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Görlitzer Kletterer bleiben bis 2020 ohne Halle

Bis das Domizil in der Hilgerstraße fertig ist, wollte der Alpenverein in der Waldorfschule trainieren. Das ist jetzt geplatzt.

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© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

Görlitz. Eigentlich sah alles gut aus: In den Oktoberferien wollten die Kletterer vom Görlitzer Alpenverein ihre neue Wand in der Mini-Turnhalle der Waldorfschule an der Konsulstraße montieren – und dann für drei Jahre hier trainieren, bis zur Fertigstellung der großen Kletterwand in der Hilgerstraße, die für 2020 geplant ist. Damit sollte endlich die Lücke geschlossen werden, die nach dem Tivoli-Brand im Mai 2016 entstanden war, bei dem die Kletterer ihre alte Wand verloren hatten. Als Alternative war zunächst die Hirschwinkelhalle im Gespräch, doch als das scheiterte, war die Konsulstraße die große Hoffnung.

Daraus wird nun auch nichts. „Wir haben der Waldorfschule am 25. September abgesagt“, erklärt Holger Etzrodt vom Alpenverein. Die Hintergründe seien vielfältig. Die Erstellung eines Mietvertrages mit der Waldorfschule habe sehr lange gedauert: „Wir haben im Sommer sehr viel Zeit verloren, da ging es nicht so recht voran.“ Erst spät sei zudem klargeworden, dass die Sanitärräume nur über das Treppenhaus erreichbar sind und für den Zugang eine Regelung gefunden werden muss. Und am Ende seien auch immer mehr Mitstreiter im Verein abgesprungen. „Viele hatten sich ursprünglich in den Oktoberferien Zeit freigehalten, um beim Aufbau zu helfen.“ Als aber kurz zuvor noch nichts geklärt war, hätten sie sich andere Dinge vorgenommen, sodass der Aufbau auch personell nicht mehr zu schaffen gewesen wäre.

Lutz Ackermann, Geschäftsführer der Waldorfschule, bedauert das. „Wir hätten sehr gern mit dem Verein zusammengearbeitet“, sagt er. Eine Kletterwand in der Schule wäre aus seiner Sicht „eine schöne Sache“ gewesen. Alles sei klar gewesen: „Die Zustimmung von Kommwohnen als Eigentümer lag vor, es gab Vorentwürfe, Zeichnungen, eine Regelung für die Betriebskosten, selbst Details waren geklärt.“ Auch ein Vertrag sei ausgearbeitet gewesen – aber noch nicht unterschrieben, denn ein Punkt war offen: Die Frage der Toiletten und Umkleideräume. Das Problem: Die Halle ist über den Schulhof erreichbar, nicht aber die Sanitärräume. Dazu müssten die Kletterer über das Treppenhaus in den Keller gehen. Über das Treppenhaus aber ist die gesamte Schule erreichbar. Und die wollte natürlich nicht, dass die Kletterer in alle Räume gelangen. Um das zu verhindern, hätte es laut Ackermann zwei Möglichkeiten gegeben. Erstens: Auf jeder der vier Etagen hätte in der Flurtür ein Panikschloss eingebaut werden können. Damit kämen Schüler und Lehrer von der Schule ins Treppenhaus, aber die Kletterer vom Treppenhaus nicht in die Schule. Das hätte die Kletterer 500 Euro pro Schloss gekostet, also 2 000 Euro insgesamt. Oder, zweite Möglichkeit: Ein abschließbares Gitter im Treppenhaus, mit dem der Zugang zu allen Etagen unterbunden wird.

Dieses Problem sei Mitte September beraten worden. Anderthalb Wochen später habe der Alpenverein schriftlich mitgeteilt, dass er sich „aufgrund der noch ungeklärten Punkte und der zu weit fortgeschrittenen Zeit vom Projekt Kletterwandbau zurückziehe“. Ackermann findet das schade: „Unsere Tür steht den Kletterern weiter offen, von unserer Seite aus könnten die Wände nach wie vor eingebaut werden.“ Voraussetzung sei aber, dass die Sache mit dem Treppenhaus geklärt werde.

Auch Holger Etzrodt will die Tür nicht komplett zuschlagen oder gar von einem Streit sprechen. Die Kletterer hätten sich das Ziel gesteckt, 2017 ins Übergangsdomizil einzuziehen. Da die Wände nur innerhalb von Ferien aufgebaut werden können und in den Weihnachtsferien keiner Zeit habe, wären die Oktoberferien der letzte Termin 2017 gewesen. 2018 ist ihnen zu spät, weil sie 2020 ja schon wieder umziehen sollen: „Das würde sich kaum lohnen.“ Allerdings: Sollte es bei der Hilgerstraße zu Verzögerungen kommen, wäre die Frage nach einem Übergangsquartier vielleicht wieder aktuell. Dann würde der Verein eventuell noch einen Anlauf versuchen.

Bei der Stadtverwaltung ist das Problem bekannt, sagt Sprecher Wulf Stibenz: „Wir sind mit dem Verein im Gespräch und unterstützen ihn bei der Suche nach Partnern und Fördermöglichkeiten. Allerdings konzentrieren wir uns dabei vorerst auf den endgültigen Standort in der Hilgerstraße.“ Der aber wird nicht vor 2020 fertig. Bis dahin haben die Kletterer also im Winter keinen Trainingsort in Görlitz. „Aktuell fahren wir ein- bis zweimal pro Woche in die Zittauer Halle“, sagt Holger Etzrodt. Hochschulsport und Kurse für Kinder hingegen fallen im Winter komplett aus.