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Görlitzer Waggonbauer arbeiten rund um die Uhr

Ab nächster Woche steht das Görlitzer Bombardier-Werk nicht mehr still. Es wird eng mit einem weiteren Großauftrag.

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© Bombardier Transportation

Von Sebastian Beutler

Die Deutsche Bahn ist für Bombardier ein Stammkunde. Anders als die Schweizer Bundesbahnen, die zwar einen großen, aber bislang einmaligen Auftrag nach Görlitz vergaben, bei dem es auch zu Verzögerungen bei der Produktion kam. Der deutsche Bahnkonzern aber bestellt seit Jahren treu in Görlitz neue Wagen für seine Flotte und half damit den Waggonbauern auch über magere Jahre hinweg. Bislang waren diese Beziehungen also ungetrübt.

Damit das so bleibt, müssen sich die Görlitzer jetzt aber besonders sputen. Für den Fahrplanwechsel im Dezember hat die Deutsche Bahn 192 Doppelstockwagen des Typs Twindexx Vario bestellt. Liefert Bombardier nicht rechtzeitig, geraten bei der Deutschen Bahn die Fahrpläne durcheinander. Und das hätte unangenehme Folgen für die Bahn – und natürlich auch für den kanadischen Fahrzeugkonzern.

Nachdem Bombardier Teile der Fertigung bereits an das Bautzener Werk abgegeben hat, greift das Unternehmen nun zum letzten Mittel, um den Termin zu halten. Ab nächster Woche wird in drei Schichten sieben Tage in der Woche gearbeitet. Das bestätigt Bombardier-Sprecher Andreas Dienemann der SZ. Das Gewerbeaufsichtsamt habe dem zugestimmt, befristet ist die sogenannte „rollende Woche“ bis 30. Juni nächsten Jahres. Der Betriebsrat aber hofft, dass spätestens im Januar wieder zum normalen Schichtbetrieb im Werk übergegangen werden kann, denn ein solcher Schritt ist für die Bahnbranche ungewöhnlich.

Rund 600 Mitarbeiter in der Fertigung, aber auch im Qualitätswesen, in der Logistik oder beim Transport sind von dieser Veränderung betroffen. Da viele von ihnen Frau und Kinder haben, so sagt Betriebsratsvorsitzender Volker Schaarschmidt der SZ, habe keiner mit dem Ausblick auf durchgearbeitete Wochenenden Hurra gerufen. „Aber das Wichtigste ist jetzt, den Auftrag zu erfüllen“, sagt der Vertreter der Belegschaft. „Für das Image des Werkes und das Vertrauen der Deutschen Bahn in die Kompetenz unseres Unternehmens ist das entscheidend.“ Denn die 192 Wagen gehören zu einem Gesamtpaket von 800 für die Deutsche Bahn. Noch sind aus diesem Vertrag Wagen offen, die die Bahn in den nächsten Jahren bestellen kann.