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Mehr Sicherheit im Görlitzer Krankenhaus

Nach dem Silvester-Vorfall 2014 entwickelte das Görlitzer Klinikum ein neues Sicherheitskonzept. Etliches wurde umgesetzt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Es war ein Schock für die Mitarbeiter. Nachdem in der Silvesternacht vor einem Jahr vermeintlich eine Kinderärztin in einem Aufenthaltsraum überfallen worden war, beschäftigte das auch die Leitung des Klinikums lange. „Das Ereignis hatte damals dazu geführt, dass wir unsere Sicherheitsvorkehrungen überprüft haben“, sagt Klinikumssprecherin Katja Pietsch. Wo können Räume abgeschlossen, Fenster und Türen sicherer gemacht werden? Wo ist die Beleuchtung zu verbessern? Was kann das Klinikum tun, um die Sicherheit von Patienten, Besuchern und Mitarbeitern zu erhöhen. All diese Fragen wurden damals diskutiert und Festlegungen getroffen.

Dann stellte sich heraus, dass der vermeintliche Überfall keiner war. Die Ärztin hatte sich den Stich in den Bauch selbst zugefügt. Eine tragische Geschichte. Wochenlang war zuvor nach dem Täter gefahndet worden – auch mit Fahndungsplakaten in der Stadt und mit einem Beitrag in der MDR-Sendung „Kripo live“. Im Krankenhaus rückten Kriminaltechniker an, Fährtenhunde suchten nach Spuren. Doch die Fahndung kam nicht voran, weil es keinen Täter gab.

Zu dem Bedauern über das Schicksal der jungen Ärztin mischte sich eine Erleichterung, dass der Überfall am Ende doch kein solcher war. Das mulmige Gefühl hatte sich doch mehr oder weniger breitgemacht, vor allem in den Abend- und Nachtstunden. Auch deshalb – für das Sicherheitsgefühl aller Menschen im Klinikum – hielt die Geschäftsführung am neuen Sicherheitskonzept fest. Schon vor der Aufklärung des Falles war ein Alarmtelefon eingeführt worden. Ein Diensttelefon mit besonderer Alarmtaste. Im Notfall können Mitarbeiter mit dieser einen Taste schnell den Wachdienst rufen. Sollte ein Mitarbeiter angegriffen oder niedergeschlagen werden, wird ebenfalls ein automatischer Notruf gesendet. Psychiatrie, Wachdienst und Bereitschaftsdienst der Kinderklinik wurden mit solchen Notfalltelefonen ausgerüstet.

Geprüft wurde mit dem Vorfall damals auch die Außenbeleuchtung sowie die Verschlusssicherheit auf Schwachstellen untersucht. „In einigen Bereichen haben wir zudem die Außenbeleuchtung nachgerüstet oder zusätzlich installiert“, so Pietsch.

Dienstanweisungen wurden geprüft und aktualisiert. Die Mitarbeiter werden in jährlichen Belehrungen sensibilisiert. Das sei überhaupt einer der wichtigsten Punkte, betont Katja Pietsch: Dass die Mitarbeiter die Augen offen halten und wenn ihnen etwas ungewöhnlich erscheint, dass sie reagieren und gegebenenfalls den Wachdienst rufen, Fremde auch ansprechen und die Türen schließen.

Sicherheit spielt für das Krankenhaus aber nicht erst seit Silvester 2014 eine große Rolle. Schon seit vier Jahren erhalten Mitarbeiter der Psychiatrie in Zusammenarbeit mit der Polizei Deeskalationstraining. „Die Psychiatrie ist ein sensibler Bereich, in dem es durchaus zu Übergriffen im Tagesgeschehen kommt. Wir haben diese Schulungen nun auf die anderen Bereiche ausgeweitet, schrittweise sollen sie alle Mitarbeiter erhalten“, sagt Katja Pietsch.

Um das mehr als 100 000 Quadratmeter große Klinikumsgelände im Blick zu haben, gibt es zudem Videoüberwachung, Objektbeleuchtung, einen Wachdienst, der Tag und Nacht Streife läuft, Schranken und diverse Schließanlagen. „Einen 100-prozentigen Schutz vor Einbrechern und Dieben kann es leider trotzdem nicht geben.“ Dass es eben auch in Krankenhäusern zu kriminellen Vorfällen kommen kann, weiß das Klinikum Oberlausitzer Bergland im Süden des Landkreises. 2013 hatte es in Zittau einen tätlichen Angriff mit Verletzungen gegeben. Danach wurde auch hier ein Sicherheitskonzept aufgestellt. Schließsysteme in den Notfallambulanzen der Standorte Ebersbach und Zittau wurden nachgerüstet. Denn gerade die Notfallambulanzen werden in Krankenhäusern zu den Risikobereichen gezählt, weil es hier schon mal hektisch und auch emotional zugehen kann. Für die Schwestern im Nachtdienst und Mitarbeiter in abgeschlossenen Bereichen wurden ähnlich wie in Görlitz mobile Notrufknöpfe eingeführt. Zudem gibt es auch hier in Zittau und Ebersbach Schulungen für Mitarbeiter.