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Görlitzer bleiben Diesel treu

Obwohl der Selbstzünder ins Gerede kam, ist er beliebt. Aber die Kunden schauen genauer hin.

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© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus und Nicole Preuß

Ford, Volvo und Mazda – Marken, die in dem derzeitigen Dieselmotoren-Wirrwar keine Rolle spielen. Insofern könnte sich Bernd Budi eigentlich entspannt zurücklehnen. Aber der Chef des Autohauses Arndt in Görlitz, das diese Autos anbietet, hat schon andere Erfahrungen gemacht. „Unsere Kunden überlegen sich, welchen Motorentyp sie kaufen“, schildert er. Generell bleibe der Diesel aber beliebt, so Bernd Budi. Sorgen bereiten ihm eher die Gebrauchten und die Leasing-Rückläufer. „Wir haben hier Autos, beispielsweise Diesel-Volvos, mit Euronorm vier und fünf auf dem Hof stehen. Da ist nichts manipuliert, sie halten alle die angegeben Abgaswerte ein“, sagt Bernd Budi. Trotzdem gestalte sich der Verkauf zunehmend schwieriger. Bernd Budi betreibt Autohäuser in Görlitz und Niesky.

Der Selbstzünder hat es nicht leicht in diesen Tagen, der Diesel ist ins Gerede gekommen. Hat das Auswirkungen auf das zugehörige Gewerbe? Laut Bundesverband der freien Kfz-Händler müssen Käufer von neuen und gebrauchten Dieselfahrzeugen mögliche Wertverluste künftig einkalkulieren. Preise für Dieselmobile fallen demnach derzeit wegen der sinkenden Nachfrage und langen Standzeiten um zehn bis zwanzig Prozent. Auf Automobilbörsen im Internet wird allerdings aktuell kein Preisverfall für Diesel-Pkw bestätigt. Der ADAC sieht momentan ebenfalls keinen Trend zum Wertverlust, räumt aber ein Risiko ein.

Uwe Simmang ist Geschäftsführer des VW Autohauses Elitzsch in Kamenz, das wiederum ist unter anderem in Görlitz präsent. Das Unternehmen hat acht Autohäuser, 330 Mitarbeiter und ist damit der größte Händler für VW und Audi in Ostsachsen. Nach den Schlagzeilen zu Schummelsoftware und nach dem Dieselgipfel ist Uwe Simmang überzeugt: „Ein moderner Diesel ist auch nicht umweltschädlicher als ein moderner Benziner.“ Der eine produziere Co2, der andere Stickstoff. „Aber im Verhältnis zu anderen Umweltschadquellen müssen sich Autofahrer nicht an den Pranger stellen lassen“, so Uwe Simmang. 80 Prozent seiner Kunden mit Diesel fahren demnach ihren Wagen nach wie vor überzeugt, die anderen 20 Prozent seien vorsichtiger geworden. Vor der „Dieselkrise“ seien die Verkaufszahlen in etwa gleich verteilt, je zur Hälfte Diesel und Benziner. Einige der früheren Dieselfahrer würden nun die Entscheidung für ein neues Auto erst einmal verschieben. „Oder sie kaufen einen Benziner oder einen Hybrid, obwohl sie viel fahren. Das ist aber nicht immer die wirtschaftlich sinnvollste Alternative“, so Uwe Simmang. Bisher gab es eine einfache Rechnung: Wer weniger als 15 000 Kilometer im Jahr das Fahrzeug nutzte, kaufte einen Benziner. Pendler und Vielfahrer entschieden sich in der Regel dann doch für einen Diesel. Ähnlich wie im Görlitzer Autohaus Arndt macht sich Uwe Simmang allerdings Sorgen um das Gebrauchtwagengeschäft. Die Autohäuser von Elitzsch haben bisher oft Dieselfahrzeuge verleast, nach drei Jahren Nutzung zurückgenommen. Dann gingen sie in den Verkauf. „Das Überangebot ist in einigen Fahrzeugsegmenten bedenklich“, sagt Uwe Simmang. Dass man aber einen Diesel nicht mehr verkauft bekomme, sei nicht richtig.

So sieht es auch sein Kollege Bernd Budi in Görlitz. Er denkt vor allem daran, was die Zukunft noch an Einschränkungen bringen wird. „Wenn wir jetzt einen Diesel mit Euronorm sechs verleasen, dann in ein paar Jahren zurückbekommen, gilt wahrscheinlich schon Norm sieben oder sogar acht“, sagt er. Unter diesen Bedingungen ist dann der Weiterverkauf schwierig, ahnt der Chef des Görlitzer Autohauses. Er hält die Diesel-Hysterie generell für falsch. „Da  stecken weltweite Interessen dahinter, und die Kunden müssen es ausbaden“, sagt der Auothaus-Chef.