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Görlitzer Jugendbauhütte im Aufwind

Nach dem Auf und Ab im Vorjahr gibt es jetzt wieder deutlich mehr Freiwillige. Morgen zeigen sie Besuchern, was sie gelernt haben.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Mit voller Wucht wirft Jonas den feuchten Lehm in die eckigen Holzformen. Wieder und wieder macht er das, bevor er mit seinen Kollegen Moritz und Luis den Lehm für die Ziegelherstellung verdichten kann. Zusammen mit 18 weiteren jungen Leuten zwischen 16 und 26 Jahren absolvieren die drei derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege. Ihr Seminarort ist die Jugendbauhütte an der Finstertorstraße 8, also im Scharfrichterhaus.

Beim FSJ lernen die Teilnehmer ein Jahr lang Handwerkstechniken von Zimmermanns- bis hin zu Stuckateurarbeiten kennen. Im Scharfrichterhaus sind sie aber nur für fünf bis sieben Wochen pro Jahr. Hier erfahren sie unter Anleitung von Fachreferenten, was jedes Handwerk ausmacht. Den Rest der Zeit verbringen sie in Einsatzstellen. Diese Woche ist die fünfte Seminarwoche im aktuellen Zyklus, der im September begonnen hat und bis August dauert. „Lehmbau ist neben Design und Öffentlichkeitsarbeit einer von drei Inhalten in dieser Woche“, sagt Wolfgang Voigt, der Leiter der Einrichtung. Beim Design denken sich die jungen Leute Muster aus, entwerfen daraus Schablonen, bemalen damit Platten – und bringen diese schließlich an den Decken im angrenzenden Bettenhaus an. Unter Öffentlichkeitsarbeit versteht Voigt vor allem die Verschönerung des Geländes.

Alles in allem ist er dieses Jahr zufrieden: „Von 24 Plätzen sind im Moment 21 besetzt.“ Im Dezember waren es mal 22, seither sind zwei Teilnehmer abgesprungen und einer neu hinzu gestoßen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das geradezu fantastisch. Damals waren Ende August, also kurz vor dem Start, plötzlich fünf Leute abgesprungen. Sie hatten offenbar doch noch etwas anderes gefunden. So hatte das Jahr mit 17 Teilnehmern begonnen. Doch auch später waren immer mal Leute weggegangen, es konnten aber auch Stellen nachbesetzt werden. Warum die Fluktuation so enorm war und sich die Lage dieses Jahr so deutlich verbessert hat, wüsste Voigt gern: „Dann könnten wir darauf reagieren.“

Die jetzigen Teilnehmer kommen zum Großteil aus Ostsachsen, aber auch aus Thüringen, Brandenburg und Berlin. Auch ihre Einsatzstellen während der zwölf Monate sind vielfältig. Zumeist sind es Handwerksfirmen aus allerlei Gewerken. Fünf Plätze gibt es in Görlitz, die anderen sind über ganz Sachsen verteilt. Die Teilnehmer haben die Jugendbauhütte über Mundpropaganda gefunden, aber auch über die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung.

Die läuft auch jetzt wieder auf Hochtoren, denn Voigt schaut schon auf den nächsten Zyklus, der am 1. September beginnt: „Bisher haben wir drei feste Verträge und fünf weitere in Bearbeitung.“ Ein solcher Stand sei Ende Mai relativ normal. Damit noch mehr junge Leute auf die Jugendbauhütte aufmerksam werden, beteiligt sich die Einrichtung beispielsweise an einer Ausstellung in der Stadtbibliothek. Und, noch wichtiger: Morgen lädt sie ein zum Tag der offenen Tür. Von 10 bis 16 Uhr können Besucher den jetzigen FSJlern und ihren Fachanleitern bei Lehmbau, Design, Öffentlichkeitsarbeit sowie bei Tischlerarbeiten über die Schultern schauen. Außerdem gibt es eine Ausstellung und individuelle Führungen über das Gelände.