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Görlitzer Museen mit einem Rekordjahr

Mehr Besucher als 2016 kamen nur im Via-Regia-Jahr 2011. Aber die Landesausstellung war eine Ausnahme. Das Erfolgsrezept scheint zu stimmen.

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© Nikolai Schmidt/Archiv

Von Ines Eifler

Ausstellungen wie „Die Große Not“ im Schlesischen Museum, „Die dünne Haut der Erde“ bei Senckenberg oder „Erfahrung DDR!“ im Kulturhistorischen Museum haben es den Besuchern angetan. Diese Ausstellungen bezogen sich direkt auf die Lebenswirklichkeit und die Erfahrungen der Menschen, indem sie mit Alltagsgegenständen aus Nachkriegszeit und DDR Erinnerungen weckten oder die aktuellen Sorgen um unsere Böden, unsere Lebensgrundlage aufgriffen.

Diese Lebensnähe ist vielleicht ein Grund für den Erfolg der drei großen Görlitzer Museen im Jahr 2016. Insgesamt haben sie im vergangenen Jahr 12 000 Besucher mehr als 2015 in ihre Häuser gelockt. Abgesehen vom Jahr der 3. Sächsischen Landesausstellung Via Regia 2011 war 2016 das besucherstärkste Görlitzer Museumsjahr. Im Schönhof stieg die Zahl der Gäste um 6 000 auf 30 600, bei Senckenberg um 3 000 auf 34 000, im Kulturhistorischen Museum um 3 000 auf 29 000. Neben den Ausstellungen haben auch die Museumsfeste deutlich mehr Gäste angezogen als in früheren Jahren.

„Wir waren immer in Sorge, ob noch Besucher zu uns kommen, wenn die Erlebnisgeneration ausbleibt“, sagt Markus Bauer, Direktor des Schlesischen Museums. Inzwischen sind die in Schlesien Geborenen so alt, dass sie oft nicht mehr reisen können. „Aber es ist uns offenbar gelungen, auch die nachfolgenden Generationen zu interessieren“, sagt Markus Bauer, „darüber sind wir sehr froh.“

Das Kulturhistorische Museum beklagte in der Vergangenheit häufig, dass zwar Touristen den Kaisertrutz, das Barockhaus Neißstraße 30 und den Reichenbacher Turm besuchten, aber die Görlitzer als Museumsbesucher fehlten. Mit der Ausstellung „Erfahrung DDR!“ ist es nun gelungen, auch die Einheimischen zu gewinnen. „Die Görlitzer tauschen sich in der Ausstellung darüber aus, was sie von früher kennen“, sagt Museumssprecherin Kerstin Gosewisch, „und kommen in Kontakt.“ Dieser kommunikative Charakter des DDR-Projekts war und ist genau beabsichtigt. Die Ausstellung läuft noch bis April, die Exponate werden immer wieder ausgetauscht.

Das Naturkundemuseum hat 2016 besonders viele, nämlich sieben Sonderausstellungen gezeigt. „Das macht ein Museum attraktiv“, sagt Museumssprecher Christian Düker. Besonders interessiert waren die Besucher neben der zuvor in Brüssel und Chemnitz sehr beachteten Ausstellung „Die dünne Haut der Erde“ an „Senckenbergs verborgenen Schätzen“. Diese Wanderausstellung zeigte auch bedeutende Stücke aus den Görlitzer Sammlungen.

„So sehr wir uns über den steten Besucherzuwachs freuen“, sagt Museumsdirektor Markus Bauer, „wir legen uns nicht auf die faule Haut.“ Auch 2017 haben die Görlitzer Museen viel vor. Im Schlesischen Museum ist in diesem Jahr ab April verfolgte jüdische Kunst zu sehen, im Sommer eine große Sonderausstellung anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Bahnhof und 175 Jahre Eisenbahn in Görlitz. Als Besonderheit wird in dieser Ausstellung ein 20 Meter langes Modell der Görlitzer Eisenbahnstrecke vom Brautwiesentunnel bis zum Bahnhof Moys zu sehen sein.

Das Naturkundemuseum präsentiert ab Ende Januar die Ausstellung „Mission Abora“ des Experimentalarchäologen Dominik Görlitz, der mit einem Schilfboot den Atlantik überquerte und der Frage nachgeht, ob es schon in der Steinzeit einen Austausch zwischen Europa und Amerika gab. Ein Höhepunkt ist der Tag der offenen Tür des Museums am 9. April anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung.

Das Kulturhistorische Museum macht das „Görlitzer Millionenmärchen“ in diesem Jahr zum Thema. Auch wenn es vielleicht nicht einfach wird, dafür Exponate zu finden: Stoff für Geschichten und regen Austausch der Besucher liefert der geheime Geldspender für die Görlitzer Altstadt allemal.