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Görlitzer Firma entdeckt den Iran

Das Land im Nahen Osten hat großen Nachholbedarf. Davon will auch die ECT Kema mit Sitz in Girbigsdorf profitieren.

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© C. Junghanß

Von Constanze Junghanß

Görlitz. Torsten Seidel ist gerade von einer spannenden Dienstreise zurückgekehrt. Der Technische Geschäftsführer der ECT Kema in Girbigsdorf präsentierte seine Firma auf dem 11. Bienale-Kongress in Teheran. Das Unternehmen aus dem Schöpstal war eines von 500 Firmen , die Geschäftsbeziehungen auf der Messe im Iran knüpften. Ein vielversprechender Auftakt für die weitere internationale Zusammenarbeit mit keramischen Verbänden und wissenschaftlichen Gesellschaften sei das gewesen, ist Seidel überzeugt.

Im Iran werden zum Beispiel Wasserfilter und Katalysatoren für die Treibstoffherstellung gebraucht. Nun plant die ECT Kema GmbH in dem 80 Millionen Einwohner zählendem Staat entsprechende Anlagen. Die Kontakte dazu sind festgezurrt worden. Damit reiht sich die Firma in die deutschen Unternehmen ein, die Geschäftsbeziehungen mit dem Land pflegen werden. Die westlichen Sanktionen wurden vor einem halben Jahr aufgehoben. So kehrt zum Beispiel auch Volkswagen nach 17 Jahren wieder auf den iranischen Markt zurück. Reise- und Sicherheitshinweise durch das Auswärtige Amt gelten trotzdem. Erst im Juni gab es einen terroristischen Doppelanschlag in Teheran, bei dem Menschen starben. Fährt da nicht auch die Angst ein bisschen mit? Torsten Seidel überlegt. Und sagt dann, dass jederzeit im Leben Unvorhergesehenes passieren kann. Egal, wo man sich auf der Welt gerade befindet. Insofern sei Angst kein guter Begleiter.

Derweil arbeitet das Unternehmen aus dem Schöpstal andere Aufträge ab. Zum Beispiel aus Thüringen. Für die Porzellanfabrik Pofa in Hermsdorf entwickelte die Kema die dicke „Mina“. Die bringt einiges an Gewicht auf die Waage: 4,3 Tonnen. „Mina“ ist eine Trommelmühle, die in der keramischen und chemischen Industrie zum Einsatz kommt. „Mina“ ist nicht allein in Thüringen, sie hat noch eine Schwester: „Greta“, ebenso eine Trommelmühle, mit deren Hilfe grobe Rohstoffe zerkleinert werden können. Mit der Hermsdorfer Fabrik pflegt das Schöpstaler Unternehmen seit 50 Jahren Geschäftsbeziehungen. Dass solche Trommel-Mühlen gebaut werden, ist selten. Das Girbigsdorfer Unternehmen hat die Maschinen zusammen mit der BMS Stahlbau Görlitz errichten und in Tauchritz aufgrund der Größe zusammenbauen lassen. „Wir sind in Deutschland mittlerweile die Einzigen, die das machen“, so Torsten Seidel. Es sind auch die einzigen Maschinen mit Namen – eine Idee der Geschäftsleitung in Hermsdorf. Die Mühlen tragen Vornamen von Mitarbeitern und Verwandten. Am Dienstag gingen die Maschinen auf die Reise zu ihrem neuen Standort. Wieder spielte dabei ein regionales Unternehmen eine Rolle: Die Markersdorfer Transportfirma Partnertrans-Schlesien brachte die Kolosse zu Pofa, und die Görlitzer Werbeagentur Kirschgrün gestaltete den Schriftzug. Lokale Wirtschaftskreisläufe für ein Produkt von der Herstellung bis zur Auslieferung also. Das betont Torsten Seidel mit ein bisschen Stolz in der Stimme.

In Girbigsdorf, wohin die einst in Görlitz ansässige ECT Kema Anfang des Jahres umgezogen ist, geht es ebenfalls weiter voran. Der Umzug vom Lager ist abgeschlossen. Nun steht der Ausbau der Montagewerkstatt bevor. Künftig sollen vor Ort Komponenten zusammengebaut werden, die verschiedene Partner liefern. Auf die Produktionsstätten in Görlitz, Schöpstal und Stuttgart hätte das keine Auswirkungen, so Seidel. In Girbigsdorf soll weltweit benötigte Labortechnik zusammengebaut werden. Nicht für den medizinischen Bereich, sondern für die keramische Industrie. Da schaden weltweite Kontakte nicht. Aktuell erfolgen Lieferungen von Maschinen nach Vietnam, eine andere Anlage wurde jetzt per Flugzeug von Frankfurt aus nach China geliefert. Bereits zum Jahresanfang rechnete Torsten Seidel damit, den dortigen Markt zu erschließen. Im August ist die ECT Kema auf einer großen Keramik-Messe in der thailändischen Hauptstadt Bangkok vertreten. Denn auf Asien setzen die Schöpstaler große Hoffnungen.