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Gröditz feiert wieder Fiesta

Nach zehn Jahren ist das Volksfest zurück im Spanischen Hof. Mit reichlich Urlaubsambiente im Gepäck.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kevin Schwarzbach

Gröditz. Einen solchen Andrang hat der Spanische Hof in Gröditz schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr erlebt. In der Zufahrt zum Hotel tanzen die Menschen Samba, nebenan proben bereits die nächsten Musiker für ihren Auftritt, ein paar Meter weiter toben Kinder auf Hüpfburgen und testen ihr Können beim Bullenreiten. Doch das größte Gedränge herrscht auf dem Vorplatz des Hotels, alle Biertische sind besetzt, an den Essständen bilden sich kleine Schlangen. Bei herrlichem Sommerwetter und feuriger Musik genießen die Besucher das Urlaubsambiente fast wie auf Teneriffa.

Die vierjährige Jette aus Gröditz packt den Stier an den Hörnern.
Die vierjährige Jette aus Gröditz packt den Stier an den Hörnern. © Klaus-Dieter Brühl
Ein Samba-Duo unterhält die Besucher mit knackigen Klängen.
Ein Samba-Duo unterhält die Besucher mit knackigen Klängen. © Klaus-Dieter Brühl

Zehn Jahre ist es her, dass sich den Gröditzern zum letzten Mal ein solches Bild bot. Damals war die Fiesta eine etablierte Veranstaltung, unter den Bürgern beliebt und geschätzt. Die Feier im und um das von Siegfried Richter erbaute Hotel war gar derart populär, das einst sogar die Wochenzeitung „Die Zeit“ über sie berichtete. „Hat Gröditz jemals so ein rauschendes Fest gesehen?“, fragte sie damals.

Am vergangenen Wochenende konnten die Gröditzer mit Bezug auf die Neuauflage antworten: schon lange nicht mehr. Etwas mehr als 1 000 Besucher hatten die Betreiber Claudia und Michael Voß im Vorfeld als Zielmarke ausgegeben, sie dürften ihren Wunsch allein am Sonnabend erreicht haben. Rund 200 bis 300 Leute tummeln sich kontinuierlich auf dem Vorplatz des Spanischen Hofs, auf dem Rest des Geländes verteilen sich weitere Besucher, regelmäßig kommen neue hinzu, alte gehen dafür wieder.

Mit Spannung erwartet

„Ich finde, es spricht für das Engagement der Betreiber, dass sie dieses Fest wiederbelebt haben“, sagt Marie Lercher. Die 34-jährige gebürtige Gröditzerin lebt zwar mittlerweile in Meißen, hat es sich aber nicht nehmen lassen, die Neuauflage des einstigen Volksfestes zu besuchen. „Ich war ganz erstaunt, als mich die Leute darauf angesprochen haben, dass es die Fiesta wieder geben wird. Als es sie das letzte Mal gab, war ich noch deutlich jünger“, erzählt Lercher mit einem Grinsen im Gesicht. „Da musste ich natürlich mit meinem Mann und meiner Tochter kommen und mir das Spektakel ansehen. Und ganz ehrlich: Die Betreiber können stolz sein.“

Seit zehn Monaten führen Claudia und Michael Voß den Spanischen Hof und arbeiten seitdem daran, das Vier-Sterne-Haus wieder zum Stolz der Stadt zu machen. „Wir wollen den Menschen natürlich auch zeigen, dass hier bei uns etwas passiert, dass sich das Haus unter unserer Führung verändert hat“, sagt Claudia Voß. „Aber wir wollen den Menschen in der Region auch eine Veranstaltung schenken, die sie offenbar vermisst haben und die sie nun wieder genießen können.“

Der Plan geht auf, die Besucher sind vollauf begeistert. Claudia und Michael Voß sind am vergangenen Wochenende gefragte Leute. Sie können kaum ein längeres Gespräch führen, immer wieder kommen Besucher zu ihnen, loben sie für das gelungene Fest und würdigen ihr Engagement. Die Begeisterung reicht von der Idee mit der eigens eingeführten Spezialwährung namens „Spanische-Hof-Taler“, von denen jeder 2,50 Euro wert ist und zum problemlosen Bezahlen an allen Ständen in Wechselstuben erworben werden kann, über das Essensangebot mit Riesenpaella und Tapas bis hin zum Rahmenprogramm. „Der Zuspruch und die Besucherzahl freut uns natürlich“, sagt Michael Voß. „Die Leute sehen glücklich aus.“

Und sie bekommen einen Eindruck, wie sich der Spanische Hof entwickelt hat. In der ersten Etage stehen ein paar Zimmer für Besichtigungen offen. Die Besucher nehmen das Angebot gern an und sehen sich ein wenig um. „Das letzte Mal war ich vor zwölf Jahren hier. Seitdem hat sich wirklich einiges getan“, meint Marie Lercher.

Samba auf dem Vorplatz

Die jüngsten Veränderungen stammen von Claudia und Michael Voß. Doch die neuen Betreiber haben darauf geachtet, dass der Charme Siegfried Richters nicht verloren geht. Ein behutsames Vorgehen, das die Besucher angetan bemerken.

Auf dem Vorplatz des Spanischen Hofs geht es derweil feurig zu. Sambatänzerin Katja Laurich aus Dresden erobert mit ihrem leidenschaftlichen Auftritt die Aufmerksamkeit der Besucher. Mit einem Wein und einer Paella auf dem Tisch, der sommerlichen Musik im Hinter- und dem feurigen Tanz im Vordergrund kommt spätestens jetzt bei den Besuchern das Urlaubsambiente auf. Ein bisschen Teneriffa mitten in Gröditz. „Ein Paukenschlag“, wie „Die Zeit“ damals schrieb, „wie aus einer anderen Welt.“ Und in die führen Claudia und Michael Voß die Gröditzer mit ihrer Fiesta nach zehnjähriger Abstinenz nun wieder zurück.