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Görlitzer Bräute kleiden sich in Zgorzelec ein

Das Geschäft boomt: Schon fünf Läden für Hochzeitskleider gibt es in der polnischen Zwillingsstadt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Katarzyna Wilk-Sosnowska und Katrin Schröder

Görlitz/Zgorzelec. Sieben Damen stehen an der Daszynskistraße am Zgorzelecer Neißeufer. Sie tragen Abendkleider in allen Schattierungen – von zartrosa bis leuchtend rot. Auch den regen Straßenverkehr vor der Tür tragen sie mit Gleichmut. Nur Hochzeitskleider tragen sie nicht – die Abgase könnten sie verschmutzen. Doch im Laden, für den die Schaufensterpuppen Blickfang spielen, gibt es nicht nur Abendgarderobe, sondern auch Roben für den schönsten Tag im Leben. Gleich fünf Hochzeitsmodengeschäfte werben in der polnischen Neißestadt um Kundschaft – und die kommt zunehmend aus Deutschland.

Dass vier der fünf Läden in Grenznähe liegen, ist folglich kein Zufall. Im Salon „Vivien“ zum Beispiel, gleich hinter der Stadtbrücke, kann man über mangelnden Zuspruch von jenseits der Grenze nicht klagen. Vor vier Monaten hat Anna Olejarz ihren geräumigen Laden in Zgorzelec eröffnet. „Ein Großteil der Bräute, die bei mir einkaufen, kommt aus Deutschland“, sagt die Inhaberin, die in der Branche ein alter Hase ist. Seit 20 Jahren betreibt sie einen Brautmodensalon in Bogatynia und weiß, wie ihre Kundinnen ticken. „Die Frauen wollen in der Regel ein modisches Kleid, eins, das auf der Höhe der Zeit ist“, sagt Anna Olejarz.

In Zgorzelec können die Kundinnen ein paar Dutzend Modelle in Augenschein nehmen und anprobieren – am besten mit Unterstützung von Mutter, Schwester oder Freundin. „Wir haben die neuesten Kollektionen verschiedener Firmen“, sagt Anna Olejarz. Ein Hochzeitskleid gibt es ab 1200 Zloty (300 Euro). Die teuersten Modelle kosten 4800 Zloty (rund 1200 Euro). Auf Bestellung werden Hochzeitskleider auch maßgeschneidert, allerdings muss man dafür ein halbes Jahr Wartezeit einplanen. Schuhe und Accessoires wie Schuhe, Schleier und Bolerojäckchen gibt es ebenfalls im Laden.

Der Preis ist eins der Argumente, das immer mehr Deutsche in die polnischen Brautmodenläden treibt. Es sei schon vorgekommen, dass eine Braut aus Dresden oder Berlin anreiste, um sich in Zgorzelec ein Kleid für ihre Hochzeit auszusuchen, sagt Anna Olejarz.

Ähnliche Erfahrungen hat Agnieszka Pobiedzinska gemacht. In der Traugutt-Straße in Zgorzelec betreibt sie das Hochzeitszentrum „Agdar“. „Unsere Kundinnen kommen nicht nur aus Görlitz und Bautzen zu uns, sondern sogar aus München“, sagt die Inhaberin. Die meisten Bräute kämen entweder auf Empfehlung von Bekannten oder über die Internetseite des Geschäfts. Diese soll deshalb in Kürze auch auf Deutsch zugänglich sein.

Auch sie setzt neben Service und Preis auf die neueste Brautmode – und die zeigt sich derzeit offenherzig. Transparente Materialien sind in vielen der neuen Kleider verarbeitet. Ebenso liegt Spitze im Trend, gerne auch in 3D. Haut zeigt die Braut außerdem an Schultern, Armen und Rücken. Es muss übrigens nicht mehr „ganz in Weiß“ sein: In Mode sind derzeit Kombinationen des klassischen Weiß oder Perlmutt mit Spitze in Zartrosa oder Koralle. „Es soll klassisch und sinnlich zugleich sein“, sagt Agnieszka Pobiedzinska.

Wer für einen einzigen Tag, sei er auch noch zu schön, kein Kleid kaufen möchte, kann es ausleihen. Der Preis hängt vom jeweiligen Modell ab. Leihkleider gibt es ab 300 Zloty (75 Euro). Schuhe und Zubehör kosten extra.