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Grillbetreiber macht weiter

Vor zwölf Tagen wurde der Imbiss von Roland Hauffe in Kamenz angezündet. Er repariert den Schaden selbst.

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Von Ina Förster

Roland Hauffe schraubt die nächste Holzplatte an. Verdeckt damit die schwarz geräucherte Decke über sich. Zuvor hat er hier alles säubern müssen. „Es gibt schönere Arbeiten“, sagt er frustriert. Außerdem riecht es empfindlich nach kaltem Rauch im Raum. Der wird wohl auch nicht so schnell weggehen.

Vor zwölf Tagen brannte sein Imbiss auf dem Parkplatz vor OBI in Kamenz. Frühmorgens wurde er telefonisch von der Polizei aus dem Bett geholt. Bislang noch Unbekannte hatten an der Außentür der Grillhütte Feuer gelegt. Das war natürlich ein riesiger Schock in der freitäglichen Morgenstunde für den Bernbrucher. „Der Objektmeister des Einkaufs-Centers hatte den Rauch glücklicherweise rechtzeitig bemerkt. Sonst wäre wahrscheinlich unsere ganze Hütte abgebrannt“, sagt der 63-Jährige. Als er am 20. März früh am Brandort eintrifft, sieht er trotzdem noch ganz schön beängstigende Flammen hochschlagen. Die Feuerwehr Kamenz ist da gerade am Löschen. Glücklicherweise wird niemand verletzt. Es gibt auch keinen größeren Wasserschaden durchs Löschen. Nur das Werbeschild über dem Giebel und der Giebel selbst werden vollends verkohlt. Der Rauch konnte allerdings sehr gut durch die Holztür hindurch wabbeln. „Ich habe diese übrigens speziell gesichert, damit Einbrecher nicht einfach so reinkommen“, erzählt der Imbissbetreiber. Vielleicht legten sie deshalb aus Frust das Feuer? Am benachbarten Döner-Imbiss wurde nach Polizei-Informationen in der besagten Nacht ebenfalls eine Fensterscheibe beschädigt. Im Autohaus Aurich ein paar Hundert Meter weiter, muss man ebenfalls einen Einbruchsversuch gestartet haben. „Das können alles keine Zufälle gewesen sein“, ist sich Roland Hauffe sicher. Die Polizei ermittelt noch.

Der Chef werkelt selbst

Seit dem Brandanschlag hat er gut zu tun. Üblicherweise wäre er eigentlich mit seinem rollenden Imbiss-Wagen täglich im Gewerbegebiet am Ochsenberg in Bernbruch unterwegs. Dort versorgt er seit Längerem die arbeitende Bevölkerung mit Essen und Kaffee. Nun muss der Wagen als Provisorium vor OBI herhalten. Noch am Brandtag haben sie ihn hergerollt. Seine Frau und Tochter schmeißen das Geschäft hier zwar ebenso gut, wie sonst. Aber der Verdienstausfall vom rollenden Imbissverkauf fehlt seit den letzten zwölf Tagen. Der Chef selber werkelt zehn Meter weiter in der verkohlten Hütte und versucht zu retten, was zu retten ist.

Und das ist ihm ganz gut gelungen. Viele Kunden sehen sich die Fortschritte auf der Baustelle an. Einige bleiben stehen. Fragen nach, wie es läuft. Einige bieten Hilfe an. Manch einer steht plötzlich selbstvergessen vor der Tür und verlangt bei Roland Hauffe eine Bratwurst. Die Macht der Gewohnheit. „Die Menschen nehmen großen Anteil an dem Unglück. Man spürt aber auch ihre Angst in diesen Zeiten, die immer unsicherer werden“, sagt der Bernbrucher. Wut schwingt oft mit. Wo bleibt die Achtung vor dem Eigentum anderer? „Eigentlich wollten wir demnächst anbauen, alles hübscher machen. Das überlegen wir uns nun“, sagt er. Doch nur Wut bringt ihm nichts. „Wir sind vielleicht nach dem ersten Schock glimpflich davongekommen, aber eine vierstellige Summe verbaue ich dennoch. Das bezahlt mir keine Versicherung. Und den Verdienstausfall von meinem anderen Imbiss erst recht nicht“, sagt er traurig. Ein paar Leute hatten die Idee, eine Spendenaktion für die gebeutelte Grillhütte zu starten. Noch hapert es allerdings an der Umsetzung.

Seit der Wende im Geschäft

Seit 1989 betreibt Hauffe das Geschäft, eröffnete nach der Wende den allerersten Imbiss in Kamenz. Seine Grillette – eine mit Käse überbackene Schinkenstulle – ist fast legendär. Und seit letztem Einkaufssonntag auch wieder auf Wunsch der Kunden im Angebot. Der 63-Jährige wird nicht aufgeben. Zu viel hat er überstanden in seinem Leben – 2006 zum Beispiel seine Leukämie-Erkrankung. „Wir geben nicht auf! Dann würden sich solche Leute wie diese Verbrecher ja noch freuen“, sagt er.