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Görlitz braucht eine weitere Schule

Die Stadt rechnet bis 2021 mit 250 zusätzlichen Oberschülern. Jetzt läuft die Suche nach einem guten Schulstandort.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

In erster Linie ist es ein erfreuliches „Problem“: In Görlitz leben wieder mehr Kinder, die vier Oberschulen reichen nicht mehr aus. „Bei Grundschulen, Gymnasien und Förderschulen sehe ich dagegen aktuell keine Probleme“, sagt Oberbürgermeister Siegfried Deinege. Bei den Oberschulen aber rechnet er mit 250 zusätzlichen Kindern bis zum Jahr 2021. Deshalb erklärt er jetzt erstmals öffentlich: „Wir brauchen eine zusätzliche fünfte Oberschule.“

Rathausintern laufen die Beratungen dafür schon seit einiger Zeit. Auch mit den Leitern der Görlitzer Oberschulen und der Sächsischen Bildungsagentur – dem früheren Regionalschulamt – gibt es bereits ein Gesprächsergebnis: Ja, die fünfte Oberschule ist tatsächlich nötig. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie. Dazu hat Deinege jetzt drei Fragestellungen entworfen, die alle bis Februar geklärt werden sollen. Erstens: Wann wird es wie viele Schüler geben, also wie schnell muss die neue Schule fertig werden und welche Übergangslösungen sind bis dahin nötig? Zweitens: Wo soll die neue Schule stehen? Und drittens: Soll ein Gebäude saniert werden, soll eine bestehende Schule einen Anbau erhalten oder soll es einen Neubau an einem neuen Standort geben? Wenn Zeitplan, Ort und Bauweise geklärt sind, geht es zusammen mit dem Kultusministerium um die Frage, wie der Bau finanziert werden kann.

Deinege tendiert zum Neubau, entschieden ist das aber noch nicht. Und er tendiert zur Innenstadt, denn dort leben die meisten Kinder. Rauschwalde wäre aber auch eine Option. Ausgerechnet in der Innenstadt hat die Stadt vor zwei Jahren eine leer stehende alte Schule verkauft. Das Haus an der Cottbuser Straße wird derzeit als Laborgebäude saniert.

War es also falsch, diese Schule zu verkaufen? Ja, glaubt zumindest CDU-Fraktionschef Dieter Gleisberg. „Ich war damals im Verwaltungsausschuss der Einzige, der gesagt hat, vielleicht brauchen wir mal wieder eine Schule in einem Wohngebiet“, erinnert er. Es wollte aber keiner auf ihn hören: „Alle waren froh, dass sie die Schule los sind.“ Ob die Cottbuser als Hauptverkehrsstraße wirklich der optimale Ort für eine Schule wäre, vermag er nicht einzuschätzen: „Aber auf jeden Fall wird eine Schule in der Gegend mehr gebraucht als zum Beispiel in Königshufen“, so Gleisberg.

Gründe für die steigenden Schülerzahlen gibt es viele. OB Deinege erklärt, es gebe „einen sprunghaften Zuwachs bei der eigenen Entwicklung, beim Zuzug aus der Region, bei Asylbewerbern und, nicht zuletzt, bei polnischen Familien.“ Das lässt sich schon jetzt gut erkennen. An der Oberschule Rauschwalde lernten im Vorjahr 370 Schüler, Anfang dieses Schuljahres schon 401. An den drei anderen staatlichen Görlitzer Oberschulen sieht es ganz ähnlich aus. An der Oberschule Innenstadt lernen 451 (voriges Jahr 429), in der Melanchthon-Oberschule 420 (voriges Jahr 389) und an der Scultetus-Oberschule 336 (voriges Jahr 300). Ausländische Schüler sind auf die Schulen verteilt worden. Auch der Neubau ist nicht nur für die Ausländer gedacht. „Wir wollen eine gleichmäßige Verteilung auf alle Oberschulen“, so der OB.

Die Stadt hat schon im vorigen Sommer auf die steigenden Schülerzahlen reagiert – und auf dem Rauschwalder Schulhof drei Container als zusätzliche Klassenzimmer aufgestellt, zunächst befristet auf ein Jahr. „Wir werden diese Container auf jeden Fall für ein zweites Schuljahr verlängern“, sagt Deinege jetzt. Die genauen Schülerzahlen stehen zwar noch nicht fest, aber er will nicht ausschließen, dass auch noch ein vierter Container benötigt wird.

Für den Übergang sei das eine sinnvolle Lösung, die auch im Winter funktioniere: „Die Container sind sehr gut gedämmt.“ Schulleiter Volker Rienäcker bewerte die Container auch im Winter positiv, sagt Deinege. Die Schüler selbst hatten sich im August ganz anders geäußert. Jetzt wollte die SZ erneut mit den Rauschwalder Schülern sprechen. Eine Presseanfrage dazu hat die Schule aber seit Mittwochvormittag unbeantwortet gelassen.