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Görlitzer Knöllchen im Minutentakt

Anwohner der Hotherstraße sind sauer. Weil Parkplätze Mangelware sind, schlägt das Ordnungsamt offenbar verstärkt zu.

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© Andreas Neumann-Nochten

Von Matthias Klaus

Bernd Thiedig hat schon viel getan an der Hotherstraße. Oder besser: Tun lassen. Der pensionierte Maschinenbaufabrikant ist seit Mitte der 1990er Jahre in Görlitz aktiv. Unter anderem eben an der Hotherstraße. Neun Gebäude sind es hier inzwischen, 53 Wohnungen sollen entstehen. Kein Zweifel, es geht voran an der Hotherstraße. Seit Jahren werden immer mehr Gebäude saniert, die Zahl der Anwohner steigt. Und mit ihr die Zahl der Fahrzeuge, die irgendwie irgendwo einen Stellplatz finden müssen. Wo soll dieser sein? Diese Frage hat sich zu einem größeren Ärgernis entwickelt. Eine kleine SZ-Umfrage bestätigt: Anwohner wissen mit ihren Fahrzeugen nicht so recht wohin.

Die Hotherstraße führt als Einbahnstraße Richtung stadtauswärts. Es gilt ein eingeschränktes Halteverbot. Unterhalb des Hotherturms, neben der Hirschwinkelhalle und vor dem ehemaligen Studentenwohnheim sind zwar Parkplätze ausgewiesen. Aber die reichen offenbar nicht aus. Ein Anwohner, der namentlich nicht erwähnt werden möchte: „Nicht nur in der Hotherstraße, sondern auch am Stockborn und im unteren Nikolaiviertel hat sich in den letzten Jahren die Einwohnerschaft vervielfacht. “

Dass Parkplätze im Bereich Hotherstraße zur Mangelware werden, war bereits Thema einer Bürgerversammlung. Anwohner selbst haben Vorschläge für eine Lösung. Einer davon: Unterhalb der Stadtmauer an der Ecke Hotherstraße/Ecke Nikolaigraben sollten weitere Parkplätze speziell fürs Anwohnerparken ausgeschildert werden. Die Stadt hat bereits versprochen, diesen Standort zu prüfen. Und Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) stellte in Aussicht: „Wir werden das gesamte Parkkonzept der Stadt noch einmal durchsprechen.“

Auch an anderer Stelle sind Parkplätze Baustellen geopfert worden. So wird die marode Stadtmauer zwischen Peterskirche und Hotherstraße erst im kommenden Jahr saniert. Während des Winters will die Stadt die Arbeiten ausschreiben. Die Parkplätze unterhalb der Stadtmauer bleiben gesperrt. Wegen der Arbeiten an der Neißstraße fallen weitere Stellplätze weg, ebenso wegen der Einrichtung eines Fahrradstreifens an der Einmündung Neißstraße. „Das Ordnungsamt hat die Notsituation für sich als ein lukratives Geschäft entdeckt“, so ein Anwohner.

Ein Hotherstraßenbewohner erzählt von fünf Bußgeldbescheiden innerhalb von drei Wochen, die er am Auto fand. Es habe sich dabei um Standzeiten von elf bis 18 Minuten gehandelt, keinesfalls um wochenlanges Parken an der Hotherstraße. Und: Sein Auto habe kein Verkehrshindernis dargestellt. Bis auf zwei Einengungen, findet er, sei die Hotherstraße breit genug, um auch an parkenden Fahrzeugen vorbeizufahren.

Die Pressestelle des Rathauses konnte gestern nicht bestätigen, dass die Hotherstraße derzeit vom Ordnungsamt der Stadt besonders beobachtet wird. Auch zu dem Thema, ob vielleicht die Park-Beschilderung geändert werden könnte, gab es keine Auskunft. Vielleicht sei ja nicht jeder Anwohner der Hotherstraße ein Autobesitzer. „Aber der weitaus größere Teil nennt schon ein Fahrzeug sein Eigen“, sagt der Mann von der Hotherstraße.

Selbst ab und zu auftauchende Reisebusse hätten noch genug Platz, um an parkenden Fahrzeugen sicher vorbei zu manövrieren. Es stehe der Stadt nicht gut zu Gesicht, aus der Not seiner Bürger billig Kapital zu schlagen, findet er. Die Stadt sollte vielmehr die Bußgeldbescheide der vergangenen Wochen kassieren und schnell mit einer neuen Beschilderung Abhilfe der Parkplatznot an der Hotherstraße schaffen.