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Görlitz plant 800 Parkplätze am Berzdorfer See

Zunächst muss sich die Stadt aber um Straßen, Rettungstürme und Uferschutz kümmern. An der Blauen Lagune dagegen ist schon viel Platz für Autos.

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© Matthias Weber

Von Sebastian Beutler

Der Winter ist noch gar nicht richtig angebrochen, da hoffen die Investoren schon wieder auf ein baldiges Frühjahr. Das ist auch am Berzdorfer See nicht anders. Schon gar nicht beim Bergbausanierer LMBV. Denn wenn sich der Schnee und Frost verzogen haben, dann will das Unternehmen am Nordufer richtig losgehen und eine neue Straße bauen, die den Nordstrand mit der Straße von Weinhübel nach Kunnerwitz verbinden wird. „Die bauvorbereitenden Arbeiten sind abgeschlossen“, erklärt LMBV-Sprecherin Stefanie Klein. So sind die Bäume und anschließend die Stümpfe für die rund 1,2 Kilometer lange Trasse nach dem offiziellen Baustart Anfang September gerodet worden. 1,6 Millionen Euro soll die Straße kosten. Die LMBV rechnet damit, dass das Bauwerk im Herbst nächsten Jahres fertiggestellt ist.

Ursprünglich sollte über die Straße der geplante Campingplatz am Nordstrand erreicht werden. Doch ob er je kommen wird, ist völlig unklar. Nach SZ-Informationen treibt die Stadt die Überlegungen für den Campingplatz im Norden des Sees nicht mehr voran. Stattdessen konzentriert sich die Stadt, vor allem ihre Tochter Kommwohnen, auf das Hafengelände und die Halbinsel in Tauchritz. Kommwohnen-Chef Arne Myckert bestätigte bereits im Sommer die Absicht, den Südrand des Hafenbassins mit Häusern zu bebauen – sowohl für Touristen als auch für Einwohner, die auf Dauer am See leben wollen. Er verspricht sich dadurch auch einen Gewinn an Sicherheit. Denn für potenzielle Diebe steigt das Risiko, wenn sie immer – also auch in der dunklen Jahreszeit – damit rechnen müssen, am See auf Menschen zu treffen.

Allerdings spricht die Stadt auch immer wieder mit Privatinvestoren, die sich ebenso ein Engagement auf der Halbinsel oder am Hafen vorstellen können. So reiste eine städtische Delegation am 1. Juli nach Polen. Ihr gehörten der OB, interessierte Stadträte, die See-Beauftragte und der Sprecher des Rathauses an. Über die Reise hat das Rathaus erst jetzt auf SZ-Nachfrage informiert. Dabei trafen die Görlitzer einen Investor, der bereits in Karpacz und im Hirschberger Tal Ferienanlagen errichtet hat. Für die Halbinsel oder das Umfeld des Hafens konnte sich der Investor den Bau eine Hotel- oder Ferienanlage vorstellen. Doch seitdem ist es nicht mehr so recht vorangegangen. Während Stadt-Sprecher Wulf Stibenz sagt, dass mit dem Investor „gezielt-terminierte Gespräche“ stattfinden, heißt es von anderen Beteiligten: „Der Investor hat sich zurückgezogen“.

Wie es da weitergeht, ist offen. Ein weiteres drängendes Vorhaben sind mehr Parkplätze an den Görlitzer Stränden, nachdem Schönau-Berzdorf in der Blauen Lagune für genügend Parkraum gesorgt hat. Dort ist jetzt auf drei Stellflächen Platz für rund 560 Autos. Zuletzt ist hinter den neuen Parkplätzen an der Lagune noch eine weitere, unbefestigte Ausweichfläche angelegt worden. Mittlerweile gibt es Görlitzer Pläne für den Bau von Parkplätzen sowohl an der Strandpromenade am Nordoststrand als auch am Nordstrand und am Parkplatz Am See in Hagenwerder. Zusammen könnten diese Projekte eine Kapazität von 800 Stellplätzen haben. Das geht aus Papieren hervor, die kürzlich bei einem Spitzentreffen der Görlitzer Großen Koalition mit der Rathausspitze vorgelegt wurden. Die Stadt kann die Vorhaben aber nur verwirklichen, wenn sie Fördermittel aus verschiedenen Programmen erhält. Denn für den Bau der drei Parkplätze rechnet die Stadt mit Kosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Perspektivisch könnten auch weitere Parkplätze an einer Sportfläche in Deutsch Ossig entstehen, die ebenso vorgesehen wird. Und der provisorische Parkplatz am Pließnitzeinleiter soll zu einem richtigen ausgebaut werden.

Doch das ist alles Zukunftsmusik, in den nächsten ein, zwei Jahren wird davon kaum etwas verwirklicht werden können.

Die LMBV konzentriert sich im nächsten Jahr auf den Bau von zwei Rettungsstationen an der Halbinsel und am Nordstrand. Eigentlich sollten sie bereits stehen, doch die Angebote lagen 70 000 Euro über den Plänen, die knapp 500 000 Euro vorsahen. Das Vergabeverfahren wurde gestoppt und soll im nächsten Jahr neu gestartet werden. „Ziel ist es, in der kommenden Saison mit dem Bau beginnen zu können“, sagt LMBV-Sprecherin Stefanie Klein. Ein weiteres Anliegen ist der bessere Schutz des Nordoststrandes vor der Kraft der anlandenden Wellen. Sie nehmen den schönen Sand mit und lagern ihn auf dem Seegrund ab. So droht ganz langsam, eine Insel vor dem Strand zu entstehen. Außerdem branden die Wellen ungebremst auf das neu gestaltete Ufer des Sees. Um das künftig zu verhindern, ist eine Wellenschutzanlage vorgesehen. Die Stadt will aber vor dem Bau erst prüfen lassen, wie dieser bergmännisch erforderliche Uferschutz touristisch aufgewertet werden kann. Doch noch kann die Studie nicht in Auftrag gegeben werden, weil die Förderung noch offen ist.

Vermutlich nächstes Jahr kann aber der Weg zwischen dem Bahnhof Hagenwerder und dem Hafen gebaut werden. Die Ausschreibung wird von der LMBV vorbereitet.