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Grafikbüro mit Bäckereiname

Bei „Stulle und Bemme“ hat es schon einige Verwechslungen gegeben. Das Geschäft der Designer wurde dadurch aber sogar belebt.

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© Norbert Millauer

Von Niklas Perband

Radebeul. Um großen Ruhm geht es Uwe Richter und seinem Team nicht. Trotzdem konnte das junge Unternehmen mit der Graphic Novel „Auswandern & Ankommen“, die von Heinrich Melchior Mühlenbergs Reise nach Nordamerika erzählt, für Aufmerksamkeit sorgen. Die Geschichte wurde auch auf den Landesbühnen Sachsen aufgeführt.

Dass man als Animations- und Illustrationskünstler nicht unbedingt berühmt wird, wurde Uwe Richter schnell klar. Das Freiberufler-Kollektiv um „Stulle und Bemme“ einigte sich darauf, nicht riesig wachsen zu wollen, sondern lieber eine gewisse Qualität zu erreichen und den eigenen Standards gerecht zu werden. Seit 2000 war der 1980 in Dresden – die Stadt war vor allem in DDR-Zeiten ein echter Trickfilmstandort – geborene Uwe Richter für das Studio 88 tätig und arbeitete an Produktionen wie „Der kleine König“ oder „Lars, der kleine Eisbär“ mit. Hier traf er auch auf Lutz Stützner, den er als „die letzte Trickfilm-Koryphäe in Dresden“ bezeichnet, und lernte viel von ihm.Schon als Kind zeichnete und gestaltete Uwe Richter gerne, auch Graffiti, sodass es bald Überlegungen gab, sich als Grafiker zu verselbstständigen. 2010 eröffneten er und seine Frau dann den ersten eigenen Laden auf der Leipziger Straße in Pieschen.

Über die zwanghaft kreativen Namen vieler Start-up-Unternehmen machten sich die beiden schon immer ein wenig lustig, setzten dann aber mit dem ironisch gewählten Namen „Stulle & Bemme“ noch einen drauf. Uwe Richter bekam als Dresdner immer eine Bemme zum Frühstück. Seine Frau, von der Küste stammend, eine Stulle. Diese Mischung aus Spaß und Heimatverbundenheit schlug ein, vielleicht ein wenig zu gut. Denn es kam nicht selten vor, dass Leute in das Büro kamen, um Backwaren zu kaufen.

Das war zwar manchmal etwas peinlich, sorgte aber für steigende Bekanntheit. Denn wann immer über Animation und Grafikdesign gesprochen wurde, fiel den Personen wieder „Stulle & Bemme“ ein und schon war das Unternehmen wieder in aller Munde.

Eben diese Mundpropaganda verhalf dem Büro, das inzwischen nach Radebeul gezogen war, auch zur Zusammenarbeit mit den Landesbühnen Sachsen. Mit dem nur einen Steinwurf entfernten Schauspielhaus entstand ein netter Kontakt, aus dem sich „Auswandern & und Ankommen“ entwickelte. Die Geschichte über Heinrich Melchior Mühlenberg, der 1742 nach Pennsylvania kam und als Vater des amerikanischen Luthertums gilt, wurde mit Hilfe von Uwe Richters Zeichnungen illustriert.

Auch für die SZ gestaltete das Unternehmen schon. Insgesamt wird an vielen kleineren Projekten gearbeitet, die eben nicht für den großen Ruhm sorgen.

Einem bestimmten Stil unterwerfen sich die Mitarbeiter von „Stulle & Bemme“ aber nicht, „schließlich kommen die Kunden sowieso mit bestimmten Vorstellungen“, meint Uwe Richter. Man ist lieber flexibel: „Was das angeht, sind wir eher Handwerker als Künstler.“ Das Markenzeichen ist und bleibt der Name.