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Görlitzer Gefängnis spielt eine Hauptrolle

Nachdem der Film „Das richtige Leben“ auf großes Interesse stieß, erscheint er jetzt auf DVD und erobert auch das Schulkino.

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© Ralph Schermann

Von Ralph Schermann

Görlitz. Robert Heber freut sich. Der Regisseur des Films „Das richtige Leben“ kann für seinen Streifen gleich zwei gute Nachrichten verbreiten. Erstens wurde der 2014 gedrehte Film für die Schulkinowochen Sachsen nominiert. Zweitens erscheint er auf DVD.

Das ist für einen Film bemerkenswert, der nicht von großen Studios, sondern als Arbeit der Hochschule für Film und Fernsehen, ohne Beteiligung von TV-Sendern und ohne Fördermittel entstand. Erstmals öffentlich gezeigt wurde er 2015 in Zittau im Rahmen des Neiße-Filmfestivals. Der Erfolg war so groß, dass über 150 Vorstellungen in regulären Kinos stets sehr gut besucht waren – auch im Görlitzer „Palast“ und im Programmkino „Camillo“. Im März 2017 wird er offizieller Teil der Schulfilmwochen sein. „Dafür können sich Schulen in ihren jeweils örtlichen Kinos für Vorführungen anmelden“, erklärt Robert Heber.

Wer nicht so lange warten will, kann ab Freitag die Geldbörse zücken. Vielleicht sucht noch jemand ein Weihnachtsgeschenk? Ab 23. Dezember jedenfalls gibt es „Das richtige Leben“ in Görlitz auf DVD. Und nicht nur das, berichtet der Regisseur: „Neben dem Hauptfilm gibt es 30 Minuten Bonusmaterial mit unveröffentlichten Szenen, auch aus dem Görlitzer Gefängnis.“ Hier war ein Teil des Films gedreht worden.

Der 90-minütige Streifen spielt in einem Dorf an der deutsch-tschechischen Grenze. Er erzählt die Liebesgeschichte von Tommy (19) aus sozial schwachen Verhältnissen und Julia (18) aus begütertem Elternhaus. Julia wird unerwartet schwanger. Gegen den Willen ihrer Eltern entscheiden sich die beiden für das Kind und versuchen, sich eine eigene Zukunft aufzubauen. Weil das Geld als Bäckerlehrling knapp ist, lässt Tommy sich auf Drogenschmuggel ein. Die junge Beziehung wird dadurch schnell auf eine harte Probe gestellt. Regisseur Robert Heber, selbst Oberlausitzer, greift aktuelle Drogenprobleme auf: „Wir wollen vor Crystal Meth warnen, zugleich auch auf die größer werdenden sozialen Unterschiede in der heutigen Gesellschaft hinweisen.“

Heber, Absolvent der Filmuniversität Potsdam­Babelsberg, arbeitete zwei Jahre an der filmischen Umsetzung dieser Geschichte. Er begeisterte Kameramann Johannes Thieme dafür, der schon einmal in Görlitz drehte, und vor der Kamera spielte auch der gebürtige Görlitzer Schauspieler Wolfgang Winkler mit. Die Hauptrollen wurden besetzt mit Vincent Redetzki, Lou Strenger, Jens-Uwe Bogadtke, Johannes Terne und Christine Hoppe. „Mein Wunsch ist es, dass sich Eltern und Kinder diesen Film zusammen anschauen und sich eine Diskussion über Drogenmissbrauch in Gang setzt“, betont Robert Heber.

„Das richtige Leben“ ist bereits der dritte Spielfilm, der nach „Bedenkzeit“ (1986) und „Lebendkontrolle“ (2009) hinter Görlitzer Gefängnismauern entstand. Nicht nur Gefangene, auch Bedienstete übernahmen dabei kleine Rollen. „Im Prinzip spielen wir uns dabei selbst und zeigen damit auch unsere Arbeit“, erklärte Justizmitarbeiter René Melchior, der einst bei „Lebendkontrolle“ sogar ein blaues Auge geprügelt bekam – natürlich nur vom Maskenbildner. Und der schon damals ahnte: „Das war sicher nicht der letzte Besuch von Filmemachern im Görlitzer Gefängnis.“ Dieser Spruch gilt weiter.

Die DVD „Das richtige Leben“ ist in Görlitz erhältlich beim SZ-Treffpunkt im City-Center, An der Frauenkirche 12, sowie in der Comenius-Buchhandlung, Steinstraße 15.

Am 7. Januar startet der Verkauf bei Amazon. Der Einzelhandelspreis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.