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Görlitzer Brückepreis für Alfons Nossol

Der gebürtige Oberschlesier und ehemalige Erzbischof Alfons Nossol gilt seit Jahrzehnten als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland sowie als Mittler zwischen den Konfessionen.

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© Nicolai Schmidt

Görlitz. Bei einem Festakt wird der ehemalige Erzbischof von Oppeln (Opole/Polen), Alfons Nossol, am Freitag mit dem Internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz-Zgorzelec geehrt. Er habe sich sein Leben lang für einen Brückenschlag zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Nationalität und verschiedenen Glaubens eingesetzt, teilte die Gesellschaft mit. Die Laudatio hält der ehemalige Vorsitzende des Zentralrates der Katholiken in Deutschland und frühere sächsische Wissenschaftsminister, Hans Joachim Meyer. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) wird ein Grußwort an den Preisträger richten.

Der Preis wird seit 1993 an Menschen vergeben, die sich um die Völkerverständigung in Europa verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und der Boxer Vitali Klitschko.

Nossol, 1932 in Broschütz im oberschlesischen Landkreis Neustadt geboren, besitzt die polnische und die deutsche Staatsangehörigkeit. Papst Paul VI. ernannte ihn 1977 zum Bischof des Bistums Oppeln. Die Bischofsweihe spendete ihm am 17. August 1977 der damalige Erzbischof von Warschau, Stefan Kardinal Wyszynski; Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Breslau und spätere Kardinal Henryk Roman Gulbinowicz sowie der Weihbischof in Oppeln Antoni Adamiuk. Am 12. November 1999 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. wegen seiner großen Verdienste den Titel Erzbischof ad personam. Am 14. August 2009 nahm Papst Benedikt XVI. sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch an und ernannte Andrzej Czaja zu Nossols Nachfolger als Bischof von Oppeln.[1] Erzbischof Nossol war mit 32 Amtsjahren Polens dienstältester Diözesanbischof.

Alfons Nossol gilt als gebürtiger Oberschlesier seit Jahrzehnten als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland sowie als Mittler zwischen den Konfessionen. 1980 ermöglichte Nossol dem damaligen Augsburger Bischof Josef Stimpfle, die erste deutsche Predigt seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem oberschlesischen St. Annaberg zu halten. Im Juni 1989 feierte er dort trotz polnischer Vorbehalte selbst einen deutschsprachigen Gottesdienst und führte solche Gottesdienste in seiner Diözese ein. Im November 1989 nahmen auf Initiative Nossols Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki an einem von Nossol gefeierten Versöhnungsgottesdienst in Kreisau teil. Dort hatte sich der zivile Widerstand gegen Hitler um Helmuth James Graf von Moltke mehrfach getroffen. Mit Papst Johannes Paul II. feierte Nossol am 21. Juni 1983 eine Messe auf dem Annaberg, an der eine Million Gläubige teilnahmen.

Nossol hatte bereits 2010 an einer Brückepreisverleihung teilgenommen. Damals wurde der ehemalige polnische Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki geehrt. Nossol hielt die Laudatio. (szo/mit dpa)