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Gravierende Mängel an 60 Bahnbrücken

Einige Bauwerke im Kreis weisen so starke Schäden auf, dass sich eine Reparatur nicht lohnt. Es wird mehr Geld für die Sanierung gefordert.

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Von Johannes Pöhlandt

Vier Eisenbahnbrücken in Mittelsachsen haben so gravierende Mängel, dass sie perspektivisch abgerissen werden müssen, weil eine Instandsetzung zu teuer wäre. 55  weitere Bauwerke weisen umfangreiche Schäden auf, die aber noch behoben werden können. Das geht aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Grüne hervor. Die Daten wurden von „Zeit Online“ aufbereitet und in einer Karte zusammengefasst.

Döbelner Strecken vernachlässigt

Auf dieser sieht man, dass vor allem die Bahnbrücken in Freiberg stark sanierungsbedürftig sind. Dort fallen auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern allein acht Brücken in die beiden schlechtesten von vier Zustands-Kategorien. Während etwa die Brücke über die Berthelsdorfer Straße umfangreiche Schäden aufweist, aber noch repariert werden kann, ist der Zustand der Brücke über den Münzbach so schlecht, dass nur noch ein Abriss infrage kommt. Auch andere Bauwerke auf der vielbefahrenen Sachsen-Franken-Magistrale zwischen Freiberg und Chemnitz bedürfen dringend einer Reparatur. In Oederan sind die Brücken an den Schusterteichen und über den Hetzbach betroffen, in Niederwiesa eine Brücke in der Nähe des Naturbads.

Der Befund, dass erheblich in die Bahn-Infrastruktur investiert werden müsste, gilt auch für die anderen Linien im Kreis. Besonders hoch ist der Investitionsstau auf den Strecken zwischen Chemnitz und Döbeln sowie zwischen Döbeln und Nossen. Auf den Linien der Erzgebirgsbahn im Landkreis ist der Handlungsbedarf geringer; für die Trassen der Citybahn zwischen Niederwiesa und Hainichen und der Freiberger Eisenbahn nach Holzhau liegen keine Daten vor.

Trotz Problemen fahren Gäste sicher

Die Deutsche Bahn verhehlt nicht, dass dringend gehandelt werden muss. „Es gibt hier in der Tat einen Sanierungsbedarf. Es ist unstrittig, dass nur eine deutliche Anhebung des Investitionsvolumens zur Stabilisierung des Gesamtzustands der Brücken beitragen kann“, teilt ein Bahnsprecher mit. Der Bund habe zwar in den vergangenen Jahren seine finanziellen Anstrengungen verstärkt, doch das reiche nicht aus. In ganz Deutschland müsse „bei rund 1 200  Brücken dringend etwas getan werden“. Zurzeit würden jährlich aber nur etwa 120  Brücken erneuert. Der Bahnsprecher betont, dass trotz der Probleme die Sicherheit der Fahrgäste immer gewährleistet sei.

Das stellt Carsten Schulze nicht in Zweifel. Alle Brücken würden regelmäßig von Ingenieuren überprüft, erklärt der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn in Mitteldeutschland. Trotzdem gebe es erhebliche Mängel in der Verkehrspolitik. „Sachsen ist straßenverliebt, nicht bahnverliebt“, stellt Schulze fest. Er fordert, Mittel für den Straßenbau auf die Schiene umzuleiten. In die Strecke Döbeln-Nossen sei seit Jahren nicht mehr investiert worden. Für den Abschnitt hätten Visionen etwa in Form von attraktiven Taktzeiten und Anschlüssen gefehlt, kritisiert Schulze. Ende 2015 soll die Strecke stillgelegt werden, weil sie nur wenig genutzt wird.

Ein Neubau, ein Umbau

Auf der Strecke Chemnitz-Döbeln verfolgt die Deutsche Bahn für dieses Jahr zwei Bauvorhaben an Brücken. Das 70 Meter lange Ottendorfer Viadukt weist umfangreiche Schäden auf – Züge müssen dort derzeit ihre Geschwindigkeit verringern. Das Bauwerk aus dem Jahr 1852 wird deshalb durch einen Neubau ersetzt. Vorbereitende Arbeiten haben schon begonnen. Ab Juni soll das Viadukt abgebrochen werden, die neue Brücke schon im Oktober fertig sein. Die Bahn investiert nach eigenen Angaben einen „höheren einstelligen Millionen-Betrag“. Von Juni bis Oktober wird Ersatzverkehr eingesetzt.

Die Zeit der Sperrung soll zugleich dazu genutzt werden, um die Brücke über die Bahnhofstraße in Mittweida zu modernisieren. Sie gehört zu den vier Bahnbrücken in Mittelsachsen mit den größten Mängeln. Laut Oberbürgermeister Matthias Damm (CDU) soll die Durchfahrt verbreitert werden, um mehr Platz für Autos zu schaffen und einen Fußweg bauen zu können. (lumm/fp)