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Grabräuber im Moritzburger Forst

Bei der heimatkundlichen Radtour zeigte Archäologe Michael Strobel den Radlern den Tatort einer illegalen Grabung.

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© Kathrin Krüger-Mlaouhia

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Weinböhla. Der Steinhügel hat ein deutliches Loch. Michael Strobel vom Landesamt für Archäologie schart die etwa 40 Teilnehmer der achten heimatkundlichen Fahrradtour durch die Großenhainer Pflege um den Tatort. „Hier an den bronzezeitlichen Hügelgräbern auf dem Lindenberg bei Moritzburg haben wir es mit einer illegalen Grabung zu tun“, erklärt der Gebietsbeauftragte. Strobel hat eine Anzeige bei Revierförster Marko Groß gestellt.

Aber er schränkt ein. „Schätze werden die Grabräuber hier vermutlich nicht entdeckt haben, erst recht keinen Wettin-Schatz.“ Die Hügelgräber auf dem Lindenberg östlich vom „Neuen Anbau“ sind nämlich schon 3000 Jahre alt.

Geschätzt 250 Grabhügel, also erstaunlich viele, befinden sich hier in der Moritzburger Heide- und Teichlandschaft. Die Tatort-Fundstelle liegt allerdings sehr versteckt mitten im Wald. Die Grabräuber hatten offensichtlich viel Arbeit damit, die Steine beiseite zu legen, um die einen halben Meter tiefe Grube zu schaffen. Vielleicht hatten sie Vorkenntnisse. „Die prähistorischen Grabhügel sind die häufigste Denkmälergruppe in den ausgedehnten Waldgebieten“, sagt Michael Strobel.

Allerdings ist es bislang nicht gelungen, die gleichzeitigen Siedlungen zu entdecken. Vielleicht hätten die Grabräuber deshalb nur einige Scherben oder einen Becher finden können – wie schon einmal 1964.

Doch schon damals war der Schutz der massiven Steinpackungen schwierig. „Der Forstpflug hat bei Wiederaufforstungen nach Kahlschlag erhebliche Schäden hinterlassen“, berichtet Michael Strobel. Schon damals blieb eine Eingabe des Museumsleiters an das Kreisforstamt „offensichtlich wirkungslos“.

Erst 1966 wurden die Grabhügel formal unter Schutz gestellt. Heute werden auch dank Revierförster Marko Groß Rückegassen und Baumfällungen denkmalverträglich geplant und umgesetzt. Übrigens wurde hier am Tunnel der „Hohen Burg“ die Höhlenszene des Films „Die Söhne der großen Bärin“ gedreht.