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Görlitzer Stadthalle endlich richtig anpacken

Der Förderverein wirft der Stadt vor, lieber andere Großprojekte voranzutreiben.

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© Jens Trenkler

Von Daniela Pfeiffer

Volles Haus am Sonntag. So etwas würde Thomas Leder gern öfter in der Stadthalle sehen. 2 500 Besucher kamen zum Tag des offenen Denkmals – für Leder ein klares Zeichen dafür, dass die Görlitzer ihre Stadthalle nach wie vor wollen und dass es Zeit wird, sie wiederzueröffnen.

Aber die Sanierung geht schleppend. So unzufrieden ist der Förderverein der Stadthalle, dem Leder vorsteht, dass er gestern eine Presseerklärung herausgab, in der er öffentlich mehr Engagement von der Stadt fordert. Man sei mit der Arbeit der politischen Entscheidungsträger zur Beschaffung von Geld für die weiteren Arbeiten an der Stadthalle unzufrieden. Die Beschaffung von Fördermitteln, die etappenweise Sanierung – all das habe doch bei der Synagoge auch beispielhaft funktioniert. Gut, sie ist vor einigen Jahren auch als national bedeutsames Kulturdenkmal eingestuft worden. Aber bedeutsam sei auch die Stadthalle – als regionale und internationale Begegnungsstätte mit einer weltweit einmaligen Orgel und einer nachgewiesenermaßen großartigen Akustik, heißt es.

Unzufrieden sind Leder und seine Mitstreiter, weil es so schleppend vorwärtsgeht. Die seit November 2014 bekannten Fördermittel von etwas über vier Millionen Euro werden über vier Jahre gestreckt an der Stadthalle verbaut und öffentlichkeitswirksam als Erfolg vermarktet, kritisiert er. „Nach nunmehr zwölf Jahren Schließung ist die dargestellte Zufriedenheit mit der Sicherung der Statik, dichten Dächern und den Saalfenstern mehr als peinlich.“

Es sei nicht hinnehmbar, dass einerseits unter dem Motto „Es geht nicht“ bei der größten Baustelle der Stadt eine Geldknappheit und vermeintlich nicht tragbare Bewirtschaftungskosten vorgebracht werden und andererseits immer neue Großprojekte geplant und begonnen werden. Als Beispiel führt Leder das Vorhaben Brückepark an, wo Millionen hineinfließen sollen. Zwar kommt der größte Teil als Fördermittel, jedoch ist der städtische Eigenanteil beachtlich. Zudem würden rings um den Stadthallengarten herum in Millionenhöhe Grünanlagen und Straßen aufwendig saniert. Auch die Dr. Kahlbaum-Allee werde für viel Geld derzeit eingeengt. Was Leder dabei am meisten stört: Der Stadthallengarten bleibt von alldem unberührt und das Parkplatzproblem an der Stadthalle werde einfach ignoriert. „Der Antrag für eine Haushaltsstelle für den ruhenden Verkehr an der Stadthalle wurde abgebogen.“

So dümpele die größte Baustelle der Stadt vor sich hin, wo doch 2012 die Gesamtsanierung in zwei Jahren Bauzeit dargestellt worden sei. Nun allerdings wird schon seit vier Jahren an den Dächern, der statischen Sicherung und neuen Fenstern im großen Saal gearbeitet.

Laut SZ-Informationen soll der Kleine Saal der nächste Bauabschnitt sein. Allerdings steht in der Vorlage, die gestern im Verwaltungsausschuss nicht-öffentlich beraten wurde, dass er lediglich im Sommer genutzt werden solle– und nur bei Tageslicht. Elektrische Geräte sollen demnach nicht verwendet werden, keine Bühnenaufbauten möglich sein.

Die generellen „Geht nicht“-Ausflüchte habe der Verein satt. „Es gibt keine Belege für ein wirkliches Bemühen. Von der Stadtverwaltung wurde der Staatsregierung immer noch kein Nutzungskonzept vorgelegt, die dieses nach unseren Informationen eingefordert hat“, so Leder. Der Förderverein möchte alle politischen Entscheidungsträger auffordern, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, eine entsprechende Planung einzufordern und vorzulegen, auf deren Grundlage nun endlich Fördermittel beantragt werden. „Wenn jetzt unmittelbar nicht damit begonnen wird, ist das Ziel der Eröffnung des großen Saales im Jahre 2021 nicht zu halten“, glaubt Leder.