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Großnaundorf will eine freie Schule

Nach dem Aus vor Jahren für den Bildungsstandort startet die Gemeinde einen neuen Anlauf. Der Antrag läuft.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Großnaundorf. Eigentlich könnten sofort Schüler die Klassenzimmer in Großnaundorf stürmen. Doch es ist schon wieder ein paar Jahre still in den Schulräumen. Nachdem Großnaundorf den Grundschulstandort verloren hatte, lernten hier nur noch zeitweise ab und zu Kinder. Immer dann, wenn in anderen Schulen gebaut wurde. Mal Kinder aus Großröhrsdorf, mal aus Pulsnitz, zuletzt 2013 aus Leppersdorf. Doch es soll bald wieder ein regelmäßiges Schulleben in die Schulräume kommen. Das hatte sich schon der langjährige Bürgermeister Jürgen Kästner vorgenommen, angeschoben, quasi in die Wege geleitet. Und das will auch sein Nachfolger Christian Rammer weiterführen.

Dazu stellte sich jetzt im Dorfgemeinschaftsraum der potenzielle künftige Schulträger mit seinem Projekt für die „Freie Keulenbergschule“ vor: das Trägerwerk Soziale Dienste Sachsen, eine gemeinnützige GmbH. Die nahm zugleich Anregungen, Fragen und Hinweise der Eltern künftiger Schulanfänger entgegen.

Gutes Gefühl

Es blieb kein Stuhl frei, freut sich Bürgermeister Christian Rammer. Er spricht von gut 80 Gästen und ist sich sicher: „Wir haben ein sehr gutes Gefühl, dass es ab dem nächsten Jahr losgehen könnte“, mit der Grundschule. Das große Interesse mit so vielen Gästen spreche dafür. Christian Rammer: „Wir sind der Meinung, dass es bei den steigenden Kinderzahlen, im Ort Bedarf für eine Schule gibt.“ Eine Konkurrenzsituation sollte allerdings nicht entstehen, es gehe ja um das Wohl der Kinder. Er sei aber fest davon überzeugt: „Eine Grundschule gehört ins Dorf.“

Genau deshalb habe die Gemeinde ja nach dem Aus das Projekt Schule selbst vorangetrieben. Sein Vorgänger, Jürgen Kästner, habe nie aufgehört, „daran zu glauben und dafür zu kämpfen, dass die ehemalige Schule wieder existiert“, sagt Christian Rammer. Das ist nun auf dem Weg, Realität zu werden, Dank seines Vorgängers im Amt, stellt Rammer klar.

Bedarf ist groß

Und auch Falk Stirner, Geschäftsführer des künftigen Trägervereines, schätzt nach der Veranstaltung ein, dass der Bedarf groß sei. Es sei eine super Veranstaltung mit positiver Resonanz gewesen, so das Fazit im Trägerwerk. Dort wurde noch wenige Tage vor Antragsende in dieser Woche am Konzept gefeilt. Über inhaltliche Details werde die Gesellschaft noch informieren. Erst wolle man ins Antragsverfahren bei der Sächsischen Bildungsagentur eingestiegen sein. So viel ist klar: Die Schule werde sich in den fächerbezogenen Anteilen an der Stundentafel für die Grundschulen im Freistaat orientieren. Die Kinder sollen natürlich ein fundiertes Grundwissen erhalten und auch selbstständig und im Team arbeiten lernen. Außerdem wolle man die Eltern aktiv mit einbeziehen.

Derzeit besuchen die Großnaundorfer Kinder die Grundschule in Laußnitz. Bürgermeister Joachim Driesnack verfolgt natürlich die Initiative in der Nachbargemeinde aufmerksam, auch mit einer gewissen Skepsis. Er verstehe seinen Amtskollegen, wenn er sage, die Schule gehöre zum Dorf. Dort will natürlich auch Laußnitz seine erhalten. Immerhin habe die Kommune enorme Summen investiert, in Dach, Fassade, Sanitäranlage, Elektrik. Der Bedarf müsste einmal übergreifend zwischen Pulsnitz und Königsbrück analysiert werden, regt Joachim Driesnack an. Es komme vor allem darauf an, wie sich die Schülerzahlen entwickeln. Er wolle jetzt erst einmal die Aussagen des Kultusministeriums in der Sache abwarten, um sich eine Meinung zu bilden.

Das Trägerwerk Soziale Dienste in Sachsen mit Sitz in Dresden gibt es seit 1992, damals noch als Verein. Unter dem Dach der Gesellschaft gibt es zum Beispiel mehrere Kitas und Horte, die Gesellschaft ist in der Kinder- und Jugendhilfe tätig, aber auch im Behindertenbereich und der Altenhilfe. Mit Großnaundorf käme nun das erste Schulprojekt dazu. Es passe gut ins Profil, so Falk Stirner. „Es wird eine wunderschöne Dorfschule“, so das Versprechen.