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Graupa will keine Jungschwäne mehr

Nach dem Tod von Schwan Elsa sucht der Ortschaftsrat nach Lösungen. Beim Plaste-Modell soll es offenbar nicht bleiben.

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Von Christian Eissner

Keine Jungschwäne mehr auf dem Graupaer Schlossteich. Das ist das Ergebnis einer Aussprache zwischen der Stadtverwaltung Pirna, dem Ortschaftsrat Graupa und Naturschützern. Wie Stadtsprecher Thomas Gockel auf SZ-Anfrage mitteilt, habe man sich vergangene Woche darauf verständigt, einen Ansiedlungsversuch von Jungtieren auf dem Teich nicht noch einmal zu unternehmen. Der Teich sei nach allem, was man heute weiß, zu klein für die ersten Flugversuche der Vögel.

Graupas Schwanendame Elsa hatte sich vor zwei Wochen bei dem Versuch, vom Wasser abzuheben, im Zaun verfangen und sich den Flügel gebrochen. Sie starb infolge der Verletzung drei Tage später beim Tierarzt in Stolpen an einer Infektion, ein Behandlungsversuch blieb erfolglos.

Thomas Eißer, der ehrenamtlich in der Region Dresden, Moritzburg und Pirna Schwäne beringt, begrüßt die Entscheidung. „Für Schwäne, die noch nicht flugerfahren sind, ist die Wasserfläche des Schlossteichs ganz offensichtlich zu kurz zum Starten“, sagt der Schwanenexperte. Sie benötigten einen relativ langen Anlauf auf dem Wasser und noch einmal eine gewisse Strecke, um Höhe zu gewinnen. Für den Schlossteich geeignet sei maximal ein verletzter Altschwan, der hier sein Gnadenbrot fristen könnte, erklärt Eißer.

Jungschwäne bräuchten die Möglichkeit, sich ihren Lebensraum und ihren Partner selbst auszuwählen. Sie auf einem Teich gefangen zu halten, sei wider ihre Instinkte. „Natur soll Natur bleiben. Wie uns einige Wiederfunde von beringten Jungschwänen bestätigen, reisen die vor allem in den ersten beiden Jahren größere Strecken – bis Wien oder an den Bodensee –, bevor sie dann wieder in ihrer alten Heimat sesshaft werden“, sagt der Vogelschützer. „Oder sie bleiben halt auswärts.“

Der Graupaer Heimatverein, der die Ansiedlung von Schwänen auf dem Schlossteich grundsätzlich befürwortet, möchte auch künftig nicht auf ein lebendiges Wappentier verzichten. „Einen Verzicht auf Schwäne kann der Heimatverein Graupa nicht gutheißen“, schreibt Harald Kubitz vom Heimatverein in einer Stellungnahme an die SZ. „Es geht primär nicht um Wappen und Wagner, sondern um die Naturliebe der Kinder, die sich immer wieder dem Schwan oder der alten Eiche zuwenden.“ Allerdings, betont Kubitz, wolle man den Schwan nicht um jeden Preis. Für den Heimatverein seien zwei Dinge entscheidend: eine fachgerechte Begleitung der Tiere von Anfang an und eine hinreichende Wasserqualität im Teich. Das sei bisher die eigentliche Schwachstelle.

Der Tierschutzorganisation Peta, die dem Heimatverein schwere Vorwürfe wegen der Schwanenhaltung auf dem Schlossteich gemacht hatte, wirft Kubitz eine „Entgleisung“ vor. „Die Graupaer Schwäne“, so Kubitz, „standen noch nie in der Zuständigkeit und Verantwortung des Heimatvereines.“ Der Verein sei in den Belangen der Wagner-Stätten nur beratend tätig. Nachdem die Peta-Vorwürfe öffentlich wurden, war der Verein in anonymen E-Mails beschimpft worden.

Kubitz plädiert für eine sachliche Diskussion, um eine Lösung zu finden, die sowohl den Interessen des Tierschutzes als auch den Wünschen der Graupaer und der Schlossgäste gerecht wird. Dass Schwanenhaltung auf dem Schlossteich funktioniere, zeige Graupas früherer Schwan Moritz. „Er erreichte ein Alter von 31 Jahren“, gibt Kubitz zu bedenken. In freier Wildbahn werden Höckerschwäne maximal nur um die 20 Jahre alt.