Von Thomas Mielke
Schuh um Schuh läuft im Bernstädter Birkenstock-Werk vom Band. Hunderte, Tausende, Hunderttausende. Und es werden rasant mehr. „Wir profitieren an allen Produktionsstandorten von der guten Nachfrage“, sagt Firmensprecher Jochen Gutzy. Der Schuhverkauf der Marke wächst global im zweistelligen Bereich. In Bernstadt stockt die Firma deshalb nach einer Phase der Umstrukturierung die Belegschaft immer weiter auf: Seit 2014 hat sich die Zahl der Mitarbeiter – darunter viele Polen – auf nun fast 600 verdoppelt. Allein zwischen März 2017 und März 2018 sind 61 Beschäftigte dazugekommen. Damit war und ist das Bernstädter Werk der größte Produktionsbetrieb im Südkreis Görlitz. Schneller ist im vergangenen Jahr nur Olutex in Seifhennersdorf gewachsen. Die Firmenleitung will sich demnächst öffentlich äußern. Derzeit sagt sie mit Hinweis auf laufende Strukturänderungen nichts. Nach SZ-Informationen verbirgt sich hinter dem explosionsartigen Aufbau der Personalkapazität ein Boeing-Großauftrag.
Auch viele der aus den Vorjahren schon bekannten Vorreiter im Produktionsbereich haben weiter eingestellt, wie die 10. SZ-Umfrage unter den großen Arbeitgebern der Region Löbau-Zittau zeigt. Allen voran ATN Hölzel in Oppach und plastic concept in Neusalza-Spremberg. ATN macht dafür „ein höheres Auftrags- und Arbeitsvolumen gleichmäßig über alle Fachbereiche“ verteilt verantwortlich. Bei plastic concept ist ein neues Projekt für den Lkw-Hersteller MAN angelaufen. Auch im sozialen Bereich geht es bei einigen großen Anbietern weiter aufwärts: Die Awo Oberlausitz hat wegen eines neuen Pflegedienstes, der guten Auslastung ihrer Pflegeheime und der neuen Personalschlüssel im Kita-Bereich aufgestockt. Ähnlich ist das bei der Zittauer Altenpflege-GmbH, die über eine Tochter auch viele der Kindergärten in der Stadt betreut. Sie wiederum ist Tochter des Stadtkonzerns, der dadurch ein Allzeithoch bei der Zahl der Mitarbeiter erreicht.
In den zehn Jahren der SZ-Umfrage haben die 40 größten Arbeitgeber der Region – trotz der Krisenjahre 2008 bis 2010 – insgesamt knapp 3 000 zusätzliche Jobs geschaffen. Derzeit sind es rund 15 800. Insgesamt gibt es knapp 39 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze rund um Löbau und Zittau. Nicht eingerechnet sind Selbstständige, Freiberufler und Ähnliche. Diese Zahl ist in den zehn Jahren nicht so stark gestiegen. Ein Grund dafür ist, dass die öffentliche Hand deutlich Personal abgebaut hat. Allein der Landkreis hat in den vergangenen fünf Jahren 200 Jobs in Löbau und Zittau gestrichen beziehungsweise nach Görlitz umgesiedelt. Der stärkste Jobaufbau dagegen entsteht nun schon zwei, drei Jahre in Folge bei den Produktionsbetrieben. Zuvor waren die Sozialdienstleister Wachstumstreiber.