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Grafiker engagiert sich für Görlitzer Künstler

Elmar Flammer ist neu im Vorstand des Oberlausitzer Kunstvereins. Der Schweizer lebt seit 2014 in der Neißestadt.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Ines Eifler

Die Ruhe und die Klarheit einer reinen weißen Wand: Das ist etwas, das Elmar Flammer zeitweise ganz gern mag. Aber weiße Wände sind auch eine Einladung. Zum Beispiel für die beiden eindrucksvollen großen Linolschnitte der polnischen Künstlerin Magda Szplit, die bis vor Kurzem in der Görlitzer Annenkapelle ausgestellt waren und die nun in Elmar Flammers Wohnung bereitstehen, um auf der Wand ihre Wirkung zu entfalten.

Der 74-jährige Grafiker umgibt sich gern mit Kunst. „Sie ist ein ganz wichtiger Teil meines Lebens.“ Schon in seiner Kindheit im schweizerischen Winterthur war das so, als sein Vater, ein Meister im Handwerk der Wagnerei, ihn mit in Ausstellungen und Konzerte nahm. Später studierte Elmar Flammer an der Münchener Kunstakademie Grafik. Bis heute stellt er selbst Kunstwerke her. Und seit Frühjahr wirkt er im Vorstand des Oberlausitzer Kunstvereins mit. Bisher war seit 1992 die Künstlerin und Kunstpädagogin Michaela Franke Koordinatorin für die Region Görlitz und Umgebung, jetzt hat Elmar Flammer diese Aufgabe übernommen. Seine Vorgängerin unterstützt ihn dabei. „Bevor ich nach Görlitz kam, war ich noch nie in einem Verein“, sagt Elmar Flammer, ein wenig belustigt. „Und hier gleich in dreien.“ Neben dem Kunstverein unterstützt er auch den Viathea-Förderverein und die Freunde der Görlitzer Sammlungen als Mitglied.

Die Oberlausitzer Künstler, für die er sich nun engagiert, sind zum Teil Profis, die freischaffend arbeiten wie die Bildhauerin Katrin Jähne oder die Textilkünstlerin Bettina Böhme. Andere haben nach ihrem Arbeitsleben ihr Hobby intensiviert wie die Ärzte Waltraud Geisler oder Roland Goertchen. Wieder andere malen oder gestalten nebenbei. So war es lange auch bei Elmar Flammer. Er schlug nach seinem Studium in München keine Künstlerlaufbahn ein, sondern arbeitete ein ganzes Berufsleben lang als Mediendesigner, meist beim Fernsehen. Kurz nach dem Studium, 1968, war er ein gutes Jahr lang Layouter der literarisch-satirischen Zeitschrift „Pardon“ in Frankfurt am Main, einer Vorläuferin der „Titanic“, für die damals Robert Gernhardt, Günter Wallraff und Alice Schwarzer schrieben. Danach gab er fast 20 Jahre lang beim Bayrischen Rundfunk verschiedenen Sendungen ein Gesicht, erdachte Logos, Hintergründe, Vor- und Abspänne. Ende der 1980er ging er zu dem damals neu gegründeten Sender Pro7 und erlebte den großen Wandel des Fernsehens mit. Er kam aus einer Zeit, in der zwischen zwei Sendungen noch über Minuten gezeichnete Standbilder eingeblendet wurden, und verabschiedete sich aus seinem Beruf, als nahezu jeder Arbeitsschritt digital vollzogen wurde. „Aber nebenbei habe ich immer etwas Kunst gemacht.“ So finden sich in Flammers Wohnung Radierungen, kleine Plastiken und Installationen, aber auch originelle bunte Kunstwerke aus Eierverpackungen. Und ein heller Arbeitsplatz, an dem er seine Ideen verwirklichen kann.

Dass er vor vier Jahren nach Görlitz kam, hat mit seiner Verbindung nach Polen zu tun. In den 1970ern hatte Elmar Flammer für insgesamt zwei Jahre in Warschau gelebt, auch seine Frau stammte von dort. Wenn er mit ihr gemeinsam verreiste, fuhren sie oft in Görlitz über die Grenze. Vor ein paar Jahren las er einmal einen Artikel über die Stadt in der „Süddeutschen“ und erinnerte sich. „Daraufhin besuchte ich Görlitz einmal, später dann jedes Jahr, und stellte mir vor, dass es schön sein müsse, hier zu leben.“ Nach über 40 Jahren in München war für ihn klar, dass er den östlichen Teil Deutschlands näher kennenlernen wollte. „Ich empfinde den Osten als lebendiger, der Westen ist mir in vielen Dingen zu übersättigt“, sagt Elmar Flammer. Dass er in Görlitz schnell Anschluss fand, sowohl zu Hiesigen als auch zu Hinzugezogenen, machte ihm das Ankommen und das Leben leicht in der Stadt. Und die Offenheit vieler Menschen beeindruckt ihn.

Im Kunstverein sind Elmar Flammers Gaben als Layouter sehr willkommen. Zum ersten Mal hat der Verein mit seiner Hilfe einen Katalog herausgegeben, in dem 64 Mitglieder mit je einem Werk vertreten sind. So gibt der Grafiker nach vielen Fernsehsendungen nun auch dem Oberlausitzer Kunstverein ein Gesicht.

Katalog „Ohne Titel“ in Schönhof und Kaisertrutz