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Großbrand in der Großbäckerei

In einer Kühl- und Lagerhalle der Firma Raddatz bricht ein Feuer aus. Der Schaden ist enorm. Doch der Chef bleibt optimistisch.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Gröditz. Christoph Raddatz ist am Mittwochabend gerade auf dem Heimweg, da wird er zurück in die Firma gerufen. Ein Mitarbeiter hat bemerkt, dass es in einer Produktionshalle der Gröditzer Großbäckerei brennt. Kurze Zeit später ist nicht nur Christoph Raddatz am Unglücksort im Gewerbegebiet, sondern auch Feuerwehren aus Gröditz und dem gesamten Umland. Bis um elf wird es dauern, bis der Brand gelöscht ist und die letzten Retter abrücken können.

Von außen ist der Halle nahe der B169 der immense Schaden nicht anzusehen.
Von außen ist der Halle nahe der B169 der immense Schaden nicht anzusehen. © Sebastian Schultz

Am Tag nach dem Unglück sind in der Halle neben der B 169 die Brandermittler der Kripo vor Ort. Ein stechender Geruch liegt in der Luft, an Anlagen, Wänden und der Decke im Gebäude sind Rußspuren zu sehen. Christoph Raddatz blickt in die Halle und zieht ein erstes Resümee: Tonnenweise gelagerter Stollen ist futsch. Paletten voller Kürbiskerne, Salz, Zucker, Sultaninen – nichts davon ist mehr zu gebrauchen. Hinzu kommen Schäden am Gebäude. Der Schaden summiert sich auf 800 000 Euro, schätzt der 31-jährige Unternehmer. „Eher noch mehr.“ Personen kamen nicht zu Schaden. „Das Gute ist, dass das Feuer im hinteren Bereich der Halle geblieben ist“, sagt Christoph Raddatz. Dadurch sei der vordere Teil des Baus, in dem im Schichtbetrieb bis zu acht Beschäftigte arbeiten, wohl bald wieder nutzbar.

Vermutlich war ein Defekt in einer Rahmenheizung oder ein Antrieb einer Tür die Ursache für den Brand. Bemerkt wurde das Feuer bereits kurz nach Ausbruch zufällig durch einen Mitarbeiter der Bäckerei. Zum Glück, sagt Christoph Raddatz. Sonst wäre der Schaden wohl erheblich größer. Schon nach wenigen Minuten waren die ersten Kameraden aus Gröditz da. Schrittweise wurden immer mehr Kräfte hinzugerufen. 65 Feuerwehrleute waren nach Angaben der Gröditzer Wehr letztlich im Einsatz. Wegen starker Rauchentwicklung hatten die Kameraden Mühe, den Brandherd zu finden. Dank einer Wärmebildkamera des Kreisbrandmeisters sei die Stelle schließlich gefunden worden.

Produktion gesichert

Dass es im Gebäude keine Sprinkleranlage gibt, die den Brand selbsttätig hätte löschen können, liege an den Temperaturen in der Kühlhalle. „Bei minus 24 Grad funktioniert das nicht“, sagt Raddatz. Der Gröditzer kann sich die Brandursache nicht erklären. Die Technik, deren Defekt das Feuer wohl ausgelöst hat, sei vor noch nicht mal fünf Jahren eingebaut worden. Raddatz setzt jetzt darauf, dass die Versicherung für den Schaden aufkommt.

Obwohl das Unglück kurz vor Weihnachten und damit zur absoluten Unzeit gekommen ist: Der Firmenchef bleibt Optimist – auch wegen des Einsatzwillens seiner Mitarbeiter. Noch am Mittwochabend seien viele in die Firma gekommen. Nachdem die Feuerwehrleute mit Kaffee und Schnitten versorgt wurden, schmiedete die Mannschaft Pläne, wie es jetzt weitergehen kann. „Wir können einen Großteil abfangen, weil wir flexibel sind“, sagt Christoph Raddatz. Die Stollenproduktion in Boxdorf bei Dresden laufe auf Hochtouren. Ein Teil der Gröditzer Produktion sei schon in den wenige Meter entfernten Firmensitz verlagert worden. Rohstofflieferanten hätten bereits frische Ware geliefert und stellen mobile Kühlmöglichkeiten zur Verfügung. Bei der Produktion einer Raddatz-Spezialität – den sogenannten Schlemmerwürstchen – könne es aber zu Engpässen kommen, sagt der Firmenchef. Nicht gefährdet sei dagegen die für den Sonnabend, 3. Dezember, angesetzte Weihnachtsbäckerei. Zu der Aktion kommen jährlich Tausende Besucher zum Raddatz-Sitz an den Gröditzer Gewerbering.

Etwa ein halbes Jahr lang werde die Produktion durch den Brand behindert sein, schätzt Christoph Raddatz. Jetzt müsse sich zunächst zeigen, wie viel aus dem betroffenen Hallenteil herausgerissen werden muss. Von den 460 Mitarbeitern der Bäckerei müsse sich wegen des Vorfalls niemand Sorgen um seinen Job machen, unterstreicht Raddatz.

Die Bäckerei Raddatz wurde 1990 durch Werner Raddatz ins Leben gerufen, der eine Gröditzer Bäckerei übernahm. Im Lauf der Jahre baute er das Unternehmen aus. 2012 übernahm Werner Raddatz‘ Sohn Christoph die Leitung der stark gewachsenen Firma. Vor allem in Sachsen, aber auch Südbrandenburg und in Sachsen-Anhalt betreibt Raddatz fast 90 Bäckereifilialen.