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Glühweinpokal für geheimes Familienrezept

Zum elften Mal gibt es die Verkostung in Roßwein, an der sich zwölf Anbieter beteiligten. Der Sieger überrascht niemanden.

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© André Braun

Von Romy Stein

Roßwein. In Mützen und Schals gehüllte Roßweiner schlendern zum Marktplatz. Dorthin, wo sich die Gerüche unterschiedlicher Getränke und Speisen mischen und Kinder auf der Bühne fröhliche Weihnachtslieder singen. Manche warten darauf schon seit Wochen. Jene, die sich mit einem Stand beteiligen und gespannt sind auf die Verkostung ihres Glühweins.

Kleine Künstler ganz groß: Unter anderem standen die Kinder aus der Kita Am Weinberg auf der Marktbühne.
Kleine Künstler ganz groß: Unter anderem standen die Kinder aus der Kita Am Weinberg auf der Marktbühne. © André Braun

Die vor elf Jahren von Tamara Mertinat initiierte Glühweinverkostung ist seither fester Bestandteil sowie Alleinstellungsmerkmal des Weihnachtsmarktes. Die Organisatorin und Marktleiterin wählt auch die Juroren und legt darauf Wert, dass die Bewertung unbefangen und unabhängig stattfindet. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Verein Wetterhöhe 318.

Neben dem Geschmack des Glühweins wird auch dessen Temperatur und Art des Ausschanks sowie die Gestaltung des weiteren Angebots begutachtet. Nicht so ernst nehmen es die meisten Teilnehmer, die sich gegenseitig den Sieg gönnen und der Meinung sind, jeder sollte mal gewinnen.

Die Herangehensweise der zwölf Glühweintest-Teilnehmer ist unterschiedlich. Ob rot, weiß, eigene Mischung oder die pure Version ohne Gewürze – es ist alles dabei. Nahezu von Anfang an dabei ist Familie Ernst, Besitzer von Ernst’s Eis Café & Konditorei Waldheim. Seit 2008 schicken sie einen leicht süßlichen Glühwein nach einem geheimen Familienrezept ins Rennen. Und damit schafften sie es zum zehnten Mal ganz oben aufs Treppchen.

Daniel Weidner von der Fruchtweinmanufaktur Nossen trat mit einem Rhabarberglühwein an. Das Besondere ist die Verwendung vollständig regionaler Produkte sowie die traditionelle eigene Herstellung mithilfe schonender Maischegärung und Reifezeit von mindestens einem Jahr. Da auf Sulfit oder Schönungsmittel wie Gelatine verzichtet wird, bleiben Farbe und Geschmack des Weins ursprünglich.

Die Meinung, dass die Frucht statt Zucker im Vordergrund stehen sollte, vertritt auch Sandra Grohmann vom Getränkehandel Grün-Weiß in Roßwein. Ihr Holzmichel-Glühwein auf traditioneller Rotweinbasis wird in vorgewärmten Tassen ausgeschenkt. Sie wählte den aus der Lausitzer Fruchtverarbeitung stammenden Wein, um ihren Beitrag gegen das gesellschaftliche Zuckerproblem zu leisten.

Das Ehepaar Pätzold (Pünktchen Pub, Roßwein) beginnt schon Wochen vorher mit den Vorbereitungen. Während Jan Pätzold den Stand selbst baut und für die Dekoration zuständig ist, grübelt seine Frau Anja über die richtige Mischung. Im Freundeskreis wird solange verkostet, bis die richtige Rezeptur gefunden ist. Nach einem guten zweiten Platz im letzten Jahr, probierten sie es 2017 erneut, um wieder einen von Keramikmeisterin Katrin Köhler gestalteten Siegerkrug zu ergattern. Da auch Weißweine als Glühweingrundlage immer beliebter werden, schickte Anja Lörtscher ihren Moselglühwein ins Rennen. Versetzt mit Gewürzen und aus eigener Herstellung schaffte es ihr Getränk schon mehrfach aufs Treppchen und diesmal auf Platz zwei. Der mittelsächsische Jugend- und Kulturverein fungierte in diesem Jahr erstmals als Gastronom im Ratskeller und ließ den roten fruchtigen Glühwein des Meißner Herstellers Max Wustlich verkosten. Serviert wurde dieser mit Roßweiner Schmalzbrot und von den Juroren mit einem dritten Platz belohnt.

Weil der Verein nicht nur für, sondern auch mit Jugendlichen Musik machen möchte, bereichern sie mit außergewöhnlichen Angeboten das kulturelle Programm. So standen beispielsweise zwei Brüder am Sonntag mit einer Schlagermusikdarbietung auf der Bühne. Mit dem Chorkonzert von „Frisch auf“ und der Singegruppe der Kita Bussi Bär, dem Weihnachtscafé im Heimatmuseum, der Kinderbackstube mit der Bäckerei Zschiesche, dem Rathauscafé, wofür der Förderschulverein Kaffee und Kuchen stellte, und dem politisch-satirischen Kabarett der „Academixer“ aus Leipzig wurde für jede Alters- und Interessengruppe etwas geboten.

„Auf unserem Weihnachtsmarkt sind Winterartikel eher Mangelware, dafür ist es ein Naschmarkt, wo man gemütlich Freunde treffen und sich am liebevoll ausgewählten Programm erfreuen kann“, bestätigt auch Tamara Mertinat.