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Görlitzer Bäcker erweitert sein Geschäft

Das Familienunternehmen Wittig übernahm neue Filialen und baut am Görlitzer Obermarkt. Letzteres ist gar nicht so einfach.

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© Rafael Sampedro

Von Matthias Klaus

Das sieht ja mal lecker aus: eine Torte, gespickt mit Früchten, Schokostreuseln, da erkennt man die Handarbeit. „So ist das eben in einem Familienbetrieb“, schmunzelt Fanny Gilge. Sie ist Verkäuferin und Sprecherin des Unternehmens. Der Chef wiederum ist Konditor, zaubert die leckeren Kreationen, der Juniorchef kümmert sich um Brot und Brötchen. Die Torte aus Chef-Hand steht bei Fanny Gilge in der Edeka-Filiale in Bernstadt.

Hier hat die Bäckerei Wittig aus Görlitz eine von zwei neuen Filialen eröffnet. „Wir haben hier drei neue Arbeitsplätze geschaffen“, sagt Fanny Gilge. Vor ein paar Tagen wurde im Vorraum des Supermarktes noch gearbeitet, unter anderem eine neue Theke eingebaut. Die Filiale in Bernstadt wurde neben der an der Dresdner Straße in Görlitz von Wittigs bezogen. Edeka war auf die Bäckerei zugekommen, hatte angefragt, ob die Görlitzer Interesse hätten, die beiden Standorte zu übernehmen. Das hatten Wittigs. Bäckerei-Filialen und große Märkte – das passt, so die Meinung im Unternehmen. Man könne von vornherein mit mehr Publikumsverkehr rechnen.

Ein Grund ist sicherlich die Bequemlichkeit der Kunden: Der Extra-Weg zum Bäcker beim Einkaufen entfällt. Die Bäckerei Schwerdtner aus Löbau hat dafür in den beiden Filialen das Feld geräumt. In Bernstadt zog sie in den neuen Netto-Markt an der Ostritzer Straße. Ein Grund: mehr Platz, ein anderer: eine bessere Präsentation und Öffnungszeiten auch am Sonntag. In der Wittig-Filiale an der Dresdener Straße in Görlitz sollen künftig ebenfalls drei Kolleginnen arbeiten, sagt Fanny Gilge. Zwei kommen aus dem Café am Obermarkt. Das wird derzeit aufwendig saniert. „Damit die Kolleginnen nicht arbeitslos werden, wurden sie erst einmal an die Dresdener Straße versetzt“, so die Sprecherin des Familienunternehmens.

Das Familienunternehmen Wittig wurde 1958 in Görlitz durch Bäckermeister Lothar Wittig auf der Konsulstraße gegründet. Sein Sohn und Bäckermeister Detlef Wittig übernahm eine eigene Bäckerei 1984 an der Rauschwalder Straße. Seit 1992 arbeitet wiederum sein Sohn, Dirk Wittig, nach einer Lehre in Düsseldorf im Rauschwalder Betrieb mit. Dirk Wittig brachte Erfahrungen aus dem Westen der Republik mit, erweiterte die Produktpalette und kümmerte sich um den Ausbau der Firma.

Heute beschäftigen Wittigs rund 30 Mitarbeiter, darunter vier Bäcker, die sich um Brot und Brötchen kümmern. Zwei Fahrer liefern die fertigen Backwaren aus. Der Familienbetrieb unterhält sechs Filialen. „Wahrscheinlich wird die Zahl der Fahrer auf drei steigen“, sagt Fanny Gilge – auch mit Blick auf die Filiale in Bernstadt. Die Görlitzer Firma wuchs nach und nach. 1999 übernahm Bäckermeister Dirk Wittig den väterlichen Betrieb und zog mit der Produktion an die Rauschwalder Straße. Bis heute liegt das Bäcker-Geschäft in den Händen von Dirk Wittig und seiner Frau Anke.

Am Obermarkt steht nun für die Bäckerei Wittig derzeit eine Grundsanierung des Cafés an. Seit etwa zwei Jahren wurde im Unternehmen immer wieder darüber gesprochen. Eine Erneuerung sei schon längst überfällig, sagt Fanny Gilge. Der Standort sei natürlich ein spezieller. „Wir wollten zum einen ein modernes Café, zum anderen muss es zum Flair des Obermarktes passen“, sagt sie. Und so wird im Retro-Stil gebaut. Alles musste raus, eine neue Theke kommt rein, in weiß, außerdem neue Sitzgelegenheiten und, und, und. Etwa 35 Sitzplätze wird es künftig geben, einige auf Sitzbänken. Das könne aber noch variiert werden.

Über die Gestaltung des Cafés durfte bei Wittigs kräftig mitgesprochen werden. „Ich habe auch meine Ideen eingebracht“, lacht Fanny Gilge. Vom Ladenbauer bis zum Fußbodenleger – viele Experten haben bei der Planung zusammengesessen, sagt sie. Künftig soll sich auch das Angebot ein wenig ändern. Unter anderem werden kleine Häppchen, Kanapees angeboten. „Generell wird es eine größere Auswahl geben“, sagt Fanny Gilge. Zum Beispiel auch zum Frühstück, mit Spiegel- und Rührei. „Kunden hatten immer wieder danach gefragt.“ Zwei Monate dauern die Bauarbeiten am Obermarkt, voraussichtlich am 1. März soll das Café neu eröffnet werden.

In Bernstadt haben es sich die Görlitzer jedenfalls schon mal hübsch gemacht. Zwei Tische samt Stühlen stehen jetzt hier bei Edeka, laden zum Kaffeetrinken ein. Das hatten sich auch Besucher gewünscht, sagt Fanny Gilge. Und vielleicht greift dann der eine oder andere zum Kaffee nach der besonderen, leckeren Chef-Torte aus dem Haus Wittig.