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Görlitz hat einen neuen Club

Mike Fey ist in der Annengasse der fünfte Betreiber. Er hat alles neu gemacht – und will länger bleiben als die Vorgänger.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Die eigenen Gäste waren es, die den Impuls gaben. „Wenn ich in der La Habana Bar am Untermarkt gekellnert habe, wurde ich oft von Gästen gefragt, wo sie in Görlitz am späteren Abend noch gepflegt weggehen können“, sagt Mike Fey. Eine passende Antwort hatte er nie auf Lager. Die meisten Clubs, die lange offen haben, wenden sich eher an die Jugend, die gern feiern will. Aber einfach als Ehepaar irgendwo spätabends eine Flasche Wein trinken und vielleicht zu Schlager tanzen? Da wusste der Gastronom keinen Rat.

Jetzt weiß er einen: Er hat am 1. November in der Annengasse 1 die „Fox-ClubLounge“ eröffnet – auf den Tag genau neun Jahre nach der „La Habana Bar“ am Untermarkt, die er auch künftig weiter betreibt. Beides soll sich keine Konkurrenz machen. In die Bar am Untermarkt passen nur 15 bis 20 Gäste, dort gibt es Cocktails. In der neuen „Fox-Club-Lounge“ hingegen setzt der 47-Jährige auf Wein, Longdrinks, hochwertige Spirituosen und ein paar kleine Speisen. Dazu gibt es Discofox, Schlager und in der Mitte eine Tanzfläche, die von den Gästen durchaus angenommen wird. Geöffnet ist fünf Tage pro Woche: Dienstag bis Donnerstag, 19 bis 23 Uhr, ist jede Altersgruppe willkommen. Am Freitag und Sonnabend, jeweils ab 19 Uhr (und open end) hingegen setzt Mike Fey auf das Ü-30-Publikum. Offiziell zumindest: „Wir lassen auch 25-Jährige rein, aber nur, wenn sie sich benehmen.“ Soll heißen: Die „Fox-Club-Lounge“ will keine Partykneipe sein, kein Ort zum Rumkrakeelen. Wer dagegen im gehobeneren Ambiente tanzen will, kann auch kommen, wenn er noch unter 30 Jahre ist. Am Wochenende gibt es Türsteher, die dafür sorgen, dass Jugendliche oder Betrunkene nicht hineingelangen.

Mike Fey will mit dem Lokal länger durchhalten als seine Vorgänger. Johannes Witoschek eröffnete hier noch in den 1990er Jahren die Bar „Blues“, daraus wurde 2003 die „Orangerie“, später die Bar „No Name“ und im Dezember 2015 schließlich die „Alpha-Lounge-Bar“, in der sich vornehmlich junges Publikum traf, um Wasserpfeife zu rauchen. Nur ein Jahr hielten die Betreiber durch, im Dezember 2016 war wieder Schluss. Seither stand das Lokal leer. Mike Fey hat Anfang September mit dem Umbau begonnen. Viel Geld hat er seitdem investiert – und das meiste allein gemacht. „Ich habe wirklich alles komplett rausgerissen, sogar den Tresen, den Fußboden und die Heizkörper“, sagt er. Den Stil der „Alpha-Lounge-Bar“, die komplett in schwarz, weiß, grau und silber eingerichtet war, wollte er auf keinen Fall übernehmen. Jetzt sind rot und weiß die dominierenden Farben, alles wirkt viel heller und freundlicher als bei den Vorgängern.

Die Raumstruktur ist natürlich geblieben: Die Bar steht am Eingang, dann geht es ein paar Stufen nach oben in den Hauptraum mit der Tanzfläche. Nach hinten schließt sich ein kleinerer Raum an, der in hellen Tönen gestrichen ist und einen Bildschirm an der Wand hat. „Hier passen 25 bis 30 Leute rein, den Raum kann man zum Beispiel auch für Geburtstage mieten“, sagt Mike Fey. Für größere Veranstaltungen, Seminare etwa, würde er auch das gesamte Lokal mit insgesamt 65 Plätzen vermieten.

Mit Beginn der warmen Saison irgendwann im Frühling soll noch die Außenterrasse dazukommen. „Dann will ich schon ab 13 Uhr öffnen und Kaffee und Kuchen anbieten“, sagt der Inhaber. Die Terrasse ist schattig – gerade an heißen Sommertagen rechnet er hier mit Zuspruch.

Drinnen hingegen läuft es schon jetzt ganz gut an. „Zur Eröffnung war einiges los, auch viele Bekannte waren da“, sagt er. Danach wurde es erst einmal ruhig, aber jetzt kommen von Wochenende zu Wochenende mehr Gäste, sagt der Inhaber: „Es spricht sich allmählich rum.“ Unter der Woche hingegen sei die Resonanz bisher noch verhalten, obwohl es dann keine Altersbeschränkung gibt. Künftig wollen der Inhaber und seine sechs Angestellten auch mit DJs arbeiten. Am 25. Dezember soll es eine Tanzparty mit 80er- und 90er-Jahre-Musik sowie Schlager geben, sechs Tage später eine Silvesterparty und irgendwann im neuen Jahr dann auch mal eine Ladys-Night und eine Travestie-Show.

Die La-Habana-Bar am Untermarkt ist derzeit nur Freitag und Sonnabend geöffnet, ein bis zwei Angestellte sind dort. „Im Sommer machen wir aber auch dort wieder unter der Woche auf“, sagt Mike Fey. Er selbst will dauerhaft zwischen beiden Lokalen hin- und herpendeln: „Ich bin immer dort, wo Bedarf ist.“ Um das jeweils andere Lokal kümmern sich die Angestellten.