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Görlitzer Hochschule für acht Jahre sicher

Noch nie hat der Freistaat Sachsen sich auf einen so langen Zeitraum festgelegt. Doch er fordert auch Gegenleistungen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Thomas Mielke

Das Thema der vergangenen Wochen ist auch beim Hochschulinfotag und beim Treffen der heimischen Unternehmer mit den Forschern bei „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ am Donnerstag immer wieder angesprochen worden: Mit der Unterzeichnung einer Zuschussvereinbarung zwischen Landesregierung und den Hochschulen ist die Finanzierung der Lehre und Forschung auch in Zittau und Görlitz für acht Jahre gesichert. Eine Perspektive über so viele Jahre hat es bisher noch nie gegeben, bestätigte Hochschulsprecherin Hella Trillenberg der SZ. Die vorhergehende Periode beispielsweise lief über drei Jahre.

Kein anderes Bundesland gewährt seinen Hochschulen eine so langfristige Perspektive. Konkret bedeutet die Vereinbarung für die Hochschule Zittau/Görlitz, dass ihr in der Grundversorgung 23 Millionen Euro pro Jahr zustehen, insgesamt also über 180 Millionen Euro. Hinzu kommen weitere Posten wie zum Beispiel Drittmittel, die die Hochschule für die Forschung bei der öffentlichen Hand und Unternehmen erst noch einwerben muss. Damit können die rund 300 Vollzeitstellen, die über die Grundversorgung finanziert werden, erhalten werden. Und nicht nur das: „Die ursprünglich im Jahr 2010 vom sächsischen Landtag beschlossenen Stellenkürzungen wurden wieder zurückgenommen“, teilte Frau Trillenberg mit.

Damit „sind wir in unserer Existenz gesichert“, sagte Tobias Zschunke, Prorektor Forschung, beim Treffen mit den Unternehmern aus dem Raum Zittau und Görlitz am Donnerstag auf dem Campus an der Mandau. „Wir haben langfristige Planungssicherheit bekommen und Aufgabenstellungen, mit denen wir uns identifizieren“, kommentierte Rektor Friedrich Albrecht den Abschluss der Vereinbarung am Donnerstag beim Hochschulinfotag auf dem Görlitzer Hochschulgelände. „Wir können uns weiter entsprechend unserer Stärken profilieren und somit unsere Verantwortung für die Gesellschaft und die Region wahrnehmen.“

Zu der Vereinbarung gehören aber Leistungen von beiden Seiten. So ist das Geld des Freistaates an eine Reihe von Verpflichtungen geknüpft, die von der Hochschule Zittau/Görlitz zu erfüllen sind. Dazu gehört, dass die Hochschule beispielsweise das Grundlagenfach Chemie aufgibt und statt dessen neue Angebote in ihren Kernbereichen entwickelt. Zudem soll sie unter anderem dafür sorgen, dass sie noch stärker in die Region wirkt, mehr kooperative Promotionsverfahren angeboten und mehr Professorinnen eingestellt werden. Auch muss sie im Studienjahr 2024/25 mindestens 3 200 Studenten haben.

Wie groß das Interesse an einem Studium in Zittau oder Görlitz ist, hat der Hochschulinfotag gezeigt: Etwa 750 Interessenten haben dieses Mal das Angebot genutzt und sich über die Studienmöglichkeiten informiert. „Wir freuen uns sehr, dass der Hochschulinformationstag trotz widriger Witterungsumstände so gut angenommen wurde“, sagt Stefan Kühne, Dezernent der Akademischen Verwaltung. Neben zahlreichen jungen Menschen aus der Region konnte die Hochschule auch Interessenten aus dem Raum Dresden, Chemnitz und Cottbus begrüßen, die ganz gezielt in die beiden Städte an der Neiße gekommen waren. „Bereits auf Messen oder im Internet hatten sie sich über die Hochschule informiert und wollten sich nun mit eigenen Augen von den Studienbedingungen an der Hochschule überzeugen“, teilte Frau Trillenberg mit.

Über den gemeinsamen Infotag und den Neujahrsempfang „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ von Hochschule, Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer mit weit über 100 Gästen hinaus diskutierten am Donnerstag Unternehmer, Vertreter von Verbänden und der Hochschule über die Zukunft der Kooperativen Ingenieursausbildung. „Ziel war es, das Erfolgsmodell KIA-Studium der Hochschule Zittau/Görlitz weiterzuentwickeln“, so Frau Trillenberg. „Grund für diese Aussprache waren die sich verändernden Rahmenbedingungen.“

Die neue Zuschussvereinbarung im Wortlaut gibt es hier.