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Görlitzer Bier wird Touristenattraktion

Seit gestern hat Landskron ein Besucherzentrum. Pläne für ein Hotel gibt es auch. Das hat in Görlitz keine andere Firma.

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Von Sebastian Beutler

Dass die Landskron Brauerei schon seit längerem auf Besucher und Touristen setzt, ist nicht neu. In dieser Woche schauten sich erst wieder Klassen von vier verschiedenen Schulen in der Brauerei um, aus Oderwitz, aus Boxberg und natürlich aus Görlitz. Die Kulturbrauerei steht genauso dafür wie auch die Brauereiführungen. Doch nun können die rund 100.000 Brauerei-Gäste auch noch in ein Besucherzentrum einkehren, das Landskron genießen und die eine oder andere Flasche in Liebhaber-Verpackungen kaufen. Bislang mussten die Touristen, die mit dem Stadtschleicher einen Stopp in der Brauerei machten, im Freien das Glas erheben. Das wollte sich Landskron nicht länger anschauen. Denn: „Wir leben nicht nur von den Einwohnern der Stadt, sondern auch von Touristen“, sagt Landskron-Geschäftsführerin Katrin Bartsch. Um die Bedeutung der Tourismus-Sparte für Landskron zu unterstreichen, reisten auch die Eigentümer Heidrun und Rolf Lohbeck aus Schwellm an. Und erneuerten ihre Zusage, an der Brauerei festzuhalten. „Ich habe den Kauf des Unternehmens noch nicht einen Tag bereut“, sagt Lohbeck und versichert: „Wir wollen klappern, Werbung machen, nicht nur in Görlitz.“ Und kündigte gleich an, der Stadt Pläne vorlegen zu wollen, das Verwaltungsgebäude künftig als Hotel ganz und gar für Touristen zu nutzen.

Für die Eröffnung des neuen Besucherzentrums der Landskron Brauerei kamen auch die Eigentümer Heidrun und Rolf Lohbeck nach Görlitz. Foto: Nikolai Schmidt
Für die Eröffnung des neuen Besucherzentrums der Landskron Brauerei kamen auch die Eigentümer Heidrun und Rolf Lohbeck nach Görlitz. Foto: Nikolai Schmidt

Die Landskron Brauerei nimmt damit auch einen generellen Trend auf. Besucherzentren in Unternehmen mit beliebten Produkten entstehen reihenweise. Erst vor kurzem eröffnete in Herrnhut eins für die Herrnhuter Sterne. Sehr beliebt sind auch gläserne Fabriken. Das Süßwarenunternehmen Katjes investierte vor Jahren in Potsdam in eine solche Anlage. Seitdem kommt keine Familie mit kleineren Kindern an der Fabrik vorbei, die der Besucher nur über ein werkseigenes Geschäft verlassen kann. Mittlerweile steht diese Schaufabrik auch in Reiseführern wie Marco Polo. Auch Riesa Nudel bedient auf diese Art seine Fans.

In Görlitz freilich geht zunächst einmal die Landskron Brauerei voran. Andere wollen im Moment auch noch nicht folgen. Mathias Hoinkis kennt zwar die Katjes-Fabrik. Auch findet der Geschäftsführer der gleichnamigen Süßwarenfabrik in Görlitz sie als Flaggschiff von Katjes gut gemacht. Doch lasse sich das mit seinem Unternehmen nicht vergleichen. „Wir arbeiten auch in Lohnproduktion für Handelsketten und andere -marken. Da ist es von den Auftraggebern nicht erwünscht, dass Besucher das sehen.“ Die Hauptwerke von Katjes seien für Gäste tabu. Hoinkis müsste eine Extra-Halle für die Produktion von Liebesperlen errichten, um dem weitaus größeren Wettbewerber zu folgen. Obwohl das Interesse beim Tag der offenen Tür im vergangenen Jahr groß war, lohnt sich dann dieser Aufwand momentan noch nicht. Hoinkis ist aber offen, solche Veranstaltungen wie den Tag der offenen Tür in der Zukunft zu wiederholen. Vielleicht entsteht ja auch ein Betriebsmuseum.

Auch Anemone Müller-Großmann will ihre Pralinenproduktion nur im kleinen Rahmen Besuchern vorstellen. Dafür veranstaltet sie Seminare, die gerade in der Weihnachtszeit sehr beliebt sind. „Dann zeige ich den Gästen, wie ich die Pralinen zubereite“, sagt sie. Aber alles andere wäre ihr eine Nummer zu groß. „Ich will ein Lebensgefühl den Leuten mitgeben, keine Pralinen verschicken. Das müssen sie sich immer wieder bei mir abholen.“ Deswegen steht bei ihr im Zentrum der einheimische Gast. Eine schwere Aufgabe, findet sie. „Denn den muss ich immer wieder begeistern, damit er wiederkommt.“ Andere Confiserien wie Felicitas im südbrandenburgischen Hornow setzen schon auf Touristen und haben dort auch ein Besucherzentrum eingerichtet.

Touristisch hätte es sicher auch seinen Reiz, wenn weitere Unternehmen aus der Genussmittel-Branche in der Region den Vorreitern folgen würden. Denn dann könnten Pakete für die Gäste wie eine Gourmet-Reise durch die Oberlausitz geschnürt werden. Landskron jedenfalls hat sich vorgenommen, in den nächsten fünf Jahren deutlich mehr Gäste durch die Brauerei zu führen. Sind es derzeit 12.000, die sich pro Jahr in die 18 Meter tiefen Gewölbekeller bemühen, so sollen es dann rund 20.000 sein. Auf ein Wort