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Görlitzer Musikschule findet neuen Chef

Stefan Meier ist seit einer Woche im Amt. Der Musiker und Dirigent lernt Görlitz seitdem richtig kennen.

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© nikolaischmidt.de

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Stefan Meier ist auf Erkundungstour. Erst seit einer Woche steht der 54-Jährige als künstlerischer Leiter an der Spitze der Görlitzer Musikschule „Johann Adam Hiller“. Nun lernt er die Schule kennen, auch die Stadt und ihre Akteure. Er muss damit ganz von vorn anfangen, denn Meier kommt ganz neu nach Görlitz. Zuletzt hat er die Musikschule des hessischen Landkreises Hersfeld-Rotenburg geleitet, dort ein Orchester und zwei Kinderchöre aufgebaut. Damit sind auch schon zwei Leidenschaften des vielseitig interessierten Musikers umschrieben: Ensemblearbeit und Chöre.

Beides zieht sich durch seine bisherigen Tätigkeiten, zu der auch eine langjährige als Chorleiter am Landestheater in Coburg gehörte. Freiwillig wäre er auch gar nicht vom Theater geschieden, doch das Arbeitsrecht an den deutschen Häusern hat Tücken. Eine davon: Einen Bestandsschutz für Arbeitsverträge gibt es erst nach 15 Jahren. Davor können sich Intendanten, beispielsweise bei einem Wechsel, von langjährigen Mitarbeitern trennen. So geschah es auch bei Stefan Meier, der sechs Abschlüsse von Hochschulen besitzt: jeweils ein Diplom für Klavier, Tonsatz, Mandoline und einen Master für Klavier, Komposition und als Kapellmeister. Bevor es ihn und seine große Familie – er ist Vater von sechs Kindern im Alter zwischen zwölf und vier Jahren – nach Coburg verschlug, hatte der gebürtige Westfale als Chordirektor an den Theatern in Lüneburg und in Bremerhaven gewirkt, lehrte an der Sängerakademie Hamburg und baute ein Jugendsinfonieorchester an der Musikschule Lüneburg auf.

Dass die Görlitzer Musikschule zahlreiche Ensembles, bis hin zu Orchestern, führt, dass Schüler und Lehrer zahlreiche Konzerte im Jahresverlauf gestalten, dass die Musikschule auch die Programme „Jedes Kind ein Instrument“ in den Schulen führt, sogar einen Klavierwettbewerb organisiert – all das sind Zeichen für Meier, eine ungemein rege und auf hohem Niveau arbeitende Musikschule vorgefunden zu haben. „Ich habe jetzt auch kein fertiges Konzept, sondern schaue einfach, wo ich meine Fähigkeiten einbringen kann und wo einfach Bedarf auch für Neuerungen ist.“

Über ein Jahr suchte die Görlitzer Musikschule nach einem neuen Künstlerischen Leiter. Trägerverein und Robert Koegler hatten sich Ende Mai vergangenen Jahres nach achtjähriger Zusammenarbeit getrennt, ohne dass die Gründe für einen Außenstehenden wirklich verständlich geworden wären. Koegler hatte vor allem die Projektarbeit ausgebaut. Hilfreich war dabei das Bundesprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, für das das Bundesministerium für Bildung und Forschung bis Ende dieses Jahres rund 230 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Sachsenweit nahmen nur acht Musikschulen teil, dafür wurden aber 93 Projekte bewilligt – ein Großteil der Anträge stellte die Görlitzer Musikschule. Mit den Fördermitteln war es Robert Koegler möglich, ein Netzwerk zur Hilfe sozial benachteiligter Kinder in Görlitz aufzubauen. Zusammen mit dem DRK, der Stiftung Diakonie-Sozialwerk Lausitz, dem ASB Görlitz, der Evangelischen Innenstadtgemeinde sowie zahlreichen Kindergärten und Grundschulen wurden Tanz- und Musikprojekte kreiert. Dadurch gelang es Koegler auch, die Schülerzahlen um mehr als 20 Prozent auf rund 2 700 Schülern zu steigern.

Für Koeglers Nachfolger Stefan Meier ist zwar Projektarbeit auch wichtig, aber häufig fehle ihr die Konstanz. Das sei aber für das Erlernen eines Instrumentes sehr wichtig. Trotzdem spricht er sich für eine Zusammenarbeit mit Grundschulen aus, um in die Breite zu wirken. Das sei für eine Musikschule ganz wichtig. Andererseits will er aber auch als Musikschule die musikalische Leistung der Schüler fördern. Und Meier sieht in Erwachsenen ein Reservoir künftiger Schüler. „Oftmals ist es ja so, dass Erwachsene erst die Musik als Hobby entdecken. Auch für sie wollen wir verstärkt da sein.“