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Großeinsatz im Triebischtal

Erst wird gefeiert, dann brennt eine Werkstatt – und schließlich müssen fast 50 Feuerwehrleute im Dorf anrücken.

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© tnn

Von Christoph Scharf

Am Mittag danach liegt noch Brandgeruch in der Luft. Er erinnert an den gestrigen Großeinsatz der Feuerwehr in Miltitz, einem 450-Einwohner-Ortsteil von Klipphausen. Dort haben am Dorfberg die Aufräumarbeiten längst begonnen. In der Einfahrt neben einem Wohnhaus stapeln sich verbrannte Holzbalken, angekohlte Spanplatten, verschmortes Dämmmaterial. Dazwischen stehen ein Simson-Moped und ein Gelände-Motorrad mit Rußspuren. Schlimmer sieht die Werkstatt dahinter aus. Im Rolltor sind die Plastescheiben zerschmolzen, der Giebel ist geschwärzt, große Löcher klaffen in der Verkleidung.

Das Wichtigste aber: Die Bewohner des angrenzenden Wohnhauses sind gesund. „Wir konnten uns mit unserem Kleinkind und den zwei Hunden rechtzeitig in Sicherheit bringen“, sagt eine Hausbewohnerin. Das frisch renovierte Haus mit der gelben Fassade hat nur einige Rußspuren abbekommen.

Das hätte allerdings auch anders ausgehen können, sagt Stefan Hanschmann von der Feuerwehr Taubenheim. Der Tischlermeister wurde nachts um 3.20 Uhr von seinem Pieper aus dem Schlaf gerissen: „Garagenbrand in Miltitz“, lautete die Meldung. „Das klang eigentlich nach einem Routineeinsatz“, sagt der 29-Jährige.

Rund 15 Minuten später vor Ort war klar, dass es etwas Ernstes wird. Mitglieder von gleich vier Feuerwehren – Burkhardswalde, Miltitz, Taubenheim, Garsebach – konnten beobachten, wie die Flammen bereits aus dem Giebel schlagen und eine Rußwolke zum steigt. Offenbar hatte der Besitzer zuvor bereits eine halbe Stunde lang versucht, selbst das Feuer in der früheren Kfz-Werkstatt zu löschen.

Doch der fortgeschrittene Brand war nicht das einzige Problem. „Das betroffene Gebäude war nicht nur unübersichtlich und verraucht, sondern auch mit allen möglichen brennbaren Materialien vollgestellt“, sagt Stefan Hanschmann, der nun als Einsatzleiter fungierte. Motorräder mit Benzintanks, Kanister mit Betriebsstoffen und Behälter mit Schmiermittel – eine explosive Mischung. „Schnell war klar, dass unsere Kräfte nicht ausreichen würden.“ Als Nächstes wurden deshalb die Wehren Rothschönberg und Tanneberg alarmiert. Und selbst damit war das Feuer nicht angemessen zu bekämpfen: Sogar Scharfenberg und Deutschenbora mussten ausrücken – am Ende drängten sich 47 Einsatzkräfte und zehn Fahrzeuge in Miltitz.

Doch warum? Die zahlreichen Alarmierungen sollten sich noch als gut erweisen. Denn als die Feuerwehr den Brand in der Werkstatt bereits unter Kontrolle glaubte, hatte sich das Feuer unbemerkt in einen benachbarten Schuppen durchgefressen. „Da war jeder Mann erforderlich, um das Übergreifen auf das Wohnhaus zu verhindern“, sagt der Einsatzleiter. In drei Trupps zu je zwei Mann bekämpften Männer unter Atemschutzmasken die Flammen. Alle 20 Minuten waren sie abzulösen – über Stunden hinweg. Erst um acht hatte sich die Lage so weit beruhigt, dass die Kameraden bis auf die Brandwache den Heimweg antreten konnten. Zum Glück gibt es in Klipphausen für solche Fälle einen Notfallplan: Die Feuerwehr kann auch mitten in der Nacht den Chef des Triebischtaler Frischemarkts rausklingeln, der für die knapp 50 Kameraden warme Würste organisierte – so dass die den langen Einsatz nicht hungrig absolvieren mussten. „Wer nachts um drei alarmiert wird, kann ja nicht erst frühstücken“, sagt Stefan Hanschmann, der wie viele andere von der Einsatzstelle gestern früh direkt auf Arbeit ging.

Doch warum braucht es acht Feuerwehren, um einen Werkstattbrand zu löschen? Das Problem ist die knappe Zahl der verfügbaren Atemschutzgeräte-Träger, sagt Stefan Hanschmann. Im Alter jenseits der 50 sei kaum noch ein aktiver Kamerad für den anstrengenden Einsatz unter der Atemmaske geeignet. Junge Kräfte aber seien knapp – nicht nur in Klipphausen, sondern überall im Landkreis. Tagsüber, wenn viele Feuerwehrleute auf Arbeit unabkömmlich seien, sei die Situationen noch viel prekärer. „Da muss sich etwas ändern.“

Für die Bewohner ist der Brand in Miltitz schon katastrophal genug. Sie waren am Freitag mit Gesprächen mit der Versicherung beschäftigt. Die Höhe des Schadens steht laut Polizei noch nicht fest, dessen Ermittlung werde Wochen dauern. Allerdings gibt es schon einen Hinweis auf die Brandursache, sagt Polizeisprecher Marko Laske. „Der Besitzer gab an, dass im Vorfeld dort gefeiert wurde. Dabei sei nicht auszuschließen, dass eine brennende Zigarette im Gebäude zurückgelassen worden sei.“ Allerdings prüfe man trotz des Hinweises alle anderen möglichen Ursachen.