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Goethe-Stück zum Schmunzeln

Carla Niewöhner bringt „Die Mitschuldigen“ auf die Zittauer Theaterbühne. Für die gebürtige Bremerin ist es eine doppelte Premiere.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Jan Lange

Für Carla Niewöhner ist es am Freitag eine doppelte Premiere gewesen: Zum einen ist das Stück „Die Mitschuldigen“, bei dem sie Regie führt, zum ersten Mal aufgeführt worden, zum anderen inszenierte die 36-Jährige erstmals am Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau. Dass es überhaupt dazu gekommen ist, daran hat der Zittauer Dramaturg Gerhard Herfeldt einen großen Anteil. Die beiden kennen sich vom Theater Münster. 2016 gab es dann ein Wiedersehen, wenn auch nur ein kurzes. Carla Niewöhner brachte damals ein Stück über Migranten in der DDR in Leipzig auf die Bühne und im Publikum saß auch Gerhard Herfeldt. Als die aktuelle Spielzeit am Zittauer Theater vorbereitet wurde, erinnert sich der Dramaturg gern an seine ehemalige Kollegin und empfahl sie als Gastregisseurin der hiesigen Schauspielleitung. Und so konnte die junge Theatermacherin ein weiteres Mal in Sachsen arbeiten.

Carla Niewöhner
Carla Niewöhner © SZ

Ursprünglich stammt sie aus Bremen, studierte einige Jahre in Köln, wo sie heute wieder zu Hause ist und arbeitete anschließend an den Theatern in Aachen, Münster und Bochum. Dass sie zuletzt verstärkt in Sachsen tätig war, habe sich eher zufällig ergeben, sagt Carla Niewöhner. Mit dem Leipziger Stück über Migranten habe sie sich einen großen Wunsch erfüllt. Daraus seien weitere Engagements entstanden. So wie das Stück „Moby Dick“, das sie ebenfalls in der Messestadt inszenierte. Und eben auch das Zittauer Stück.

Meister der Komödie

Mit Johann Wolfgang von Goethe habe sie sich schon vor Jahren einmal beschäftigt, berichtet die 36-Jährige. Sie schrieb damals ein Kurzstück über „Faust“ und „Die Wahlverwandtschaften“, zwei sehr bekannte Werke des Dichters. Auch das Lustspiel „Die Mitschuldigen“ gehört zweifelsohne zu den Klassikern der Weltliteratur. 1777 ist es in Weimar mit Goethe leibhaftig in der Rolle des Alcest uraufgeführt worden. Knapp zehn Jahre zuvor hatte Goethe das Werk niedergeschrieben, damals gerade erst 19 Jahre alt. In seinem Frühwerk erweist sich Goethe als Meister der Komödie. Carla Niewöhner sieht gar Ähnlichkeiten zu anderen großen Komödiendichtern wie Moliere und Goldoni.

Mit Goethes Werk bringt das Zittauer Theater nicht nur einen Klassiker – wie vom Publikum oft gewünscht – auf die Bühne, sondern gleichzeitig ein lustiges Stück. Auch das sollte den Geschmack der Zuschauer treffen. Und in Zittau ist das Werk nicht ganz unbekannt. Wie Gerhard Herfeldt aus älteren Dokumenten weiß, wurden die „Mitschuldigen“ schon mehrere Male im Gerhart-Hauptmann-Theater inszeniert. Dieses Mal stehen Florian Graf, Martha Pohla, Klaus Beyer und Tilo Werner auf der Bühne. Florian Graf schlüpft dabei in die Rolle des Alcest, jener Figur, die bei der Uraufführung Goethe selbst spielte.

Ein Klassiker ist durch die Form starrer als ein modernes Stück, findet Frau Niewöhner, es sei aber auch reizvoll, eine historische Komödie zu inszenieren, vor allem wegen der Sprache. Die Texte werden lebendig und mit heutigem Bezug gesprochen, erklärt die Regisseurin. Ein Klassiker bleibe die Inszenierung aber weiterhin.

Die Atmosphäre am Zittauer Theater habe sie als sehr familiär empfunden. Gern würde sie wieder mal hier ein Stück inszenieren, doch die nächste Aufgabe führt die 36-Jährige erst einmal nach Ahrenshoop. Dort folgt ein Autorenstipendium. Denn Carla Niewöhner ist nicht nur Regisseurin, sondern auch Autorin. Beide Aufgaben seien für sie immer wieder interessant.

Das nächste Mal wird „Die Mitschuldigen“ an diesem Sonntag, 15 Uhr, aufgeführt. Weitere Vorstellungen sind am 30. März und am 7. April, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am 10. April, um 11 Uhr, geplant.