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Graues Elend wird jetzt bunt

Die bisher wohl hässlichste Platte Roßweins braucht einen neuen Namen. Grau wird nach der Sanierung nichts mehr sein.

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© André Braun

Von Franziska Klemenz

Roßwein. Etwas mehr als vier Stunden fährt Sven Spreitzer bis nach Roßwein. Alle zwei bis drei Wochen. Der Immobilienverwalter kommt extra für den Wohnblock, der bislang als graues Elend galt, aus Passau. Für die Günstiger Wohnen 4 GmbH, Teil der Haas-Unternehmensgruppe, überprüft er am Sportplatz 10 bis 15 das Fortkommen der Bauarbeiten, führt Gespräche mit Mietern und dem neuen Eigentümer. Heute ist es wieder so weit.

Ein schwarzer Maserati fährt am Sportplatz vor. Ein nicht allzu großer Mann mit dafür umso größerer Brille steigt aus. Er trägt ein weißes Hemd und braune Anzugschuhe. Bis vor Kurzem war die Firma, für die Sven Spreitzer arbeitet, Eigentümer des Wohnblocks. Dann verkaufte Günstiger Wohnen 4 die Immobilie. Warum? „Dafür gibt es keine Gründe“, sagt Spreitzer. Und wer der neue Eigentümer ist? „Er möchte seinen Namen nicht öffentlich machen.“ Auch dafür gebe es „keine Gründe“, wie Spreitzer sagt. Nach DA-Recherchen handelt es sich um einen Investor aus Österreich. Wie dem auch sei, verwalten will die Günstiger Wohnen 4 GmbH ihre verkaufte Immobilie weiterhin. Es ist nicht der einzige Diamant, den sie in Ostdeutschland zum Schmuckstück geschliffen hat. Als Hausmeister für den Wohnblock beschäftigt die Immobilienverwaltung den Roßweiner Sven Hentsch. Stolz berichtet er von der künftigen Fassade: Weiß wird sie glänzen, mit farbigen Streifen in den Sonnentönen Rot und Orange. Spreitzer bittet in den Wohnblock. Hausmeister Hentsch schließt eine der frisch sanierten Wohnungen auf. Vom früheren Gammel-Look des DDR-Baus ist keine Spur zu sehen. Statt vergilbten Tapeten und abgewetzten Bodenplatten zieren nun schwarze Fliesen Küche und Bad, helles Laminat den Rest der Wohnung.

Mieterhöhungen stehen vor der Tür

Fenster und Türen sind ebenso neu wie Badewanne und Waschbecken. „Nur die Kabelleisten mussten wir weiterhin an den Decken entlang laufen lassen, alles andere wäre wahnsinnig aufwendig und teuer geworden“, sagt Hentsch. Viel Geld wurde auch so schon in die Sanierung investiert. „Wir sind bei über zwei Millionen Euro“, sagt Hentsch. Mieterhöhungen, so Spreitzer, können daher nicht vermieden werden. „Aber wir wollen in Gesprächen Kompromisse mit den bisherigen Mietern finden“, verspricht er. „Wir hätten ja auch selbst nichts davon, wenn wir alle Wohnungen neu vermieten müssten.“ Vor der Sanierung gab es im grauen Elend ausschließlich Dreiraum-Wohnungen. Das hat sich jetzt geändert. Es gibt neue Grundrisse, Zwei- und Vierraum-Wohnungen erweitern das Angebot im Wohnblock. Wer eine Zweiraum-Wohnung neu anmieten möchte, zahlt dafür eine Warmmiete von 299 Euro. Für drei Zimmer fallen 349 Euro an, für vier Zimmer 399 Euro. Acht Wohnungen gibt es pro Hausaufgang. Von Hausnummer 10 bis 15 reicht der Wohnblock am Sportplatz – sechs Hausaufgänge mit insgesamt 48 Wohnungen.

Mit dem Fortkommen der Bauarbeiten ist Spreitzer sehr zufrieden. Abgesehen von kleinen zeitlichen Aufschüben sei alles nach den Vorstellungen der Immobilienverwaltung gelaufen. Bis Oktober, so der Plan, soll alles fertig sein. Warum der Wohnblock einst als graues Elend galt, verraten heute nur noch die Balkone. Auch sie werden noch saniert. Und selbst wenn das noch etwas dauern sollte, von dort aus hat man immerhin die schöne Aussicht. Ein guter Grund, das nicht mehr graue Elend zu besuchen.