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Großes Interesse an Bahnhofslok

Zum Fest am Sonntag kamen hunderte Besucher. Unter ihnen waren auch Männer mit einer besonderen Beziehung zu dem Technischen Denkmal.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Auf den Führerstand einer Dampflok klettern kann man nicht alle Tage. Am Sonntag gab es diese seltene Gelegenheit für alle Bautzener. Auch wenn das alte Stahlross nicht mehr unter Dampf steht, ist es doch ein tolles Erlebnis, die steilen Stufen emporzuklettern und sich im Inneren umzusehen. Nachdem die 52er Lok vom Bahnhofsvorplatz zur Packhofstraße am Bautzener Güterbahnhof umgezogen war, luden die neuen Eigentümer der Lok, die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde aus Löbau, zu einem Fest an dem technischen Denkmal ein. Denn noch bleibt einiges zu tun, bis alles so ist, wie es sich Heiner Schleppers, der Hauptorganisator des Lok-Umzuges, vorstellt. „Geschätzte 30 000 Euro werden noch nötig sein, um die Lok zu sandstrahlen, neu zu streichen, ein Dach zu errichten und um einen Elektroanschluss für die Beleuchtung zu verlegen“, sagte er. Zwar sei noch ein Rest von den Spendengeldern für den Umzug übrig, doch hofft Schleppers weiter auf tatkräftige Hilfe von Sponsoren. – Von Vormittag an bis zum späten Nachmittag herrschte an der Packhofstraße reges Begängnis, was Heiner Schleppers freute. Viele Besucher verbanden persönliche Erinnerungen an die Lok. „Ich war Taxifahrer, als die Lok Ende der 80er Jahre am Bahnhof aufgestellt wurde und habe diese Aktion ebenso verfolgt, wie seinerzeit die Umsetzung“, sagte Burkhard Flakowsky. Andreas Link hatte in seiner Kindheit in der nahe gelegenen Liselotte-Herrmann-Straße gewohnt und das Gelände an der Packhofstraße sei gleichsam sein „Abenteuerspielplatz“ gewesen. Der Vater eines Spielkameraden arbeitete zudem im Güterbahnhof und hatte den Kindern alles gezeigt. Alex Pötschke wollte seinen Söhnen Kimi und Finn die Faszination der alten Technik nahebringen. Außerdem wohnt er nahe der Bahnstrecke in Medewitz und hat dort früher noch zuweilen Dampflokzüge entlangfahren sehen.

Wiedersehen mit alten Kollegen

Dieter Grosche ist einer der Lokführer, die die alte 52er gefahren haben. Das Mitglied bei den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden erklärte den Besuchern auf dem Führerstand, wie es damals so war, als die Lok noch dampfte. Besonders freute er sich dabei darüber, was schon die Kleinsten für ein Fachwissen mitbrachten. Und er freute sich, mit Kollegen von damals zusammenzutreffen. So mit Harald Stange und Jochen Krautschick, die sich auch gegenseitig über ihr Wiedersehen freuten. Beide waren zusammen im Bahnbetriebswerk Bautzen angestellt. Die Eisenbahner hätten sich wie eine Familie gefühlt. Das sei auch nötig gewesen, denn auf dem Führerstand mussten Heizer und Lokführer perfekt harmonieren. „Es waren hundert Prozent Zuverlässigkeit und Vertrauen nötig“, sagte Jochen Krautschick.

Der Kubschützer war seinerzeit mit 18 Jahren einer der Jüngsten, dem solch ein Stahlross anvertraut wurde. Sein Vater war selbst Lokführer gewesen. Nach einem Unfall, wo auf der Wilthener Strecke nach einem Gewitterguss der Tender aus den Schienen gesprungen war, sprang Jochen Krautschick für seinen Vater ein. Es sei schon ein irres Gefühl gewesen, als junger Mensch so einen Koloss dirigieren zu können, denkt Jochen Krautschick zurück. Seine Erinnerungen an die alten Zeiten seien vorwiegend positiv. Doch zum Teil seien die Zeiten auch schwer gewesen. Besonders negativ in Erinnerung hat Jochen Krautschick die schlechte Qualität der Kohle, die den Lokführern das Leben schwer machte, weil sie keine Leistung brachte.