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Görlitz schnieft und hustet

Erkältungen sind deutlich auf dem Vormarsch. Auch erste Influenzaviren wurden in den Laboren schon nachgewiesen.

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Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Es geht erst los, sagt Dr. Roger Hillert vom Medizinischen Labor Ostsachsen. Dabei hustet und schnieft es doch schon an jeder Ecke. Kaum ein Görlitzer, der nicht einen verschnupft klingenden Kollegen hat oder jemanden in der Familie, der krank geschrieben ist. Daran aber sind zurzeit vor allem die hartnäckigen Erkältungsviren Schuld, die sich seit Wochen wacker halten und von Einem zum Nächsten wandern.

Dr. Roger Hillert ist Facharzt für Mikrobiologie.
Dr. Roger Hillert ist Facharzt für Mikrobiologie. © nikolaischmidt.de

Schon vor Weihnachten war die Zahl der Erkälteten mit etwa 600 Fällen pro Woche stark angestiegen. Die Weihnachtsferien brachten zwar die erhoffte Entspannung, als es nur noch 153 Fälle waren. Aber schon die ersten Tage des neuen Jahres ließen die Zahlen wieder explodieren.

Und trotzdem ist das vermutlich noch nicht das Ende der Fahnenstange: „Wir haben noch keine Hochphase, schon gar keine Epidemie“, so Roger Hillert. „Jedenfalls nicht bei der Influenza, da gibt es gerade mal die ersten Fälle.“ Hillert und seine Kollegen untersuchen die Nasen- und Rachenabstriche, die in den Arztpraxen genommen werden. Vor allem von Kindern sind die Tests, berichtet Hillert. Dort laufe die Diagnostik genauer, Eltern wollen genau wissen, was der Nachwuchs hat. So hat die Außenstelle des Medizinischen Labors Ostsachsen, die im Carolus-Krankenhaus ist, am Montag immerhin 27 Proben auszuwerten gehabt. Das dauert schon seine Zeit, schließlich müssen alle Proben erst so aufbereitet werden, dass daraus das Erbmaterial frei gelegt werden kann. Und doch muss es hintereinander weg gehen. Schließlich warten nicht nur Arztpraxen auf Befunde, sondern auch Krankenhäuser, vor allem die Kinderklinik. Wenn ein krankes Kind eingeliefert wird, müsse man schon schnell wissen, ob es einen Infekt hat oder etwas anderes.

Das können die Mikrobiologen, wie Hillert einer ist, heutzutage auch ziemlich genau sagen. Ist von vielen neuen Erregern die Rede, hat Roger Hillert eine recht beruhigende Erklärung dafür: „Früher hieß alles Erkältung. Heute können wir die Erreger dank moderner Technik eben genau benennen. Das bedeutet nicht, dass sie alle neu sind und wir uns große Sorgen machen müssen.“

Ein wenig aber schon, denn laut Hillerts Einschätzung werden die Erkältungs- und Grippezahlen noch deutlich steigen. Das gegenwärtige eisige, aber trockene Wetter verschafft eine kleine Verschnaufpause, denn die Viren schlagen erst bei feuchtem, milden Wetter richtig zu.

Das Gefühl der Atempause hat auch Gisela Steckel von der Mohrenapotheke auf dem Lutherplatz. Zwar fragen die Kunden schon häufig nach Schnupfenmittel und Halsschmerztabletten. „Durch die Kälte haben sich die Viren meinem Empfinden nach aber im Moment ein kleines bisschen zurück gezogen“, sagt sie. Dafür sind ihr aber bei der ersten großen Erkältungswelle vor Weihnachten schwerere Verläufe der oberen Atemwegserkrankungen aufgefallen, die sich häufig auf die Ohren legten.“

So lautet auch die Prognose aus dem Gesundheitsamt des Landkreises: Im Februar ist noch mit einer Steigerung der Influenza-Zahlen zu rechnen. Auch wenn Marion Zwahr vom Sachgebiet Infektionsschutz einschätzt: „Die Influenzaerkrankungen werden in diesem Jahr nicht so hoch, wie im Jahr 2014/2015 erwartet.“ Das könnte auch deshalb ein Segen sein, weil die Görlitzer Bevölkerung impfmüder geworden ist. Zumindest gegenüber dem Vorjahr sei die Zahl der durchgeführten Influenzaschutzimpfungen in der Impfstelle des Gesundheitsamtes niedriger. Zu spät ist es dafür auch jetzt noch nicht. Grippeimpfstoff ist im Gesundheitsamt auf der Reichertstraße noch vorhanden.

Im Gesundheitsamt (Reicherstraße 112) können sich die Görlitzer jeden Dienstag, in der Zeit von 14 bis 17.30 Uhr, gegen Influenza impfen lassen.