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Glühwein, Stachelbier und gute Laune

Die Weihnachtsmärkte in Meißen und dem Landkreis feilen ihre Angebote immer mehr aus. Die SZ hat sich unters Volk gemischt.

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© Matthias Schumann

Von Stephan Hönigschmid und Udo Lemke

Meißen/Radebeul. Endlich ist es wieder soweit. Glühweinduft liegt in der Luft, Lichterglanz erstrahlt von den Tannenbäumen und viele kleine Buden laden zum Verweilen ein. Pünktlich zum Beginn der Adventszeit haben am Wochenende zahlreiche Weinnachtsmärkte in der Region geöffnet. Aus nah und fern strömten die Menschen unter anderem nach Radebeul, Bärnsdorf und Meißen, um sich gemeinsam mit ihren Lieben auf die besinnliche Zeit des Jahres einzustimmen. Die SZ hat sich unters Volk gemischt und die Menschen gefragt, was ihnen an den jeweiligen Weihnachtsmärkten besonders gefällt.

Edmund und Anna Bub lassen sich auf dem Markt in Altkötzschenbroda einen weißen Glühwein von der Hoflößnitz schmecken.
Edmund und Anna Bub lassen sich auf dem Markt in Altkötzschenbroda einen weißen Glühwein von der Hoflößnitz schmecken. © Matthias Schumann
Der Meißner Weihnachtsmarkt lockt indes inmitten der Altstadt mit dem zu einem riesigen Adventskalender umfunktionierten Rathaus.
Der Meißner Weihnachtsmarkt lockt indes inmitten der Altstadt mit dem zu einem riesigen Adventskalender umfunktionierten Rathaus. © Claudia Hübschmann

Radebeuler Weihnachtsmarkt hat die meisten Winzerglühweine

Den Radebeuler Weihnachtsmarkt „Lichterglanz und Budenzauber“ als Geheimtipp zu bezeichnen, wäre wohl eine Untertreibung. Zu etabliert ist er bereits seit Langem. Dennoch spricht das spezielle Flair von Altkötzschenbroda gerade Menschen an, die abseits der anonymen Märkte in den Großstädten einmal etwas anderes erleben möchten.

„Wir sind über das Wochenende zu Besuch. So einen Straßenweihnachtsmarkt kennen wir von zu Hause gar nicht. Bei uns sind die verschiedenen Buden immer kompakt auf einem großen Platz angeordnet. Hier hingegen ist alles so gemütlich“, freut sich Anna Bub (63), die mit ihrem Mann Edmund (68) aus der Nähe von Nürnberg angereist ist. Da der Radebeuler Weihnachtsmarkt mit seinen 95 Marktständen und zehn Winzern, die ihren typischen weißen und roten Glühwein anbieten, der Markt mit den meisten Winzerglühweinen ist, wollten sich Anna und Edmund Bub diesen Genuss auf keinen Fall entgehen lassen.

„Ich trinke besonders gerne den weißen Glühwein“, sagte sie und holte sich am Stand der Hoflößnitz einen 0,2 Liter fassenden Becher für 3,50 Euro. Insgesamt lag das Preisspektrum an allen Ständen zwischen 2 Euro und 4,50 Euro. Teurer wurde es beispielsweise, wenn noch Rum oder Himbeergeist hinzukam oder es spezielle Sorten wie Brombeer- oder Holunderglühwein waren.

In Bärnsdorf schwimmt der Schwibbogen auf dem Teich

Klein, aber fein. So lässt sich der einmal im Jahr stattfindende Weihnachtsmarkt in Bärnsdorf gut beschreiben. Am Sonnabend hatte er wieder geöffnet und überzeugte erneut mit seinem ganz eigenen Charme. Statt Kommerz und seelenlosen Verkaufsständen herrschte eine freundliche und familiäre Atmosphäre.

Da verkaufte der Frauenkreis der Kirchgemeinde unter anderem Mohn-, Heidelbeer- und Zupfkuchen und bot nebenbei auch noch selbst gestrickte Strümpfe an. Und das alles für einen kleinen Preis von jeweils einem Euro für Kaffee und Kuchen. Am Rande ergab sich dann auch noch das eine oder andere nette Gespräch. Ein 55-jähriger Dresdner wusste diese Atmosphäre zu schätzen. „Der Striezelmarkt ist mir viel zu kommerziell. Ich finde es schön, dass in Bärnsdorf alles noch so ursprünglich und vor allem ruhig und entspannt ist“, sagte er.

Hauptattraktion war wie in den Vorjahren der Schwimmbogen auf dem Dorfteich. Als dieser gegen 18 Uhr beleuchtet wurde, kam Stimmung auf. „Der Bogen hat eine Spannweite von 15 Meter und ist fünf Meter hoch“, sagte René Schauer (32), der den Bogen gemeinsam mit seinen Mitreitern vom „Bärnsdorferleben e.V.“ zum achten Mal aufgebaut hat. „Wir haben ihn vorigen Sonnabend zusammengesetzt. Etwa 15 Vereinsmitglieder waren an der Aktion beteiligt“, sagte der Tischler. Ein Hingucker war bei dem schwimmenden Kunstwerk auch die etwa drei Meter hohe Miniaturkirche, die sich unterhalb des Bogens befindet. Sie ist der Dorfkirche im Maßstab 1:10 nachempfunden.

Weil der eintägige Weihnachtsmarkt in dem 600-Einwohner-Dorf im Schnitt 2 500 Menschen anlockt, hatten die Verantwortlichen in diesem Jahr bei der zwölften Auflage die Fläche vergrößert. „Wir haben noch einen Platz hinzugenommen, damit sich alles besser verteilt. Mehr Stände sind es aber nicht geworden. Die haben wir bewusst auf 20 limitiert“, sagte der Finanzchef des Vereins, Frank Schellmann (55).

In Meißen ist das Rathaus der große Adventskalender der Stadt

Beim Weihnachtsmarkt auf dem Meißener Marktplatz gibt es neue Angebote und Angebote, die immer wieder neu sind. Zu Ersteren zählt das Stachelbier, das es erstmals im erstmals aufgestellten Pavillon der Schwerter-Brauerei – in der Schmiede – gab. Stachelbier? Hierzulande unbekannt, ist es in Süddeutschland zur Winterszeit eine gute Tradition: „Dabei wird ein glühender Eisenstab, der Stachel, kurz in ein frisch gezapftes dunkles Bier getaucht.“ Das führt dazu, dass nicht nur der Schaum leicht angewärmt wird, sondern dass die Aromen des Bieres kräftiger schmecken, erklärte André Kreuziger, zuständig für die Gasthäuser der Brauerei in Meißen.

Immer wieder neu, weil nur zur Weihnachtszeit zu haben, sind auch die Bratwürste mit Äpfeln und Zimt in der Hackmasse von der Fleischerei Richter. „Die Leute warten jedes Jahr auf die Wurst, weil sie nur zu Weihnachten zu haben ist“, erklärte die Verkäuferin. Wer dazu einen Glühwein trinken will – die Preise liegen zwischen 2,50 und 3,50 Euro – hat mehr als ein Dutzend Gelegenheiten auf dem Markt. Dieser wartet wieder mit seiner besonderen Attraktion auf. Das Rathaus ist vielleicht nicht der größte, aber einer der schönsten Weihnachtskalender Deutschlands.