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Görlitzer Feuerwehr wird attraktiver

Hagenwerder hat ein neues Auto, Kunnerwitz feiert Richtfest am Gerätehaus. Der OB ist dabei – als Biker und Gärtner.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ralph Schermann

Görlitz/Hagenwerder. Das HW 11/42/1 ist ein HLF 10/10 mit dem Kennzeichen GR-GR 503 und steht in Hagenwerder. Die Fachleute können das natürlich auch viel verständlicher sagen: Die Freiwillige Feuerwehr Hagenwerder/Tauchritz besitzt jetzt ein neues Auto. Das nennt sich Hilfeleistungslöschfahrzeug, hat Platz für neun Wehrleute, besitzt einen 5,6 Meter hohen Lichtmast und hat 1 600 Liter Wasser im Bauch. „Das ist extra so gebaut, nämlich für 600 Liter mehr als sonst“, erklärt der Leiter der Görlitzer Feuerwehr, Uwe Restetzki, und begründet: „Die Wehr von Hagenwerder muss in den Waldgebieten der Halden größere Wasservorräte mitführen.“ Dass am Sonnabend auch der Zündschlüssel für das Auto knapp einen Meter lang war, hatte einen anderen Grund. Es war ein symbolischer Schlüssel für die Übergabe. Vom Hersteller nahm OB Siegfried Deinege das 277 000 Euro teure Gefährt in Besitz, um es gleich an die Wehr weiterzugeben. 117 000 Euro Sachsen-Fördermittel stecken in der Summe.

Richtfest mal anders: Vor dem Rohbau des Feuerwehrgerätehauses Kunnerwitz pflanzte OB Siegfried Deinege (rechts) mit Planern und Bauleuten eine Eberesche: nachhaltiger als eine der sonst üblichen Richtkronen.
Richtfest mal anders: Vor dem Rohbau des Feuerwehrgerätehauses Kunnerwitz pflanzte OB Siegfried Deinege (rechts) mit Planern und Bauleuten eine Eberesche: nachhaltiger als eine der sonst üblichen Richtkronen. © Pawel Sosnowski/80studio.net
Ein Motorradkonvoi begleitete das Auto dann an seinen Bestimmungsort, angeführt vom Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege auf seiner Honda.
Ein Motorradkonvoi begleitete das Auto dann an seinen Bestimmungsort, angeführt vom Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege auf seiner Honda. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Das neue Auto löst ein Fahrzeug des Katastrophenschutzes vom Baujahr 1992 ab. Damit ist die Erneuerung der südlichsten Ortsfeuerwehr von Görlitz abgeschlossen, die erst vor wenigen Monaten auch ein neues Gerätehaus einweihen konnte. Die Ausschreibung für das neue Fahrzeug war an Iveco Magirus gegangen. Das Werk hatte dann die Brandschutztechnik Görlitz mit der Ausstattung des Einsatzwagens beauftragt. „Insofern freue ich mich besonders über dieses Fahrzeug, verweist es doch zugleich auf die Görlitzer Traditionen des Feuerlöschgerätebaus“, sagt Deinege.

Er verband die Übergabe mit der für den gleichen Tag geplanten 3. Ausfahrt der Görlitzer Blaulichtbiker. Das sind Freizeit-Motorradfans, die beruflich überwiegend bei Polizei, Feuerwehr und Rettungswesen arbeiten. 18 nahmen am Sonnabend teil und begleiteten mit dem OB auf seiner Honda an der Spitze das neue Löschfahrzeug im Korso nach Hagenwerder. Deinege ist als begeisterter Motorradfahrer seit 2013 Schirmherr dieser Ausfahrt, die diesmal zur Jakubzburg in der Freizeitoase Mortka nahe Hoyerswerda führte.

Noch eine zweite teure Anschaffung für die Görlitzer Feuerwehr wurde jetzt besonders gewürdigt. Seit April entsteht in Kunnerwitz für 575 000 Euro städtischen Geldes und 235 000 Euro Fördermitteln vom Landkreis ein neues Gerätehaus. Es soll bei seiner Fertigstellung im Dezember die freiwilligen Feuerwehren von Kunnerwitz, Klein Neundorf und Schlauroth vereinen. Am Freitagnachmittag war Richtfest.

„Damit geht ein langersehnter Wunsch in Erfüllung“, sagt der Ortswehrleiter von Klein Neundorf, Hans-Jürgen Kaulich. Kein Wunder, gab es doch bisher in Kunnerwitz nur eine alte Feuerwehrgarage, aber keine Schulungs-, Umkleide- oder Waschräume. Ähnlich sah es in Klein Neundorf aus, und in Schlauroth besteht derzeit sogar überhaupt keine Einsatzabteilung. Im Gespräch war so ein Neubau bereits seit gut einem Jahrzehnt, nun ist er endlich fast fertig und vor allem einer Standortanalyse des Fraunhofer Instituts aus dem Jahr 2011 zu danken. Diese sah so einen Neubau als dringend nötig an, und so wurde der Standort Kunnerwitz in den Brandschutzbedarfsplan der Stadt Görlitz aufgenommen. Im Januar schließlich hatte der Stadtrat den Baubeschluss gefasst. Von der Zusammenlegung der drei Standorte in einem zentral gelegenen Bau erhofft sich die Stadtverwaltung künftig eine Reduzierung der Kosten in der Bauunterhaltung. Und Wehrleiter Kaulich verspricht sich von dem attraktiven Bau auch „einen Anreiz an junge Leute, die Reihen der Feuerwehr zu stärken.“

Der Neubau besteht aus einer Fahrzeughalle mit zwei Stellplätzen und einem Anbau mit Schulungsraum, Teeküche, Wehrleiterbüro, Umkleide- und Sanitärräumen. Und statt einer Richtkrone wurde auch die Rohbaufeier auf eine ganz besondere Weise begangen – mit dem Pflanzen des ersten Baumes auf dem neuen Kunnerwitzer Feuerwehrgelände. „Wir haben eine Eberesche ausgewählt, die hat rote Früchte und damit einen guten Bezug zur Feuerwehr“, begründet der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege. Bei 38 Grad Celsius im Schatten verlangt das neue Bäumchen allerdings von Anfang an reichlich Wasser. Das aber dürfte für die Görlitzer Feuerwehr sicher kein Problem sein.