Merken

Grenzenlos studieren

Am IHI Zittau studieren im 25. Jahr des Bestehens so viele Ausländer wie nie zuvor. Künftig wird’s noch internationaler.

Teilen
Folgen
© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

International ist es am IHI in Zittau schon immer zugegangen. Nach der Gründung des Hochschulinstituts, die sich 2018 zum 25. Mal jährt, schrieben sich polnische und tschechische Studenten ein. Längst kommen die jungen Menschen nicht nur aus den beiden Nachbarländern. „Studenten aus 29 Nationen studieren bei uns“, verkündet Pressesprecher Oliver Tettenborn durchaus etwas stolz. Mit dieser Zahl kann selbst die deutlich größere Hochschule Zittau/Görlitz nicht mithalten. Hier sind es „nur“ knapp über 20 Nationen.

Erst jüngst ist ein Kooperationsvertrag mit der Uni Wroclaw unterzeichnet worden.
Erst jüngst ist ein Kooperationsvertrag mit der Uni Wroclaw unterzeichnet worden. © Matthias Weber
Jahrelang haben Studenten den Samsmarkt im Juni mitorganisiert.
Jahrelang haben Studenten den Samsmarkt im Juni mitorganisiert. © Mario Heinke
Der SPD-Politiker Egon Bahr erhielt 2008 die Ehrendoktorwürde des IHI.
Der SPD-Politiker Egon Bahr erhielt 2008 die Ehrendoktorwürde des IHI. © SZ Thomas Knorr
Zum 20-jährigen Jubiläum ist im Studentenpark ein Baum gepflanzt worden.
Zum 20-jährigen Jubiläum ist im Studentenpark ein Baum gepflanzt worden. © Thomas Knorr

Am IHI soll es künftig noch internationaler werden. Den ersten Schritt machte die Bildungseinrichtung im vorigen Wintersemester: Es werden zwei rein englischsprachige Studiengänge angeboten. Eingeschrieben haben sich hier unter anderem Studenten aus Tansania, Ghana und Ruanda. Auch wenn der Unterricht komplett in Englisch erfolgt, so hofft IHI-Direktor Professor Thorsten Claus dennoch, dass die Teilnehmer Deutsch lernen. Um am täglichen Leben teilnehmen zu können, müssen diese Studenten auch der deutschen Sprache mächtig sein, findet der IHI-Chef. Abbrecher in den englischsprachigen Studiengängen habe es bisher keine gegeben, sagt er. „Sie sind auch nicht auf sich selbst gestellt. Sie finden immer jemanden, der ihnen hilft“, steht für Professor Claus fest.

Englisch wird in der Lehre an Bedeutung zunehmen, ist sich der IHI-Direktor sicher. Eine rein englischsprachige Bildungseinrichtung werde das IHI aber nicht, betont er. Und berichtet von einer Studentengruppe aus dem tschechischen Pardubice, die sich bewusst für die deutschsprachigen Kurse interessiert hätten. Für ihn ist dieses Beispiel der Gegenbeweis zur landläufigen Meinung in der Hochschulbranche, dass „man mit Deutsch nichts mehr gewinnt.“ „Dem ist nicht so“, findet Professor Claus.

In den englischen Kursen werden sich bald auch Austauschstudenten der IHI-Partnerhochschulen einschreiben. Die erste Kooperationsvereinbarung ist vor einigen Tagen mit der Uni Wroclaw unterzeichnet worden. Ziel des Austausches ist, dass die Studenten ein Semester an der Partneruni verbringen. In der Regel soll dies das dritte Semester sein. Im Gegensatz zu den üblichen Auslandsaufenthalten wird das Semester von der jeweils anderen Bildungseinrichtung anerkannt. Die Studenten haben am Ende sogar die Abschlüsse beider Unis in der Tasche. Die IHI-Studiengänge werden so attraktiver, glaubt Professor Claus. Das IHI hat nach Aussage seines Direktors weitere Partner in Budapest, St. Petersburg und Pardubice in der Pipeline. Im Wintersemester 2019/2020 soll der Austausch starten. „Die ersten Studenten der Partnerhochschulen müssten dann im Wintersemester 2020/2021 zu uns kommen“, erklärt Professor Claus. Bis dahin sollen auch die weiteren Kooperationsverträge unterschrieben sein. Die zweite Vereinbarung mit der Andrássy Universität Budapest stehe kurz vor der Unterzeichnung, sagt er. Eigentlich hat er damit gerechnet, dass Projekt schon vor zwei Jahren starten zu können. „Aber manchmal dauert es länger“, muss er einräumen. Dieser Satz trifft genauso auf die Zentralisierung der IHI-Räumlichkeiten zu. Schon Professor Albert Löhr, Vorgänger von Professor Claus als IHI-Chef, hatte versucht, die über die gesamte Stadt verstreuten Lehr- und Forschungsräume im Zentrum zu konzentrieren. Entsprechende Planungen gebe es nach wie vor, erklärt Professor Claus. Wann diese umgesetzt werden, das sei jedoch vollkommen offen. Er geht davon aus, dass es dafür noch mindestens zehn Jahre braucht.

Dass es bis dahin das IHI in Zittau nicht mehr gibt, glaubt er nicht. Auch wenn in der Vergangenheit immer wieder über eine Schließung spekuliert wurde, stehe der Standort derzeit nicht infrage, sagt Claus. Die Signale aus dem Rektorat der TU Dresden, zu der das IHI Zittau seit fünf Jahren gehört, sowie vonseiten der Landesregierung deuten laut Claus sehr eindeutig auf einen Erhalt der Bildungseinrichtung.

Künftig wird sich das IHI sowohl bei Berufungen von Professoren wie bei Studiengängen eng mit den Dresdnern abstimmen. Es werde keine Konkurrenz mehr geben, so Claus. Dass das nicht gleich mit der Eingliederung vor fünf Jahren erfolgt ist, begründet der IHI-Direktor mit der Distanz zwischen Dresden und Zittau. Die TU habe lange gebraucht, um das IHI wahrzunehmen. Jetzt sei man an dem Punkt, dass das IHI auch in der Lehre von der TU profitiere. Künftig sollen die Studenten in Dresden wie in Zittau Vorlesungen besuchen können. Die Professoren und Dozenten sollen ebenso an beiden Standorten unterrichten können. Dabei orientieren sich die Zittauer nicht nur in Richtung Dresden, sondern auch andersherum. „Es muss ein Geben und Nehmen sein“, findet der IHI-Chef.

Das 25-jährige Bestehen wird das IHI am 8. Oktober im Rahmen der Begrüßung der neuen Studenten feiern.