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Grau statt rot

Ein altes Feuerwehrauto wird in Zeithain restauriert – und erhält dabei seine Originalfarbe aus Kriegszeiten zurück.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Die Zeit sitzt Lutz Schmidt im Nacken. Der 65-Jährige ist Mitglied der AG Feuerwehrhistorik Riesa und schraubt gerade die dunkelgrauen Kotflügel an die Kraftspritze an. Auch die Motorhaube und die Holzleiter müssen noch auf den Mercedes drauf – bis zum großen Museumsfest am Sonnabend soll das Fahrzeug fertig sein. Nach drei Jahren Restaurationszeit und Hunderten ehrenamtlichen Stunden.

Der Panzer, Baujahr 1960, wurde Anfang der 1990er zum Löschpanzer für die Gohrischheide umgebaut. Er ist fahrtüchtig, aber nicht mehr aktiv.
Der Panzer, Baujahr 1960, wurde Anfang der 1990er zum Löschpanzer für die Gohrischheide umgebaut. Er ist fahrtüchtig, aber nicht mehr aktiv. © Sebastian Schultz
Der Feuerwehr-Löschzug der Deutschen Reichsbahn gehört zu den neuen Errungenschaften in Zeithain. Die Restauration soll 2018 beginnen.
Der Feuerwehr-Löschzug der Deutschen Reichsbahn gehört zu den neuen Errungenschaften in Zeithain. Die Restauration soll 2018 beginnen. © Sebastian Schultz

Das Ausstellungsstück, Baujahr 1942, gehört zu den neueren Errungenschaften in den Technischen Sammlungen der AG und wurde einst in einer Luftschutzeinheit in Niedersachsen eingesetzt. Vor gut 30 Jahren landete die Kraftspritze schließlich mit einem Getriebeschaden im Deutschen Feuerwehrmuseum Fulda. Die Holzaufbauten waren da bereits zum großen Teil zerstört, das Dach löchrig – und der Anstrich feuerwehrrot. Doch es ist eine echte Rarität, sagt der Vereinsvorsitzende Siegfried Bossack. Die AG Feuerwehrhistorik tauschte deshalb ein von der Feuerwehr Riesa-Gröba aussortiertes W 50-Löschgruppenfahrzeug gegen die Kraftspritze ein und begann mit der Restauration.

Technisch und optisch soll das Fahrzeug in den Baujahr-Zustand zurückversetzt werden – inklusive Originalfarbe, so das Ziel des Vereins. Auch wenn sich die Suche nach Details wie den originalen Scheinwerfern manchmal hinziehe. „Deshalb arbeiten wir meist parallel an drei, vier Sachen“, sagt Siegfried Bossack. – Seit gut 40 Jahren hat sich die AG Feuerwehrhistorik dem Restaurieren und Sammeln vor allem historischer Feuerwehrtechnik verschrieben, etwa hundert Mitglieder zählt der Verein heute.

Beinahe 200 Fahrzeuge gehören mittlerweile zum Bestand der Sammlungen auf der Abendrothstraße in Zeithain. Manche Fahrzeuge waren noch in so gutem Zustand, dass sie einfach in die Ausstellung integriert werden konnten, andere mussten erst einmal komplett neu aufgebaut werden, so der Vereinschef. Und alle haben ihre eigene, besondere Geschichte. „Wir wollen hier nicht einfach altes Zeug ausstellen. Uns geht es um die Geschichte. Wir wollen mit den Besuchern ins Gespräch kommen“, sagt Siegfried Bossack. Audioguides wie in anderen Museen wird es in Zeithain deshalb nicht geben. Die sind dem Verein nicht individuell genug und würden auch den Informationsaustausch nicht fördern.

Die meisten der jährlich etwa 2 000 Besucher hätten zum Beispiel eine private DDR-Vergangenheit und viele Erinnerungen an die ausgestellten Fahrzeuge wie Wartburg oder Robur. – Die sind übrigens alle fahrbereit, erklärt Siegfried Bossack. Nur die Kraftspritze nicht, das Getriebe fehlt nach wie vor. „Aber das kriegen wir hin.“