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Große Sprünge im Rödertal

Die Enduro-Szene kam zum Cross-Rennen nach Feldschlößchen. Sieger in der wichtigsten Klasse wurde ein 15-Jähriger.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Wachau. Wachaus Bekanntheitsgrad dürfte am Sonnabend wieder um ein beachtliches Stück angestiegen sein. Im Gelände der Schwabeschen Stiftung bei Feldschlößchen waren die Großen der sächsischen Enduro Szene zu Gast. Diesmal hatten die Veranstalter um Johannes Baumgärtel die Strecke noch anspruchsvoller gestaltet. Reifenstapel waren zu sehen und auch die Knorpelrampe war wieder aufgebaut. Stoßdämpfer waren die am meisten beanspruchten Teile der Enduro Maschinen. Denn diesmal wurde hier nicht nur geländegängig gefahren, sondern auch mustergültig geflogen.

Diesmal war die Expert-Rennstrecke durch einige Schikanen etwas schwieriger geworden. Nicht alle schafften die Anforderungen.
Diesmal war die Expert-Rennstrecke durch einige Schikanen etwas schwieriger geworden. Nicht alle schafften die Anforderungen. © Bernd Goldammer
Nichts für schwache Nerven: Rund zehn Meter flogen die Fahrer der höchsten Fahrerklasse am Sonnabend , wenn sie mit Vollgas über die Knorpelrampe rasten.
Nichts für schwache Nerven: Rund zehn Meter flogen die Fahrer der höchsten Fahrerklasse am Sonnabend , wenn sie mit Vollgas über die Knorpelrampe rasten. © Bernd Goldammer
Der 15-jährige Florian Görner (l.) gewann das diesjährige Expert-Rennen. In zwei Stunden voller Konzentration schaffte er vierzehn Runden.
Der 15-jährige Florian Görner (l.) gewann das diesjährige Expert-Rennen. In zwei Stunden voller Konzentration schaffte er vierzehn Runden. © Bernd Goldammer

Wachau scheint ein gutes Hinterland für dieses Rennen zu haben. Zusammen mit zehn Enthusiasten haben die Organisatoren die Strecke tagelang vorbereitet. Sonnabend waren dann noch mal 35 Helfer im Einsatz, um den reibungslosen Verlauf des Rennens abzusichern. Bereits vor dem Rennen hatten die Organisatoren Grund zum Jubeln. 120 Teilnehmer waren erschienen. „Die Wachauer Jungs haben sich schon im Vorjahr einen tollen Ruf erworben. Deshalb haben wir sehr gerne für diese Veranstaltung geworben“, betont Norbert Günther aus Börnichen. Besagtes Erzgebirgs-Dörfchen liegt nur wenige Kilometer von der ostdeutschen Hochburg Zschopau entfernt. Von hier kamen nämlich viele Sieger der internationalen Sechstagerennen in der 150 und 250 Kubikzentimeter Klasse. Norbert Günther hat im Zschopauer Motorradwerk gelernt. Später gehörte er zu jenen, die den Niedergang des Werkes miterlebt haben. In Feldschlößchen war er als Fotograf für eine Firma vor Ort.

Bambini-Rennen zum Auftakt

Den Kindern war die Eröffnung des 6. Knorpelschänken-Enduros vorbehalten. Gegen 10 Uhr starteten die Bambini. Mit ihren kleinen Bikes gingen immerhin zehn Jungen an den Start. Sascha Philipp sogar mit einem Elektro-Bike. Die Kinder forderten ihre kleinen Maschinen von Anfang an. Gleich danach folgten die Junioren. Sie durften hier mit 80-Kubikzentimeter-Motoren starten. Von 12 bis 14 Uhr gingen dann die Hobbypiloten an den Start. Wer in zwei Stunden die meisten Runden schaffte, gehörte zu den Gewinnern. Vielen ging es aber nicht um Sieg oder Platzierung. Die Strecke lockt mit ihrem besonderen Reiz. Außerdem sei es einfach schön, hier dabei zu sein, war überall zu hören.

Dann wurde es im ehemaligen Parkgelände der Schwabeschen Stiftung plötzlich still. Das war die Ruhe vor dem Sturm. Das Fahrerlager leerte sich und bald darauf fanden sich alle Starter der Expert-Gruppe vor der Startlinie. Dort waren viele bekannte Gesichter aus dem Vorjahr zu sehen. Ronny Bieger aus Gottschdorf war dabei und auch Alexandra Gasch aus Dresden ließ sich die Expert-Runde nicht entgehen.

Alle Schikanen registriert

Wer hier mitfährt, weiß sehr genau, worauf es ankommt. Einige Teilnehmer sind die Strecke mehrmals abgelaufen. Sie haben alle Besonderheiten der Schikanen registriert und in ihre Fahr-Strategie einbezogen. Denn solche Rennen werden nicht allein mit dem Gasbowdenzug gewonnen. Etwa 600 Besucher hatten sich unter den Bäumen im Gelände verteilt, als am Start die Motoren zu dröhnen begannen. Akribisch wurde Rene Brückner beobachtet. Kurz nach 15 Uhr gab er das Startsignal. Die Geländebikes schossen sekundenschnell auf die Strecke. Schon jetzt sollte sich die gute Streckenbeobachtung auszahlen. Zwischen Vollgas geben und bremsen lagen manchmal nur Sekundenbruchteile. Wer präzise den richtigen Moment fand, konnte es in den zwei Stunden Rennzeit auf viele Runden bringen. Für die Anderen standen zahlreiche Helfer an den Schikanen bereit. Sie halfen den Fahrern schnell wieder auf die Räder. Alle kämpften, doch längst nicht jeder hielt das vollständige Rennen durch. Manchmal bedeutet Professionalität eben auch, zu seinen aktuellen Leistungsgrenzen zu stehen. „Es gab auch drei Fahrer, die das Rennen mit leichten Blessuren beendeten“, war vor der Siegerehrung von Rennleiter Johannes Baumgärtel zu hören. Er feierte am Sonnabend übrigens seinen 35. Geburtstag. Als er die Sieger des Hauptlaufes bekanntgab, ging ein Raunen durch die Menge. In der Expert-Klasse hatte der fünfzehnjährige Nico Görner aus Scharfenstein gewonnen. Er schaffte vierzehn Runden in zwei Stunden und durfte dafür den gläsernen Siegerpokal mit ins Erzgebirge nehmen. Nervenstark hatte der junge Mann zwei angespannte Stunden durchgehalten. Er fuhr Treppen hinauf und flog viele Male über die Knorpelrampe. Der Beifall für ihn war groß. Den Beifall für die Veranstalter gab es bei Facebook. Alexandra Gasch, die einzige weibliche Fahrerin schrieb: „Es hat Spaß gemacht, mit den Großen mitzufahren“. Thomas Triems ließ wissen: „Meine Jungs fanden es knorke“, und Alex Draven lobte: „Das war echt mega“ Silvio Wolfrum schwärmte: „War eine wirklich tolle Veranstaltung. Echt Wahnsinn, was ihr da auf die Beine stellt“.