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Görlitzer Spielplatzsorgen

Die Stadt will in Biesnitz einen Spielplatz bauen und auch anderswo nachbessern. Doch nicht überall reicht das Geld.

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© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

Görlitz. Genau ein Vierteljahr ist es her, dass sich SZ-Leser Karl-Friedrich Buschendorf aus Biesnitz mit einer Mängelanzeige an die Stadtverwaltung wandte. Auf dem Spielplatz zwischen Grundstraße und Lilienweg, also genau hinter Buschendorfs Haus, seien alle Spielgeräte, das Spielplatz-Schild und sogar der Papierkorb entfernt worden. „Warum“, wollte Buschendorf wissen – und bekam zur Antwort, dass nach einem Defekt an einem der letzten Federgeräte der Spielplatz nicht mehr betreut werde. Andere Geräte seien 2012 abgebaut worden. Seither gebe es zwar Pläne für eine Neugestaltung, aber kein Geld. Doch nicht zuletzt auch mit durch Buschendorfs Schreiben kommt nun Bewegung in die Sache. Die SZ hat sich im Rathaus erkundigt, wie es weitergehen soll – nicht nur in Biesnitz, sondern ganz generell in der Görlitzer Spielplatzlandschaft.

Riesenandrang herrschte voriges Jahr im Mai zur Eröffnung des Spielplatzes „Vogelhäuser in den Bäumen“ auf dem August-Bebel-Platz in der Südstadt. Dieses Jahr sollen noch ein Karussell und eine Formhecke hinzukommen.
Riesenandrang herrschte voriges Jahr im Mai zur Eröffnung des Spielplatzes „Vogelhäuser in den Bäumen“ auf dem August-Bebel-Platz in der Südstadt. Dieses Jahr sollen noch ein Karussell und eine Formhecke hinzukommen. © Nikolai Schmidt

Wird der Spielplatz an der Grundstraße wieder aufgebaut?

Wahrscheinlich, denn es ist der einzige städtische Spielplatz in ganz Biesnitz. Die Stadt hat ihn auf Position eins ihrer Maßnahmenliste für dieses Jahr gesetzt. Amtsleiter Torsten Tschage spricht von einem „Neubau zur Wiederherstellung der Spielangebote“. Die Finanzierung aus Investitionsmitteln 2018 und Haushaltsresten 2017 ist gesichert. Einzige Hürde: Der Bau fällt unter die derzeit gültige Haushaltssperre. Wie lange diese bestehen bleibt, ist unklar.

Öffentliche Spielplätze

Die Stadt Görlitz betreibt 42 öffentliche Spielplätze, die sich recht ungleich über das Stadtgebiet verteilen.

Es gibt zehn Spielplätze in der Innen- und Altstadt, einen in der Nikolaivorstadt, acht in der Südstadt, acht in Königshufen, einen in Biesnitz (derzeit ohne Spielangebote), drei in Weinhübel, drei in Rauschwalde, drei in Hagenwerder/Tauchritz, zwei in Ludwigsdorf/Ober-Neundorf, zwei in Schlauroth und einen am Nordstrand.

Daneben gibt es überall Spielplätze, die nicht der Stadt gehören, sondern zum Beispiel Großvermietern. Deren Gesamtzahl ist nicht bekannt.

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Bleibt das der einzige städtische Spielplatz in Biesnitz?

In Biesnitz leben 723 Kinder im Alter von null bis 18 Jahren. „Nach allen Richtwerten ist ein so großer Stadtteil mit öffentlichen Spielplätzen auszustatten“, sagt Tschage. Ausdehnung und Kinderzahl würden zwei Spielplätze mit Angeboten für alle Altersgruppen rechtfertigen. „Die Bewohner in Biesnitz verfügen jedoch mehrheitlich über einen eigenen Garten“, so der Amtsleiter. Kinder ab sieben Jahren würden zudem nach und nach die landschaftliche Umgebung erobern, die mit Landeskrone und Loenschem Park viel bietet: „So können Bewohner dort fehlende Spielangebote kompensieren.“ In der schwierigen Entscheidung über Spielplatzinvestitionen erreichte Biesnitz nie vorderste Priorität. Zudem gebe es kaum noch städtische Grünflächen, auf denen der Bau einfach möglich wäre. „Aufgrund mehrerer aktueller Anfragen hat die Stadtverwaltung jetzt die Situation neu analysiert und den Bürgerrat zu einem Gespräch eingeladen“, sagt Tschage. Das Gespräch fand gestern Abend nach SZ-Redaktionsschluss statt. Der Bürgerrat wurde dabei zunächst zu seiner Meinung zu dem fehlendem Spielplatz Grundstraße gefragt. Sollte sich der Bedarf bestätigen, schließt Tschage zusätzlich zum Spielplatz Grundstraße mittelfristig den Bau eines größeren Spielplatzes nicht aus. Das letzte Wort habe dann aber der Stadtrat, denn Bedarf gebe es in vielen Teilen der Stadt.

Was hat die Stadt ansonsten für dieses Jahr an den Spielplätzen vor?

Die Stadt plant sieben Baustellen, also die genannte in Biesnitz und sechs weitere. Am Spielplatz an der Sparkasse in Hagenwerder sollen die Spielangebote für Kleinkinder und die Tischtennisplatte erneuert werden, am Spielplatz August-Bebel-Platz soll der Spielplatzbau aus dem Vorjahr durch Karussell und Formhecke vervollständigt werden, am Spielplatz Lutherplatz ist eine Erweiterung der Spielangebote für kleine Kinder geplant, am Spielplatz Alex-Horstmann-Straße ein Ersatzneubau für die Sechseckschaukel, am Spielplatz Nordhöhe sollen die Seile am großen Seilzirkus ausgetauscht und am Spielplatz Parkeisenbahn neue Tischtennisplatten aufgestellt werden. Die Gesamtkosten für alle sieben liegen bei 142 000 Euro. Die Finanzierung ist wie oben beschrieben gesichert, doch die Haushaltssperre gilt für alle Projekte. Anders sieht es bei einer achten Baustelle aus: Im Park des Friedens nahe der Hochschule entsteht im Sommer ein neuer, zusätzlicher Spielplatz, der aus EU-Mitteln finanziert wird. Dieses Geld ist sicher.

Wo wären weitere Investitionen eigentlich dringend nötig?

Dringender Investitionsbedarf in den nächsten zwei bis drei Jahren besteht laut Tschage in den mehreren vorhandenen Anlagen. Am Spielplatz Johann-Haß-Straße müsste das Karussell durch ein Neues ersetzt werden, die Spielplätze Parkeisenbahn, Leschwitzer Straße und Sandgrube Kidrontal sollten erweitert werden zu sogenannten Schwerpunktspielplätzen, die Skate- und BMX-Anlage Friedrich-Engels-Straße müsste neu gebaut werden und am Spielplatz Ostring wäre eine neue Doppelseilbahn nötig. „Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit“, betont Tschage. Stattdessen sei sie lediglich der Ansatz für die Haushaltsplanung und -diskussion.

Nicht aufgeführt sind Investitionen zur Revitalisierung früherer Standorte, etwa im Ankergarten Rauschwalde, und zur Schaffung neuer Spielplätze, so im Brautwiesenbogen und in Biesnitz. „Hier werden in der Fortschreibung des Spielplatzkonzeptes Aussagen erwartet, die Bürgerrat und Stadtrat noch diskutieren und entscheiden müssen“, sagt Tschage. Demnach könne es zugunsten der Entwicklung sogenannter Schwerpunktspielplätze auch zur Schließung kleinerer Standorte kommen.

Welche städtischen Spielplätze mussten aufgegeben werden?

Außer jetzt an der Grundstraße in Biesnitz in den vergangenen Jahren nur zwei. Der Spielplatz Kidrontal/Heilige-Grab-Straße fiel im Jahr 2015 wegen der Grundstückszuordnung an die Wohnungsbaugenossenschaft WGG und wird nun durch diese weiter betreut. Der Spielplatz Kidrontal/ Mountainbikestrecke ist wegen fehlender Nutzung seit 2016 nicht mehr als Spielplatzgelände ausgewiesen. Die Fläche bleibt als „Wald“ in städtischem Eigentum.