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Gompitzer fordern mehr Grundschulplätze

Seit Jahren übersteigen die Anmeldezahlen die Kapazitäten der 74. Grundschule. Doch einen Ausbau lehnt die Stadt ab.

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© momentphoto.de/bonss

Von Tobias Hoeflich und Lars Kühl

Das Los entscheidet auch dieses Jahr in Gompitz. Wer von den Eltern für seine Sprösslinge einen Platz in der örtlichen Grundschule ergattern will, ist auf den Zufall angewiesen. Seit Jahren liegen für die Einrichtung an der Ockerwitzer Allee mehr Anmeldungen vor, als Plätze zu vergeben sind. Der Rest muss mit umliegenden Schulen vorlieb nehmen.

Schon länger setzen sich Gompitzer Eltern deshalb dafür ein, dass die Grundschule zweizügig wird. Bisher haben die Stadt und die Sächsische Bildungsagentur das abgelehnt. Dabei sprechen die Zahlen für sich, findet Elternvertreterin Mandy Kuchinke. Auch in diesem Jahr würden bereits fast 40 Anmeldungen vorliegen – Platz ist für maximal 28 Erstklässler. „Es ist eine Katastrophe für die Eltern, wenn ihr Kind abgelehnt wird“, sagt Kuchinke.

Eine andere Gompitzerin hofft auf einen Platz für ihre Tochter an der Grundschule. Ihren Namen will sie nicht nennen – aus Angst, bei der Vergabe benachteiligt zu werden. Ihre fünf Sprösslinge verteilen sich bereits auf vier Einrichtungen, die sie täglich mit dem Auto anfahren muss: Gymnasium, Kita, Tagesmutter, Grundschule. Wenn ihre Erstklässlerin nicht auf die Gompitzer Schule darf, kommt eine fünfte Einrichtung dazu. „Ich kann ja mein sechsjähriges Kind früh nicht in die Bahn nach Gorbitz schicken“, sorgt sich die Mutter. „Das stellt meine Berufstätigkeit infrage.“

Die Stadt will jedoch an der Einzügigkeit der 74. Grundschule festhalten. Zwar bestätigt Falk Schmidtgen, der Leiter des Schulverwaltungsamtes, dass 38 Kinder für die erste Klasse angemeldet sind, wovon 33 auch aus Gompitz kommen. Mittelfristig gehe die Prognose für die Ortschaft aber von 33 Kindern aus. „Und das liegt nur marginal oberhalb der Einzügigkeit“, sagt Schmidtgen. „Eine stabile Zweizügigkeit ist weiterhin nicht zu erwarten.“ Aus Sicht der Verwaltung bestehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt „kein Bedarf an einer Erweiterung der 74. Grundschule“. Denn dafür müssten langfristig entsprechende Schülerzahlen da sein. Das wären jährlich zwei Klassen je Altersstufe mit 25 Kindern. Außerdem stehen laut Schmidtgen genügend Grundschulplätze im Schulbezirk Cotta 1, zu dem Gompitz gehört, zur Verfügung.

Damit wollen sich die Gompitzer Eltern aber nicht abfinden. Längst hat auch die Politik das Thema für sich entdeckt. So fordert SPD-Landtagsabgeordnete Eva-Maria Stange, die Grundschule zweizügig auszubauen. „Seit Jahren weisen Gompitzer Eltern auf die hohe Nachfrage hin und kämpfen für eine Schulerweiterung.“ Getan habe sich nichts, kritisiert die bildungspolitische Sprecherin der Sozialdemokraten. Auch dieses Jahr müssten sich Familien deshalb einem „unwürdigen Losverfahren“ stellen. Wer aber Familien stärken und Eigenheime am Stadtrand fördern will, müsse auch für die nötigen Schulplätze sorgen.

Wie das in Gompitz aussehen könnte, dazu haben sich die Anwohner selbst Gedanken gemacht. Da der Platz auf dem Schulgrundstück nicht ausreicht, könnten auf der gegenüberliegenden Straßenseite mobile Räume aufgestellt werden. Dort parken derzeit die Mitarbeiter der Firma Sanitär-Heinze. Der Eigentümer soll laut SZ-Informationen zu einem Verkauf der Fläche bereit sein.

Elternvertreterin Mandy Kuchinke hofft, dass auch andere Parteien sich – gerade vor der nahenden Kommunalwahl – für einen Ausbau der Schule starkmachen. Allerdings bezweifelt sie, dass die Zuständigen überhaupt zu einer Erweiterung gewillt sind. „Ständig werden einem Steine in den Weg gelegt“, berichtet Kuchinke nach ihren langjährigen Erfahrungen. „Und wenn man einen beiseite geräumt hat, sind schon wieder fünf neue da.“