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Gojko Mitic will nicht in Nünchritzer Politik mitmischen

Ein Nünchritzer hat den Schauspieler als Bürgermeister vorgeschlagen. Auch andere Namen tauchten auf den Wahlscheinen auf.

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© dpa

Von Antje Steglich

Ob Gojko Mitic ein guter Bürgermeister wäre, wird wohl nie geklärt werden können. Und genauso wird wohl immer im Verborgenen bleiben, warum ein Nünchritzer gerade den DDR-Chefindianer als Bürgermeisterkandidat zur Wahl vor zwei Wochen vorschlug. Handschriftlich notierte der Unbekannte den Namen des Schauspielers auf dem Stimmzettel.

Das ist durchaus rechtens, heißt es dazu aus dem sächsischen Innenministerium: „Weitere ,Wunschkandidaten’ können dann auf die Stimmzettel geschrieben werden, wenn nur ein gültiger oder kein Wahlvorschlag eingereicht worden ist.“ Da es am 12. Oktober mit dem amtierenden Bürgermeister Gerd Barthold (CDU) nur einen Kandidaten gab, durften die Nünchritzer also selbst nominieren – und taten das reichlich. Insgesamt 24 Wähler schrieben einen zusätzlichen Namen auf den Wahlzettel. 13 weitere Kandidaten wurden so ins Rennen um das höchste Amt in Nünchritz geworfen. Das Gros von ihnen ist bereits durch politische Aktivitäten bekannt: So bekam der Fraktionschef der SPD im Gemeinderat, Jürgen Schmidt, gleich sieben Stimmen, seine Ratskollegin Anett Wendler immerhin drei. CDU-Rätin Monika Körner wurde zweimal genannt , Birgitt Köhler (Die Linke) und Hanka Jobst (TSV Merschwitz) jeweils einmal. Reiner Bieder (SPD) sitzt als sachkundiger Bürger bereits im Technischen Ausschuss, und Gemeindemitarbeiter Jörg Münzinger kandidierte sogar 2001 ganz offiziell für den Bürgermeisterposten. Beide erhielten je eine Stimme.

Die anderen Wunschkandidaten traten politisch dagegen bisher überhaupt nicht in Erscheinung: Henry Stasch aus Merschwitz holte gleich drei Stimmen, Volkmar Käseberg aus Nünchritz, Dietmar Kühn aus Roda, Jens Stein aus Zschaiten, Carola Ulrich vom gleichnamigen Weingut in Diesbar Seußlitz und Rolf Ermer aus Nünchritz jeweils eine. „Da muss sich wohl einer einen Scherz erlaubt haben“, reagierte Letzterer auf die Nachricht seiner Nominierung. „Wir haben sehr darüber gelacht. Ich wurde im Scherz schon mit Herr Bürgermeister angesprochen“, sagt der 70-jährige Rentner. Politisch aktiv sei er jedoch bisher nie gewesen und will damit nun auch nicht mehr beginnen. Ihn kennen eben viele, anders kann sich Rolf Ermer nicht erklären, warum sein Name auf einem Stimmzettel auftauchte.

Auch Gojko Mitic fühlt sich zwar geehrt – lehnt ein politisches Amt jedoch ab. „Über die Nominierung zum Bürgermeister von Nünchritz freue ich mich sehr“, sagte der Schauspieler auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung. Und bekannt sein dürfte er wohl jedem Nünchritzer, schließlich gilt der 74-jährige gebürtige Serbe seit seinen Rollen unter anderem in „Die Söhne der großen Bärin“ als Chefindianer der ehemaligen DDR und ist auch heute noch als Schauspieler fürs Fernsehen und Theater – zuletzt unter anderem in Soko Leipzig, „In einem wilden Land“ oder bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg – aktiv. Trotzdem lehnt Gojko Mitic ab: „Als ich vor einigen Jahren zu Gast bei Riverboat war, wurde mir eine ähnliche Frage gestellt. Diese Frage habe ich mit den Worten ,Ich bin ein nicht so guter Schauspieler, um Politiker sein zu können’ beantwortet. Das trifft auch heute noch zu.“

Tatsächlich wurde die eine Stimme für ihn übrigens auch gar nicht gewertet, sondern aus formalen Gründen für ungültig erklärt.