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Görlitzer Feuerwehr will ihre Leiter knicken

Der Kauf einer neuen Drehleiter wurde oft verschoben. Zuletzt auf 2018. Jetzt wurden zwei solche Autos in der Altstadt getestet.

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© Ralph Schermann

Von Ralph Schermann

Stürzen die Türme der Peterskirche ein? Brennt es auf der Fleischerstraße? Wer ist von einem Altstadt-Dach zu retten? Die Fragen lagen nahe – zumindest für jene Görlitzer, die Feuerwehrleute dieser Tage auf Leitern und in Schwenkkörben in luftiger Höhe sahen. „Anleiterungsübungen heißt das“, nennt der Leiter Einsatz der Görlitzer Feuerwehr, Michael Schuhmacher-Gutzke, den Fachbegriff für das, was die Altstädter Anwohner beobachteten.

Gleich zwei hochmoderne Leiterfahrzeuge waren es, mit denen sich die Görlitzer Berufsfeuerwehr vorige Woche beschäftigte. Die Firma Iveco Magirus war zu Gast, um zwei ihrer Produkte vorzustellen. Es handelte sich um Drehleitern mit schwenkbaren Gelenkarmen, die zunächst im Hof der Feuerwache Krölstraße demonstriert und dann in der Altstadt getestet wurden. „Das waren Übungen auf Alltagstauglichkeit, und die Ergebnisse fließen jetzt in die Planung für eine neue Leiter ein“, bestätigte der Chef der Görlitzer Feuerwehr, Uwe Restetzki. Die Stadtverwaltung nutzte eine Sachsen-Tour von Iveco, um sich aus erster Hand zu informieren. „Diese Vorführungen gab es auch in anderen Feuerwehren im Freistaat, weil weitere Wehren den Kauf neuer Leitern planen“, ergänzte Restetzki. Ausführungen mit Gelenkarm sind dabei der aktuelle Trend, die Berufsfeuerwehr in Zgorzelec arbeitet schon seit vielen Jahren mit so einem Gerät, auch die Stadt Löbau schaffte 2009 eine solche Leiter an.

Der Görlitzer Bedarf einer solchen Ausrüstung wurde zuletzt im vorigen April unterstrichen. Damals entstand bei einem Brand auf der Hotherstraße ein Schaden von mehreren Hunderttausend Euro. Stundenlang kämpften die Görlitzer Feuerwehren gegen die Flammen. Ein knickbarer Teleskopmast mit Steigerkorb war erforderlich, um die Löscharbeiten von der Drehleiter aus zu bündeln. Görlitz musste warten, bis die Löbauer Wehr zu Hilfe eilte. Das dauerte fast zehnmal länger, als wäre das nötige Fahrzeug von der Krölstraße ausgerückt. Die Görlitzer Feuerwehr drängt seit Jahren schon auf genau ein solches Spezialauto. 2012 war eine Anschaffung im Gespräch, doch weil sich immer wieder scheinbar dringlichere Projekte nach vorn schoben, fiel die neue Drehleiter immer wieder aus den Finanzplänen. 2015 stand sie wieder drauf, allerdings auch nicht lange. Jetzt ist 2018 für den Kauf anvisiert.

Tatsächlich kann die Stadt so ein Fahrzeug nicht aus der Portokasse bezahlen. Reichlich eine Million Euro kann es kosten. Damit es billiger wird, hatten sich die Städte Zittau, Görlitz und Weißwasser schon mal zusammengetan, um jeweils solche Fahrzeuge als Sammelauftrag zu ordern, wofür es insgesamt ordentlichen Rabatt geben könnte. Auch Fördermittel werden geprüft. Wie toll so ein neues Auto in der Altstadt arbeitet, das aber konnte man jetzt immerhin schon einmal sehen.