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Großenhain sucht Asylunterkünfte

Der Landkreis Meißen überprüft gegenwärtig die Eignung des Gästehauses Zabeltitz als Flüchtlingsheim.

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© Christian Essler

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Enrico Poldrack staunte am Sonnabend nicht schlecht. Gleich am frühen Morgen, so der Eigentümer des Gästehauses Zabeltitz, sei er darauf aufmerksam gemacht worden, dass über sein 40-Zimmerobjekt etwas in der Sächsischen Zeitung steht. „Als mir dann gesagt worden ist, dass daraus eine Unterkunft für Flüchtlinge hergerichtet werden soll, bin ich schnell losgefahren“, bekennt Poldrack. Sofort habe er sich eine Zeitung besorgt, um selbst lesen zu können, was der Flüchtlingsbeauftragte des Kreises, Ulrich Zimmermann, offiziell verkündet hatte: Das Gästehaus am Rande des Barockgartens ist auf die Liste all jener Immobilien gesetzt worden, die für die kurzfristige Aufnahme von Flüchtlingen ob ihrer Eignung untersucht werden.

Immerhin: Bis zum Jahresende muss der Landkreis, statt der bisher prognostizierten 1 468 nun 1 200 Menschen mehr aufnehmen. Das Kontingent an Unterkünftensei jedoch in drei, spätestens vier Wochen erschöpft. „Wir stehen demnach jetzt vor dem großen Problem, alle Immobilien zur Unterbringung in Betracht ziehen zu müssen, die wir bisher verworfen haben“, betonte Zimmermann. Eines der Objekte ist das Gästehaus, welches Enrico Poldrack dem Kreis im Juni vergangenen Jahres tatsächlich selbst angeboten hatte. Allerdings: „Der damalige Großenhainer Verwaltungschef, Herr Müller, lehnte eine derartige Nutzung ab und seitdem haben wir nichts mehr vom Kreis gehört“, sagt Poldrack.

Es wird weiter geprüft

Von den neuerlichen Plänen sei er daher am Wochenende sehr überrascht worden. Belegt werde sein Haus momentan bis zur Winterpause am 6. Dezember. Dann übernachten in Zabeltitz noch einmal die Kinder der Stepptanz-Weltmeisterschaft in Riesa. „In diesem Jahr können wir uns ohnehin nicht über mangelnde Buchungen beklagen. Angesichts von anderen geschlossenen Hotels sind wir wirklich gut besucht“, erklärt Enrico Poldrack.

Dass im Gästehaus bald Asylbewerber schlafen könnten, sei für ihn zumindest aus baulichen Gründen denkbar. „Darüber hinaus kann ich jedoch nichts dazu sagen. Ich habe erst am Freitag einen Termin mit dem neuen Oberbürgermeister und hatte eigentlich gehofft, dass wir am Standort gastronomisch etwas entwickeln können.“

Großenhains Verwaltung äußerte sich gestern eher zurückhaltend. „Auf Anfrage des Landratsamtes prüfen wir weitere Möglichkeiten zur Unterbringung von Asylbewerbern im Stadtgebiet. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit dem Stadtrat, der dann eine Empfehlung an den Kreis abgibt“, so Rathaussprecherin Diana Schulze.