die Röhren und die Fahrbahn reinigen. Da sei eine präzise Abstimmung mit den anderen Firmen nötig. Wo die Tunnelröhre am tiefsten liegt, ist der Kanal bis zu einem knappen halben Meter groß. Das ist eine Art kleines unterirdisches Staubecken, so Meister Straßburg. Das muss ebenfalls von Schmutz befreit werden.

Bei Regen wird das Wasser dort abgepumpt. Es landet in den tiefen Gruben der beiden Pumpwerke, die hinter dicken Stahltüren gleich hinter den Tunnelportalen liegen. Jeweils zwei Pumpen sorgen dort auch dafür, dass das Regenwasser letztlich zwölf Meter höher in normale Straßenkanäle fließt. Für den Havariefall ist in jeder Anlage eine dritte Pumpe installiert. Denn im Tunnel ist in solchen Fällen Schnelligkeit gefragt. Bei einem Ausfall ist sofort Ersatz da, sodass bis zu 40 Liter pro Sekunde abgepumpt werden können. Diese Technik haben die Abwasser-Spezialisten diese Woche ebenfalls überprüft.

Schließlich sind im Tunnel Technikausfälle ein Problem. „Wir müssten eine Sperrung beantragen. Außerhalb der planmäßigen Wartung ist das aber sehr aufwendig“, sagt der Meister. Glücklicherweise habe er bisher nur eine Havarie gehabt, bei der die Röhre Richtung Zentrum nachts etwa vier Stunden komplett gesperrt werden musste. Vor einigen Jahren war mitten im Sommer Eishagel heruntergekommen. „Die Kugeln hatten Schieber, Rückschlagklappen und andere Armaturen blockiert“, berichtet Straßburg. „Die Feuerwehr hatte bei meinem Anruf gedacht, ich mache Spaß.“ Die konnte letztlich mit einem „Heißkärcher“ und erhitztem Wasser alles auftauen und die Eisblockade beenden.

Straßburgs Spezialisten haben auch die Gaswarnanlage überprüft. Über Sensoren in den Pumpwerken meldet sie an die Kanal- und die Tunnelzentrale, wenn mit dem Regenwasser explosive Gase, so von ausgelaufenem Benzin, kommen würden. „Dieses Mal ist alles wieder völlig reibungslos gelaufen“, resümiert der Meister am Freitagvormittag. Wenige Stunden später sind Straßburgs orangefarbene Spezialfahrzeuge verschwunden, gehören die Röhren wieder den Kraftfahrern.