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Großer Tag für die Schkola-Chefin

Ute Wunderlich feiert 20-jähriges Dienstjubiläum. Aus der Grundschullehrerin wurde eine Geschäftsführerin.

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© Thomas Eichler

Von Gabriela Lachnit

Ein mehrere Meter langes Plakat liegt im Büro von Ute Wunderlich in der Ergodia-Schule in der Dresdner Straße in Zittau. Lehrer und Schüler der Schkola Ebersbach haben das Plakat anlässlich ihres Dienstjubiläums gebastelt. Es zeigt die vielen Stationen auf dem 20-jährigen Weg der Geschäftsführerin der Schkola.

Noch immer ist die 45-Jährige gerührt, wenn sie an diesen Tag denkt. Der Lehrerchor sang und jeder Schüler überreichte eine Blume, erzählt sie. 1997 fing Ute Wunderlich in der Schkola, der Freien Mittelschule in Jonsdorf an. 1999 wechselte sie in die Freie Grundschule nach Hartau. Seit 2001 war sie dort Schulleiterin. Zwei Jahre später übernahm sie die Funktion der Pädagogischen Leiterin für die Schkola-Schulen in Hartau und Ebersbach. Weitere zwei Jahre später, leitete sie alle Schkola-Einrichtungen. Seit 2009 ist Ute Wunderlich die Geschäftsführerin der Schkola mit einem Kindergarten in Lückendorf, Schulen in Hartau, Ostritz und Ebersbach, der Schule für Gesundheitsberufe Ergodia in Zittau und einer Begegnungsstätte in Jonsdorf.

Mit 130 Mitarbeitern, darunter 90 Pädagogen, und knapp 600 Schülern vergleicht sie sich mit dem Chef eines mittelständischen Unternehmens. Ute Wunderlich hat kein Problem damit. Sie sei in die Aufgabe hineingewachsen, sagt sie. Die studierte Grundschullehrerin hat ihre Ausbildung in Cottbus absolviert. Das war für sie naheliegend, weil sie aus Senftenberg stammt. In Brandenburg gibt’s ein anderes Schulsystem als in Sachsen.

Pädagogische und inhaltliche Freiheiten zu nutzen, kam ihr in Jonsdorf zu passe. Vor allem das altersgemischte Lernen findet Ute Wunderlich gut. „Es gab viele Spielräume für die Umsetzung dessen, was man im Studium gelernt hatte“, sagt sie. Dazu gehörte, dass verschiedene Jahrgänge in einer Klasse lernen. Der Lehrer sei hier eher Begleiter. Viel passiere über Beziehungsebenen. Ute Wunderlich hat bestätigt bekommen, dass sich ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis in Leistung auszahlt. Wegen des altersgemischten Lernens hat sie kein Problem mit der Inklusion, also dem gemeinsamen Lernen von behinderten und nichtbehinderten Schülern. Das sei an der Schkola leicht zu bewerkstelligen. Sie erklärt das an einem Beispiel: Wenn in einer Klasse Schüler über Afrika sprechen, erklärt das der Gymnasiast mit politischen Systemen und Entwicklungen. Der Realschüler spricht über Bodenschätze des Kontinents. Der behinderte Schüler bewältigt das Thema, indem er Tiere, die in Afrika leben, ausschneidet und aufklebt. Ute Wunderlich hat erlebt, dass Inklusion so erfolgreich sein kann.

Neuland haben die Geschäftsführerin und ihre Kollegen mit den Begegnungstagen betreten. Einmal in der Woche besuchen 40 Kinder eine Schule in Tschechien und behandeln dort in gemischten Lerngruppen ein aktuelles Thema. Zum Beispiel den Herbst und die Apfelernte. Ob das bei den Schülern gut ankommt, war für Ute Wunderlich anfangs offen. „Sich begegnen ist anstrengend.“ Kleine Schüler haben die Begegnungstage mit ihrem spielerischen Trieb gut bewältigt. Pubertierende Schüler haben alles infrage gestellt. Seitdem gab es Veränderungen in Form von Projekttagen in Chemie oder Physik. „Auch ich habe in den 20 Jahren manchmal die Begegnungstage hinterfragt“, sagt sie. Es ist ihr ein Anliegen, auch Bewährtes auf den Prüfstand zu stellen, für noch bessere Ergebnisse.

Als die ersten Schkola-Schüler im Vorjahr das Abitur bestanden, erinnerte sich Ute Wunderlich zwei Jahre zurück, als sie bei einer Zugfahrt lauthals gejubelt hat: Es kam die telefonische Bestätigung, dass die Schkola Abitur anbieten darf. Dafür, dass Schüler in Ebersbach ihr Abitur ablegen können, hatte sie lange gekämpft, umso größer die Freude als die offizielle Anerkennung aus dem Kultusministerium, kam. Auf die Wertschätzung für die Schkola-Schulen ist die Geschäftsführerin sehr stolz: Als einzige ostdeutsche Schule ist die Schkola 2017 für den Deutschen Schulpreis nominiert gewesen und wird jetzt als Auszeichnung zwei Jahre lang von Experten der Humboldt-Universität gecoacht, die vor Ort die Lehrkräfte zu pädagogischen Fragen beraten.