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Görlitz als Qualitätsstadt bleibt in der Warteschleife

Der Tourismusverein wirbt für das anerkannte Zertifikat. Aber noch fehlen Unternehmen, die mitmachen.

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© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Es hat sich gelohnt – so fasst Daniel Reichstein seine Erfahrungen mit dem Q-Siegel zusammen. „Es war zum Teil schwierig, man muss sich reinarbeiten, das gesamte Team mit einbinden“, schilderte der Geschäftsführer von Little John Bikes in Görlitz jetzt seine Erfahrungen während des jüngsten Händler-Stammtisches des Aktionsrings Görlitz. Letztendlich, sagt Daniel Reichstein, bekommt man einen Spiegel vorgehalten: Wie arbeitet das Unternehmen, wie effektiv, was kann wie an den Abläufen im Betrieb verbessert werden. „Es hat echt geholfen“, ist sein Fazit.

Das Q-Siegel, Görlitz als Qualitätsstadt: Katrin Bartsch wirbt dafür während des Händlerstammtisches. 25 Betriebe in Görlitz müssten mitmachen, damit sich die Stadt aktuell Qualitätsstadt nennen darf. Derzeit sind es 15 Unternehmen. „Die Qualitätsstadt steht in unseren Vereinszielen“, sagt die Chefin des Tourismusvereins Görlitz. Wie das Ziel zu erreichen ist, dazu gebe es auch schon Ideen, Qualitätsstammtische beispielsweise, Diskussionsrunden. Dass das Q-Siegel für Unternehmen durchaus eine Herausforderung ist, weiß Katrin Bartsch. Sie möchte nun auch die Stadtpolitik für das Thema gewinnen, etwa Gespräche mit den Fraktionschefs im Stadtrat führen. Katrin Bartsch sieht Senftenberg als Vorbild. „Dort hat sich die Stadt hinter das Vorhaben gestellt“, sagt sie. In Senftenberg habe zudem die Kommune den interessierten Betrieben finanziell unter die Arme gegriffen. Denn billig ist das Qualitätssiegel nicht.

Drei Stufen der Zertifizierung gibt es. Je nach Unternehmensgröße ist eine Gebühr fällig. In Stufe eins beläuft sich die zum Beispiel für ein Unternehmen mit ein bis fünf in Vollzeit beschäftigten Mitarbeitern auf 295 Euro, plus Mehrwertsteuer. Das ist die günstigste Variante. Das Qualitätssiegel gilt dann für drei Jahre. Dieser erste Schritt nennt sich „Sensibilisierung“, es folgt Stufe zwei „Messen und Bewerten“ und schließlich Nummer drei das „Qualitätsmanagement-System“. Die Initiative „Servicequalität“ startete 2001 in Baden-Würtemberg. Im Laufe der folgenden Jahre weitete sie sich auf ganz Deutschland aus. Derzeit gibt es ungefähr 4 000 zugelassene Betriebe der unterschiedlichsten Branchen mit Q-Siegel. In Görlitz gehört beispielsweise die Europastadt dazu, Görlitz-Tourist, das Kartoffelhaus, die Jugendherberge Altstadt, die Obermühle, das Tuchmacher, Taxi-Menzel samt Stadtschleicher.

„Die Zertifizierung kostet Zeit und Geld. Aber aus unserer Sicht lohnt es sich“, sagt Katrin Bartsch. Die Chefin des Tourismusvereins hätte gerne Einrichtungen wie das Rathaus, Museen mit im Boot.

Thomas Schynol, Chef des Händlervereins Aktionsring Görlitz, steht dem Zertifikat aufgeschlossen gegenüber. Er hofft, dass sich weitere Händler in der Stadt dem Q-Siegel stellen werden. „Zu Görlitz gehören schließlich nicht nur Banken, Gastronomie- und Beherbergungsunternehmen, sondern auch die ansässigen Geschäfte“, sagt er. Der Aktionsring Görlitz werde jedenfalls den Tourismusverein unterstützen, das Ziel von 25 Qualitätssiegel-Teilnehmern zu erreichen, stellt er in Aussicht. Thomas Schynol selbst betreibt den Mobilcom Shop an der Berliner Straße und ist nicht abgeneigt, sich mit seinem Unternehmen der Zertifizierung zu stellen. Einen Zeitrahmen für eine zweite Stufe der Zertifizierung in der Stadt gebe es derzeit nicht, sagt die Vorsitzende des Tourismusvereins Görlitz, Katrin Bartsch.